Ostindianische Kriegsdienste/15. Kapitel
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Holländische Silber-Flotte kommt an.DEn 13. Febr. 1658. wurde man drey Schiff gewahr / und unser Herr Admiral gab alsobald Ordre, daß eine Jagt lauffen solte / zu recognoscirn was Volck. In zweyen Stunden brachte es die Advisen zu ruck / daß die Japponen / oder die Silber-Flotte wäre. Da Sie Hinterbliebene Portugäsen in Columbo werden nach Goa gebracht.näher zu Uns kamen / liessen Sie zwar die Ancker nicht fallen / und lagen mit Ihrem Segel auf den Wind: Ihr Admrial aber fuhr zu unsern Admiral, und da Sie bey drey / biß vier / Stund miteinander Sich beredet / gieng Er wieder mit den drey Schiffen und Uns weg / auf Suratte und Holländer haben Goa bloqirt wegen Ihrer Silber-Flotte.Persien zu / von dannen / wie auch obangedacht / viel Seiden / ungefärbte Indigo / und andere köstliche Wahren wieder zu ruck gebracht werden. Das gemeine Volck aber bringt viel Datten / und Zwiefel / aus Persia / und muß ein solcher † Dattelbaum viel Jahr wachsen / biß Er Frucht bringet / und erlebts kein Mann bey sechzig / sibenzig / Jahren. Daher Sie von einem Käiser sagen / der für vielen Zeiten einen Persianer / Seiner Unterthanen / da Er Ihn einen Dattelkern pflantzen sehen / ausgelachet haben soll / Seiner vergeblichen Mühe wegen / weil Ers doch nicht erleben werde / daß Er dessen Frucht geniessen könne; der Ihm aber geantwortet habe: Wann unsere Vor-Eltern auch so gedacht hätten / wäre gar kein Dattelbaum mehr übrig. Darum ob Ers schon nicht erlebe / erlebeten es doch Seine Kinder! Auf welche weise Rede der Käiser Ihn zu einen grossen Herrn gemacht / und mit stattlichen Verehrungen beschenkt habe.
† D. Otto Dappers[WS 1]Beschreibung des Dattelbaums ist wehrt zu hören: An unterschiedlichen Orten in Ægypten / sonderlich bei Alexandrette,[WS 2] sihet man grosse Dattelbüsche / derer Bäume / so wohl als die Frucht / die Araber Dackel nennen. Die Wurtzeln des Dattelbaum sind sehr klein / und so kurtz / und dünne / daß es Wunder ist / daß der Baum / durch seine schwehre Last / sonderlich / wann starcke Winde wehen / nicht umgeworfen wird; Zuvoraus / weil er unten am Stamm viel schläncker ist / als nach oben zu; Und hieraus haben viel Ægypter geurtheilet / daß der Dattelbaum nicht von der Erde / sondern von der Luft seine Nahrung bekomme. Nirgend wird einiger Baum gefunden / davon der Mensch mehr Nutzens hat / als vom Dattelbaum. Denn vom Stamme werden Balken / und von den Zacken / Wände / auch allerley Gefäß / gemacht: von den Blättern aber Weher / und Körbe / und von der Rinde Stricke und[WS 3] Strenge vor die Schiffe. Die Frucht selbsten ist nicht allein eine angenehme Speise; sondern dienet auch zur Artzney wider vielerhand Gebrechen des Menschen. Im Stamme des Baums / da die Zacken ausschiessen / sitzet ein schloßweisses zahrtes Mark / welches die Ægpter, wann der Baum umfället / [136] heraus nehmen / und roh aufessen / damit Sie Lust zum Beyschlaffen bekommen. Sein Geschmack ist fast wie der Geschmack unserer Erdschocken.
