Ἄφρακτοι νῆες[1] (apertae naves), Gegensatz κατάφρακτοι (tectae), Kriegsschiffe, bei denen die Rojer (Ruderer) der obersten Reihe (Thraniten) auf ihren Sitzen mit dem Körper über die Bordwand emporragten, so dass sie während der Schlacht nicht minder als die eigentlichen Kampfmannschaften Verwundungen, besonders seitlichen, ausgesetzt waren, vgl. Thuk. VII 40. Während man nun mit der fortschreitenden Entwickelung des Schiffsbaus, um diesen Übelstand zu beseitigen, die Schiffe höherer Ränge als κατάφρακτοι (tectae), d. h. als verschanzte, gepanzerte baute, bei welchen durch die erhöhten Bordwände und ein festes Oberdeck auch die Rojer der obersten Reihe vollkommen geschützt waren, scheinen die Trieren — wie bei Salamis — so noch in der demosthenischen Zeit (und weiterhin, vgl. Polyb. XVI 2-9) stets ἄ. gewesen zu sein, da die in den Seeurkunden unter den Ausrüstungsgegenständen erwähnten [2724] παραῤῥύματα τρίχινα (Schanzkleider aus Haartuch) unzweifelhaft den Zweck hatten, im Seekampfe als seitliche, die Borde überhöhende Verschanzung (φράγμα) zu dienen und den freien Raum zwischen dem Bordrand und dem über den Köpfen der obersten Rojer befindlichen Sturmdeck (oder den anstatt eines solchen ausgespannten Presennigen) zu schliessen und jene zu schützen; vgl. auch die Akropolis-Triere, Assmann in Baumeister Denkm. III Abb. 1689. Noch zu Caesars und Ciceros Zeit bestanden die Kriegsflotten nur zum Teil aus gepanzerten und völlig gedeckten (tectae, constratae) Schiffen, vgl. Caes. b. c. III 7. 101. Cic. ad Att. V 12. 13: aphracta Rhodiorum, das Geschwader, auf welchem Cicero im J. 51 nach seiner Provinz Kilikien segelte. Dass gepanzerte Schiffe (κατάφρακτοι νῆες) mit gedeckten Schiffen (ἐστεγασμένα πλοῖα, Antiph. V 22) schlechthin keineswegs völlig identisch sind, ist aus dem Gesagten ersichtlich. Über die Deutungen der Begriffe ἄ. und κατάφρακτοι vgl. besonders Graser De vet. r. nav. c. 13. Cartault Trière ath. 137ff. Assmann a. a. O. 1607. Buresch Woch.-Schr. f. klass. Phil. 1891 nr. 9.