Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Ruscus, Mäusedorn
Band III,2 (1899) S. 21012102
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Χαμαιδάφνη = Ruscus hypophyllum L. Dass eine der drei Ruscus- oder Mäusedornarten gemeint ist, geht aus den Worten des Dioskorides (IV 147, vgl. Plin. XXIV 132) hervor, dass die runde rote Frucht den Blättern (Kladodien) aufgewachsen sei, und zwar Ruscus hypophyllum, weil die Zweige als einfach (nicht verästelt) bezeichnet werden. Nach demselben nannte man sie auch δαφνίτης, ὑδράγωγον, die Römer λαυρέολα, andere λακτάγως, die Gallier οὐσουβίμ; manche auch diesen Lorbeer den alexandrinischen. Die Zweige werden von ihm als ellenlang, aufrecht, dünn und glatt geschildert, die Blätter als denen des Lorbeers ähnlich, aber viel glätter und heller; diese wurden zerrieben gegen Kopfschmerzen und Brennen im Magen aufgelegt; mit Wein gegen Leibschneiden genommen; der Saft sollte, in Wein getrunken oder mit Wolle aufgelegt, die Menstruation und das Harnen befördern. Von Theophrast (h. pl. III 18, 13) wird nur gesagt, dass das εὐώνυμος (der Oleander?) grösser als die χ. sei. Besonders wird die harntreibende Wirkung der χ. hervorgehoben (Gal. XIX 695); im übrigen werden ihr dieselben medicinischen Eigenschaften wie dem alexandrinischen Lorbeer beigelegt (Gal. XI 863. Orib. coll. med. XV 1, 4. 7); Pferde erhielten im Sommer zur Aufmunterung ein Getränk davon mit anderen Vegetabilien in Ziegenmilch (Pelagon. 184). Die jungen Sprossen gaben einen guten Ersatz für Spargel (Gal. VI 643. XI 863). Da Plinius (XV 131) auch einen wilden Strauch des Namens chamaedaphne kennt, so [2102] scheint Ruscus hypophyllum in der Regel kultiviert worden zu sein, wie denn auch von seiner Anpflanzung durch Wurzelsprossen die Rede ist (Geop. X 3, 4). Dem von Dioskorides angegebenen lateinischen Namen entsprechend findet sich in den griechisch-lateinischen Glossaren und zwar unter den Gemüsen camodafni und χ. mit laurocina (Corp. gloss. lat. III 185, 46. 266, 10) und unter den Heilmitteln cami dagni mit lauriola (ebd. 609, 25) identificiert. Der genannte alexandrinische Lorbeer wird nun aber fast ebenso wie die χ. beschrieben. Denn seine Frucht kommt auch aus der Rippe des Blattes (Theophr. h. pl. III 17, 4) oder ist auf diesem aufgewachsen (ebd. I 10, 8) oder befindet sich mitten darauf (Diosk. IV 145; vgl. Plin. XV 131); auch sein Vorkommen in Gebirgen (ebd.), besonders am Ida (Theophr. ebd. III 17, 4. Plin. a. a. O.) und bei Herakleia in Bithynien (Plin.) passt auf die angegebene Art, von welcher er nur eine Varietät gewesen sein kann. Denn Ruscus aculeatus L. wird mit κεντρομυῤῥίνη (Theophr. ebd.), μυρσίνη ἀγρία (Diosk. IV 144), ὀξυμυρσίνη (ebd. u. 145), myrtus sylvestris (Plin. XV 27. XXIII 165. 166), ruscus (s. die Lexica) u. s. w., Ruscus hypoglossum L. aber mit ὑπόγλωσσον (Diosk. IV 132. Plin. XXVII 93) bezeichnet.

Andrerseits sollte auch die vica pervica, das Immergrün (Vinca maior oder minor L.), chamaedaphne heissen können (Plin. XXI 68. 172. Corp. gloss. lat. 554, 29. 618, 57). Ja es findet sich endlich χαμαιδαφνητολάχανον mit fraga, wohl Erdbeere, identificiert (ebd. II 475, 14).

[Olck. ]


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Für eine thematische Ordnung der Texte siehe Botanik