Portugäsen fallen wieder aus Goa.Den 17. Febr. Morgens frühe / als Wir auf unsern Schiffen die Tagwacht hatten abgeschlossen / that unser Admiral einen Schuß / scharff geladen / worauf einer von Uns auf den Mastkorb lauffen muste / zu sehen / was das wäre? Weiln es aber in India Morgens frühe grosse Nebel gibt / kunnten Wirs nicht alsobalden erkennen / was da wäre. Da aber die Sonne besser hervor kam / gegen sechs Uhr zu / (denn da ist allezeit Tag / und Nacht / gleich zwölf Stunden lang) rief unser Mann im Mastkorb: Die Portugäsen lauffen aus Ihrem Hafen / und der Admrial hat bereit die Ancker geleichtet? Worauf Wir geschwind auch die Unserigen aufwindeten / Portugäsen werden zu ruck geschlagen.und die Stuck mit doppelten Kugeln luden. Wiewohl nun die Portugäsen meinten: Wir wurden es machen wie vor etlicher Zeit / und allemahl durchgehen; weil aber die Silber-Flotte passiret war / war für Sie nichts übrig in unsern Schiffen / als Pulver / und Bley / das Wir Ihnen: Sie Uns wieder / gaben auf die zwo / biß dritte / Stund. Weiln Sie aber Ihre Stück von aussen laden musten: Wir dagegen Schieß-Pforten hatten / die Wir fürfallen lassen kunnten / so bald ein Schuß geschehen / und wieder aufziehen / so bald das Stuck mit Essig abgekühlt / und wieder geladen war; Ein reich Portugäsisch Schif will durchgehen.Sie dazu grosse / und schwehre / Schiffen hatten / Wir / leichtere; kunnten Wir Ihnen zweymahl die volle Laag geben / ehe Sie einmahl / daß Sie viel Toden aufhatten / und in Ihren Hafen Sich retirirn musten. Ein Schiff aber war mit Jenen ausgeloffen / köstlich geladen / und meinte / unter wehrenden Treffen durch unser Flotte nach Portugall zu segeln / wie es bereit auch das Loch gefunden hatte / und durchkommen war. Weil aber der Wind nicht starck genug / und es ein Galeon war / und neun hundert Seelen Reich Portugäsisch Schiff geräht in Brand.auf hatte / kunnte es / seiner Schwehren halben / denen andern Schiffen nicht nach in Hafen lauffen; Und da Wir jene so weit verfolgt / als Wir kunnten / kehrten Wir Uns mit aller Macht auf die Galeon zu / und weil es seine Segel hangen liesse / und unserer Schiff eins mit einer Feuerkugel darein schoß / gerieht das Schiff in Brand / und die Portugäsen / so schwimmen kunnten / schwummen nach Uns / die Wir auch mit unsern kleinen Booten / auf die dreyhundert aufgefangen. Wie es aber mehr / als eine halbe Stund / in Brand war / musten Wirs verlassen / und stund kaum eine viertel Stund an / so kams an das Pulver / das Sie nicht über Port geschmissen hatten. Sprang also das köstliche schöne Schiff / mit vier hundert Seelen / in die Luft; auf die zwey hundert ersoffen / denen Wir nimmer helfen kunnten / welche herrliche Victori ein Schiff von den Unserigen alsobalden nach Ceilon bringen muste / samt denen gefischten dreyhundert Portugäsen.
Holländer gehen von Goa wieder weg.Den 3. Martii sind drey Schiffe mit Volck von Batavia zu Uns / bey Goa / kommen / sechs hundert Soldaten / und vier Mortier oder Feuer-Mörsel mitbringende / deren zween zweyhundert und zwantzig Pfund / die andere zween sechzig Pfund schossen. Der Herr Commissarius aber / Kommen wieder auf Columbo.so damit kommen / Richlof von Guntz Namens / von Emden / nahm noch vier Schiff / und viel Volcks / daß auf jeden Schiffen / die vor Goa lagen / nur fünfzehen Soldaten blieben / und segelte nacher Columbo; woselbst Wir auch den 5. April wohl arrivirt; durften aber nicht landen: sondern [137] Er / gedachter Commissarius, fuhr an / und commandirte die alte Völcker auch zu embarquirn, nahm viel Pulver / und Kugel / mit.
Den 12. gieng die Flotte von neun Schiffen / funfzehen hundert starck von Soldaten / und auf jedem Schiff hundert und zwantzig / biß hundert Holländer hätten die Perlen gern.und dreissig / Schiffs-gesellen / auf die Insul Manara zu / etlich zwantzig Meil von Columbo / welche damahls die Portugäsen innen / und ein Forteresse darauf gebauet / hatten / und kam den 11. April an die Revier / vier Meil von dem Forteresse ligend / welches / als Sie vernommen / kamen Sie Uns von dar / und von dem Castel Jaffanapatan, hinter Manara ligend / entgegen / um zu wehren / daß Wir nicht ans Land kämen.
