Aegidius, vornehmer Gallier (Priscus frg. 30), wahrscheinlich Enkel des Flavius Afranius Syagrius, Consuls 381 (Seeck Symmachus p. CIX), nach dem er seinen Sohn benannte (Greg. Tur. II 18, 27. Sid. epist. V 5, 1. VIII 8, 3), stand bei Maiorianus (457–461) in hoher Gunst und wurde von ihm zum Comes et magister utriusque militiae in Gallien ernannt (Prisc. a. O. Greg. Tur. II 11. Hydat. Sev. 2). Nach der Ermordung des Kaisers wurde er nur durch den Gothenkrieg gehindert, einen Rachezug nach Italien zu unternehmen (Prisc. a. O.); doch machte er sich in Gallien unabhängig von Ricimer und dessen Creatur, dem Kaiser Libius Severus. Durch seine Feindschaft mit dem Comes Agrippinus (Vit. S. Lupicini 3, Act. Sanct. Mart. III 266) fiel Narbo 462 in die Hände der Gothen; doch sehr bald darauf schlug und tötete er bei Orleans Fredericus, den Bruder ihres Königs (Hydat. Mommsen chron. min. I 664. Mar. Avent. a. 463). Andere Episoden aus diesem Kriege bei Greg. Tur. in glor. confess. 22. Paulin. Petroc. vit. S. Mart. VI 111ff. Migne L. 61, 1066. Im J. 463 trat er
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mit den Vandalen in Verbindung, wahrscheinlich um mit Geiserich einen combinierten Angriff gegen Ricimer vorzubereiten. Doch starb er vor der Ausführung des Planes, wie man meinte, an Gift. Nach seinem Tode ergossen sich die Gothen ungehemmt über das noch römisch gebliebene Land (Hydat. Greg. Tur. II 18). Dass er acht Jahre über die Franken als König geherrscht habe (Greg. Tur. II 12), ist wohl nur Sage.