Ἀφετηρία scil. γραμμή, der Ablauf, die Linie, von der aus die gemeinsam Wettlaufenden abgelassen wurden; vgl. Schol. Apoll. Rhod. I 752. Das Wort scheint erst in jüngerer Zeit neben dem älteren ἄφεσις (s. d.) in allgemeinen Gebrauch gekommen zu sein. Ἀ. heisst auch das Seil, welches bis zum Beginn des Wettkampfes vor den Agonisten, die auf dem Ablaufstand stehen, gespannt ist (Hesych.), oder die horizontale Stange, welche als eine Art Schranke die Agonisten zurückhält, bis das Zeichen zum Beginn des Kampfes gegeben ist; vgl. die Reliefs im Codex Coburgensis, Röm. Mitth. V T. VII S. 150f. (Kern) und im Lateran Benndorf-Schöne nr. 37. Schol. Ar. Eq. 1159; Lysistr. 1000 (s. Βαλβίς). Als [2718] Ἀ. kann auch die Steinschwelle, das Bathron, bezeichnet werden, auf dem die Läufer vor dem Ablaufen ihren Stand nehmen müssen; eine solche Schwelle, auf der 20 durch Pfosten getrennte, je 1,28 m. breite Standplätze angebracht sind, hat sich an beiden Seiten des Stadion von Olympia noch vorgefunden (vgl. Ausgrab. v. Olympia III. Bötticher Olympia² 232). In der grossen agonistischen Inschrift von Aphrodisias CIG II 2758 (Liermann Anal. epigraph. et agonist., Dissert. Halens. X 171f.) D col. III Z. 7 erscheint neben den Auslagen für Oel, Faustkämpferriemen und für Herrichtung des Skamma auch die Summe von 300 Denaren unter der Rubrik ἀφετηρίας μαγγάνων verzeichnet. S. auch Ἄφεσις.
Das Adjectiv ἀ. erscheint auch sonst in ähnlicher Bedeutung; Tlepolemos von Myra (oder Limyra, vgl. Kaibel zu Epigr. Gr. 796) – wohl der Olympionike, Paus. V 8, 11 – stellte eine Herme als ἀφετήριον ἕρμα für die Wettläufer auf (vgl. das obenerwähnte Relief Röm. Mitth. V T. VII), Anthol. Pal. IX 319. Philoxen. frg. 15 (III⁴ 615 Bgk.). In Sparta hatten die Dioskuren den Beinamen Ἀφετήριοι, weil ihre Standbilder πρὸς τοῦ Δρόμου τῇ ἀρχῇ standen, Paus. III 14, 7 (vgl. Callim. in Pallad. 24). Spätere sprechen auch von einer ἀφετηρία θύρα τοῦ ἱπποδρόμου, Suid. Bekker anecd. 469, 30.