Holländer gehen auf Manara zu.Den 13. April lieffe unsere Flotte so kurtz / als seyn kunnte / unter Land / so wohl Capital- als kleine Schiffen / und setzten sich in einen halben Mond / brachten hinter Uns Ancker / daß die Schiffe vest hielten / und alle Stücke / auf eine Seiten / nach den Land gerichtet / und mit Hagel geladen / tragen kunnten. Worauf unser Commissarius an alle Schiffe fuhr / Undund Officiers, und Knechte / fragte: Ob Sie zu frieden wären / auf den Morgen einen wollen an das Land setzen.Versuch ans Land zu thun? Und da alle schryen / Ja / Ja / Ja! wurde in der frühe / den 14. April das Morgen-Gebet gethan / und einem jeglichen ein guter Trunck Wein gegeben. Darauf gieng es mit guter Courage in kleinen Booten hin. Da Wir das Land hatten / hiese es: Friß Vogel / oder stirb! Denn da kamen erst die Portugäsen an / und auf Holländer kommen auf die Insul ManaraUns loß. Unsere Stück aber liessen ihren Hagel sehen / so starck / daß viel Tode / viel Verwundte / gab / und Sie Sich zu ruck / gegen Ihre Forteresse ziehen musten / denen Wir biß in die Nacht folgeten / und ein halbe Stund davon Quartir machten.
Den folgenden 15. dito wurden zween unserer Feuer-Mörßner aufs Und beschiessen das Castell starck.Land gebracht / ein grosser / und ein kleiner / auch zwey hundert Stuck Granaten / von ein hundert funfzig / und ein hundert zwantzig Pfund / auch funfzig von sechzig Pfunden; Wir aber giengen auf die Vorstadt / machten eine gute Brustwehr / und fortificirten zwey Clöster / Ihnen des Ausfall zu wehren / und liessen darauf unsere Granaten spielen / wurfen darunter Stein ein / die mächtig um sich schlugen.
Das Castell auf Manara accordirt.Am vierten Tag fiengen Sie an zu accordiren. Den folgenden zogen hundert und funfzig Mann Soldaten aus / und auf die dreyhundert Burger / die alsobalden zu Schiffe gebracht wurden auf Goa zu. Worauf Wir einzogen / und zweyhundert Mann musten gleich wieder fort auf die Perlen-Banck / Holländer bekommen die Perlen-Banck ein(die drey Meil davon ligt / und von den Holländern auf die zwantzig Tonnen Gold geschätzt wird) ehe Sie verderbt werden mögte von den Portugäsen; dergleichen Sie auch einer gethan haben / zehen Meil von Manara.
Die * Perlen sind in Schalen / wie die Ostreen / und werden unter dem Wasser gefunden. Es sind auch besondere Schwartzen / die Sich hinablassen / an einem langen Sail / mit Körblein umhangen / und an einem Arm einen Schwammen haltend / dick mit Oel gefüllet / den Sie vest an Art Perlen zu fangen.den Mund / und Nasen / drucken / und wann Sie eine Anzahl der Perlen gefunden / und nicht länger in der Tieffe bleiben können / geben Sie ein Zeichen mit Rütteln und Schütteln des Stricks / daß / die bey den Haspeln stehen / und genaue Achtung gaben / Sie geschwind wieder empor winden / [138] und Ihre Körblein auslären lassen. Es sind auch besondere Schwartzen dazu abgerichtet / die Sie gleicher Weiß hernach reinigen und polirn können / und übel dazu zu bringen sind von unserem Volk. Dann ein Holländer kaum zwantzig Sclaven regieren kann / da ein Portugäß tausend kann / als bey denen diese Heyden lieber sind / als bey den Holländern / von denen Sie Sich nicht willig commandiren lassen.
* Johann von der Behr setzt darzu / pag. 47. Es wären gewisse Personen / die die Perlen von Ihnen abnehmen / und in die Sonne legen / allwo sie trucken werden / und von der Sonnen Hitz sich aufthun. In einer Austern findet man hundert / hundert und funfzig / und mehr Perlen; sind aber nicht so gut / spricht er dabey / als die bey Ormus, in Persien / gefischet werden. Von denen / schreibt Mandelslo also: Sie werden bey einer Insul / Bahram[WS 4] genannt / gefischet / und auf solche Weise: Der Perlen-Fischer verwahret das Haupt mit einer dichten Kappen / woran ein langer Canal, durch welchen Er Luft schöpfet; damit die Röhre über Wasser bleibet / wird oben ein Holtz daran befestiget. Denn lässet Sich der Fischer / mit Steinen genugsam beschwehret/ an einem Strick zu Grund / samlet in Seinem Sack / den Er am Hals trägt / und Wenn Er wieder herauf will / gibt Er durch Zupfen am Strick Seinem Gesellen / der mit einem Both über Ihn hält / ein Zeichen / und wird also wieder heraufgezogen.
