Agorakritos, Bildhauer aus Paros, Schüler des Pheidias. Sein Hauptwerk, das Kultbild der Nemesis zu Rhamnus, galt im Altertum lange Zeit für eine Schöpfung des Pheidias, bis Antigonos von Karystos auf einem Broncetäfelchen, das an dem Apfelzweig in der Hand der Göttin befestigt war, die Signatur des wirklichen Meisters entdeckte. Polemon hielt trotzdem an der Urheberschaft des Pheidias fest, indem er behauptete, dass dieser dem A., seinem Lieblingsschüler, sein eigenes Werk abgetreten habe, eine Hypothese, aus der sich in der Folgezeit noch weitere Legenden entwickelten. Plin. n. h. XXXVI 17. Paus. I 33, 2. Strab. IX 396. Zenob. Hesych. Suid. Phot. s. Ῥαμνουσία Νέμεσις. v. Wilamowitz-Moellendorff Antigonos v. Karystos 10ff. Die Statue trug ein mit Hirschen und Niken (geflügelten Artemisfigürchen?) geschmücktes Diadem und hielt in der Linken einen Apfelzweig, in der Rechten eine mit Aithiopenfiguren geschmückte Schale; an der Basis war in Relief die Scene dargestellt, wie Helena von ihrer Pflegemutter Leda ihrer wirklichen Mutter Nemesis zugeführt wird. Der obere Teil des Kopfes ist erhalten und befindet sich im brittischen Museum, s. O. Rossbach Athen. Mitt. XV 1890, 64ff.; auch von den Reliefs der Basis haben sich neuerdings Reste gefunden, Kabbadias Δελτ. ἀρχ. 1890, 115. Stais Ἐφ. ἀρχ. 1891, 63ff. πίν. 8. 9. Auch bei dem Kultbild der grossen Mutter im athenischen Metroon schwankte man [883] zwischen A. und Pheidias. Paus. I 3, 5. Plin. n. h. XXXVI 17. Arrian. peripl. P. Eux. 9. Für Koroneia hatte A. die Kultbilder des Zeus und der Athena Itonia gefertigt. Paus. IX 34, 1. Wenn in dem Parier, dessen Namen bei Paus. I 8, 4 zu Λοκρός verdorben ist, A. stecken sollte, wäre er auch der Meister eines Athenabildes im Arestempel zu Athen.