Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Scaurus, Mam., cos. suff. 21 n. Chr., als Redner genial gepaart mit Faulheit
Band I,1 (1893) S. 583 (IA)–584 (IA)
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139) Mam. Aemilius Scaurus, Cos. suff. um das J. 21. a) Name: M. [A]emilio Scauro mit falschem Vornamen in der pompeianischen Inschrift CIL IV 1553; Mam. Aem. … acta Arv. CIL VI 2023 b 16; Mamercus Aemilius Scaurus Dio LVIII 24, 3; Mamercus Scaurus Senec. suas. 2, 22. Sen. de benef. IV 31, 3. Tac. ann. VI 29 und sonst. b) Leben: Im J. 14 war er im Senate anwesend, als man über den Regierungsantritt des Tiberius beriet, und zog sich des Kaisers Hass durch eine unvorsichtige Äusserung über ihn zu (Tac. ann. I 13). Er war Cos. suff. mit Cn. Tremellius, wahrscheinlich im J. 21 (acta Arv. und CIL IV 1553). In demselben Jahre verteidigte er seinen Stiefsohn und Neffen L. Sulla, Tac. ann. III 31; im nächsten Jahre klagte er den C. Silanus wegen Majestätsbeleidigung an (Tac. ann. III 66). Damals war er schon Consular (Tac. III 66; vgl. Senec. de benef. IV 31, 3). Im J. 32 wurde er selbst (durch einen gewissen Tuscus, Senec. suas. 2, 22) maiestatis angeklagt, doch wurde seine Aburteilung verschoben (Tac. ann. VI 9). Aber zwei Jahre darauf denuncierte ihn sein Feind Macro von neuem bei Tiberius, er habe in seiner Tragödie „Atreus“ (Dio LVIII 24, 4) Worte gegen Tiberius eingefügt (vgl. auch Suet. Tib. 61). Tiberius liess ihn aber nicht deswegen anklagen, sondern wegen angeblichen Ehebruchs mit Livilla und Befragens der Magier; die Ankläger hiessen [584] Servilius und Cornelius; Scaurus kam der Verurteilung durch Selbstmord zuvor (im J. 34, Tac. ann. VI 29. Dio LVIII 24, 5). Eine Provinz hat er nicht verwaltet (Dio LVIII 24, 3). c) Familie: Er war Urenkel des Princeps senatus Nr. 140 (Tac. ann. III 66; vgl. Senec. de benef. IV 31, 5), insignis nobilitate (Tac. ann. VI 29). Vermählt war er zuerst mit der im J. 20 verbannten Lepida (Nr. 170), von der er eine Tochter hatte (Tac. ann. III 23), dann, wie es scheint, (da er bei Tac. ann. III 31 patruus simul ac vitricus Sullae, des Cos. 31, heisst), mit der Witwe eines Halbbruders L. Sulla (Cos. 749 = 5), welche vielleicht identisch ist mit der Sextia, welche ihrem Gemahl im Tode folgte (Tac. ann. VI 29). Von dieser hatte er keine Kinder, überhaupt keine Söhne, da in ihm Scaurorum familia exstincta est (Senec. suas. 2, 22). d) Scaurus als Redner: Oratorum sua aetate uberrimus (Tac. ann. III 31); insignis orandis causis (Tac. ann. VI 29). Genialität, gepaart mit Faulheit und Lüderlichkeit, charakterisierte ihn als Redner nach der ausführlichen Schilderung des älteren Seneca (contr. X praef. 2–3). Ausserdem aber besass er ein treffendes witziges Urteil; vgl. Senec. contr. I 2, 22. II 1, 39. IX 5, 17. X 1, 9. X 2, 19. Als eine Autorität in Sachen des feinen Geschmacks erscheint er noch bei Petron. 77. e) Getadelt wird seine impuritas; vgl. Senec. de benef. IV 31, 3. Vita probrosus Tac. ann. VI 29.