Ἀποφράδες ἡμέραι,[WS 1] Unglückstage, die atri, nefasti dies der Römer. Es fanden an ihnen weder Ratsversammlungen (Poll. VIII 95 ἄφετοι ἡμέραι) noch Gerichtssitzungen (Dem. XXIV 26) noch Volksversammlungen (Aristoph. Thesm. 79. Schoemann De comit Athen. 50) statt. Auch Orakel wurden nicht erteilt (Plut. Alex. 14; de Εἶ Delph. 20), kurz alles, was man sonst unter Anrufung der Götter im öffentlichen Leben vorzunehmen pflegte, unterblieb (Luk. pseudol. 12. Plat. leg. VII 383 D. Bekker anecd. I 5. Plut. Alkib. 34). Aber auch im Privatleben vermied man es, an solchen Tagen etwas Wichtigeres zu unternehmen, z. B. eine Reise anzutreten. Sie galten für οὐ καθαραί (Plat. leg. VII 800 D), ἀλλὰ μιαραί (Hesych. Phot. s. μιαρὰ ἡμέρα) und waren ἀπόρρητοι, ἄπρακτοι (Plut. Alkib. 34), πρὸς πράξεις ἀνεπιτήδειοι (Ruhnken ad Tim. p. 47). In Athen wurden namentlich die Festtage der Anthesterien für ἡμέραι ἀ. oder μιαραί angesehen (Hesych. Phot. a. a. O.). Man glaubte, dass dann die Seelen der Verstorbenen umgingen (Hesych. a. a. O.; vgl. Eustath. zur Il. IV 14 p. 456, 6. [175] Ruhnken a. a. O. Rohde Psyche 216ff.); die Tempel blieben geschlossen (Phanodemos b. Athen. X 437 C, vgl. Poll. VIII 141), und Abergläubische trafen allerlei Vorkehrungen gegen die unheimlichen Besuche (Hesych. Suid. Phot. s. μιαραὶ ἡμέραι. Phot. s. ῥάμνος), die man am Schluss des Festes zu verjagen bemüht war (θύραζε Κῆρες, οὐκ ἔτ` Ἀνθεστήρια Rohde a. a. O. 218f.). Für gleich bedenklich galt in Athen der 25. Thargelion (Plut. Alk. 34; vgl. Diog. Laert. II 44 und die Litteratur bei Stengel Griech. Kultusalt. 169, 12. 14. v. Prott Fasti Graec. sacri, I Bonn. Diss. 1893, 8), an dem die Plynterien gefeiert wurden. Das Bild der Göttin wurde an diesem Tage ans Meer gebracht, um dort gereinigt zu werden; in der Stadt aber, die die Schützerin verlassen hatte, durfte kein öffentliches Geschäft vorgenommen werden, bis die Statue am Abend zurückgeführt worden war (Plut. Alk. 34. Xen. hell. I 4, 12; vgl. Poll. VIII 141. A. Mommsen Heortol. 430ff.). Erwähnt werden mag noch, dass auch andere Tage wenigstens für ungünstig angesehen wurden (Schoemann Griech. Alt.³ II 442), wie das τετράδι γεγονέναι das Gegenteil ist von Sonntagskind sein (Ameipsias frg. 28. Aristonym. frg. 4. Sannyrio frg. 5. Plat. com. frg. 100 Kock).