Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Schallgefäße
Band V,2 (1905) S. 19081909
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Ἠχεῖα, nach Vitruv. I 1, 9 abgestimmte eherne – bisweilen auch tönerne (V 5, 8) – Gefässe, die in Nischen unter den Sitzreihen der Theater verteilt waren und durch ihr Mitklingen die von der Bühne kommenden Töne für die Zuhörer verstärkten und verschönerten. Genaueres gibt Vitruv V 5, 1–8. Darnach stehen die Gefässe umgekehrt (inversa), von oben und den Seiten frei, auf der Seite nach der Bühne zu auf Keilen von höchstens ½ Fuß Höhe ruhend; also wahrscheinlich glockenförmige Gefässe, auf der Spitze stehend und mit einer Neigung nach der Bühne zu sich an die Unterlage lehnend. Müller (Griech. Bühnenaltert. 44 Anm.) bemerkt mit Recht dazu, daß die Berührung der Unterlage jedenfalls nur an der Stelle eines Schwingungsknotens stattfinden durfte. Vor jeder Nische ist in der darunter gelegenen Sitzreihe ein freier Raum von zwei Fuß Länge und ½ Fuß Höhe auszusparen. In kleineren Theatern soll in halber Höhe des Zuschauerraums eine wagrechte Reihe von 13 Nischen in gleichen Abständen angebracht werden, so daß von den Gefässen – nach modernen Noten der Skala ohne Vorzeichen ausgedrückt – das mittlere den Ton [1909] H gibt, die andern 12 beiderseits, von der Mitte ausgehend, e a d h e a, das sind zusammen die allen drei Klanggeschlechtern gemeinsamen festen Grenztöne der fünf Tetrachorde, aus denen sich das Zweioktavensystem zusammensetzt. In größeren Theatern sind drei Reihen übereinander angebracht, deren unterste gleich der ebengenannten ist. Die zweite enthält 12 Töne, und zwar von der ausgesparten Mitte nach beiden Seiten h eis fis h cīs fīs, das sind die für das chromatische Geschlecht charakteristischen Zwischentöne der fünf Tetrachorde, h doppelt, d. h. also vierfach, genommen. Endlich die dritte Reihe von wieder 13 Tönen galt dem diatonischen Geschlecht und enthielt, von der Mitte a ausgehend, die Töne A d g c d g, also beiderseits die fünf λιχανοί des diatonischen Systems, dazu in der Mitte die μέση a als Haupt- und Grundton aller Harmonien und zu ihren beiden Seiten der außerhalb der Quartenkette stehende tiefe προςλαμβανόμενος A. Somit wird die untere Reihe in den großen Theatern als dem harmonischen Geschlecht dienend angesehen.

Schallgefässe waren nach Vitruv nicht in Rom, aber in mehreren italischen und griechischen Theatern angebracht; die von Korinth hatte Mummius mit nach Rom gebracht. Erhalten sind in mehreren Theaterruinen Reihen von Nischen, die mit Wahrscheinlichkeit für den behandelten Zweck in Anspruch genommen werden; in Hierapytna und Gortyn stimmt die Zahl (je eine Reihe zu 13 Zellen) genau, in Lyktos (je drei zu 13) fast genau mit Vitruvs Forderungen, während die Theater zu Gerasa und Aizanoi 24 bezw. 20 Nischen haben. Ausführlich behandelt die Frage Müller a. O. 43–46, woselbst 43, 5 die frühere Literatur verzeichnet ist; vgl. auch Kawerau in Baumeisters Denkm. III 1741.

[Graf. ]