Herport / pag. 166. nennet noch ein Ort in den Malabarischen Küsten / Tutogrin,[WS 5] woselbst die Holländer in der See herum auch eine köstliche Perlenbank haben / welche zu gewissen Zeiten gesucht werden: Von der zu Manara aber / wollen Wir gedachten Autorem, weil Er Selbst dabey gewesen / auch vernehmen. Also spricht Er / pag. 218: An der Ost-Seiten dieser Insul / Ceilon, fünf Stund von Manaren, ist eine köstliche Perlen-Bank / die sich bey drey / oder vier / Stunden in die See [139] strecket / daraus die Portugäsen vor Zeiten einen grossen Schatz gezogen; ist aber von den Holländern noch niemahlen ersucht worden / als seither acht Jahren / da Sie den Portugäsen die Vestung Manaren abgenommen. Nachdem aber diese Banken visitiret, und für köstlich approbiret worden / haben Sie auch eine Fischery angestellet / und durch gantz Indien kuntbahr gemacht / daß solche ausgehendes Merzens fürgenommen werden solle; deßwegen der Herr von der Laan, als Verwalter dieser Sachen / nach Manaren geschickt / der mit Sich nahm Unserer sechs Soldaten für Seine Leib-Quardi, und sind den 7. Februarii mit einem Hugger von Columbo abgesägelt / und den 11. dito zu Manaren ankommen / da dann auf den bestimmten Tag bey vier hundert Fahrzeug angelangt / und einem jeden in Seiner Sprach vorbehalten worden / daß Sie zwantzig Tag für die Compagnie fischen mögen; und zur Contribution geben / nemlich die Einwohner für einen Stein (mit welchen Sie Sich ins Wasser lassen) alle Tag acht Fanem: die Fremden aber sechzehen (deren zwölf ein Taler wehrt sind:) und so die Zeit verflossen / sollen Sie die Perle öffentlich allhier verkauffen; Darauf Sie den Strand nach Hütten gemacht / so sich von der Kirchen / genannt Arripen, biß in die drey Stund weit erstreckten.
Erstlich / wurde alle Morgen aus Unserem Quartier, da der Commendant war / ein Stück gelöst / zum Zeichen / daß Sie alle zugleich / und keiner vor dem andern / anfahren sollen. Darauf alsobald die gantze Floot-Schiff sich in See begabe / wann Sie nun auf die Banken kommen / welche an etlichen Orten sechs / auch sieben / Klafter tieff sind / machen Sie den Korb / darinnen Sie hinunter fahren / fertig / henken ein Stein / von dreissig Pfund schwehr / daran / und lassen Sich darmit hinunter; wann Sie nun auf den Grund kommen / so brechen Sie die Austers ab / mit einem darzu gemachtem eisernen Instrument, (sind so hart aufeinander / als ein Mauren) und wann Sie den Korb voll haben / begeben Sie Sich wiederum in die Höhe; hernach wid der Korb / so an einem Seil angebunden / auch hinaufgezogen / (das Wasser ist so klar / daß man Sie gehen / und wie Sie die Austern abbrechen / sehen kann) es geschicht aber etlichmahl / daß Sie in dem Wasser tod bleiben / da Sie wegen des starken / und ungesunden / Gestanks der Austers / in Krankheit fallen / dann ertrinken: Wann Sie nun Ihre Schiff voll haben / kommen Sie an Land / und legen die Austers in den Sand / daß sie durch die Sonnen-Hitz verfaulen / daraus ein solcher giftiger Gestank entspringt / das grosse Krankheiten verursachet / und viel an dem hitzigen Fieber / und Haupt-Weh / sterben müssen; Zu dieser Zeit sind innerhalb sechs Wochen bey funfzehen hundert Personen gestorben / theils an dieser von dem greulichen Gestank / entspringenden heissen Fieber / Cors, theils dann auch wegen des Wassers / welches Wir allzumahl trinken musten / das von Lät / und Moder / so weiß war als Milch; dann Wir sonst kein ander süsses Wasser / und doch dessen kaum genug / hatten / wegen der viele des Volks /welches damahln geachtet wurd / samt Weib / und Kindern / auf zwey hundert tausend Personen / welche samtlich auf einem Platz das Wasser hohlen musten; Es war ein Weyer / welcher in der Runde bey einer halben Stund weit / und ungefähr eines Spieß tieff in der Mitte war / daraus in den sechs Wochen / so lang man allda verblieben / so viel genommen / und getrunken / worden / daß hernach ein Mann biß an Sein Mitte hindurch gehen konnte.
Um diese Gegne des Lands hatte es bey zwey Jahren lang niemahln geregnet / als jetzund / und nicht mehr als eine Schütte; dannenher die Erden so trocken war / daß das Wasser / gleich als auf einem Stein / darauf stehen blieben / welches Wir alsobalden aus den Gruben ausgeschöpft / und getrunken; welches Uns dann wiederum ein wenig erquickte.
[140] Wann nun die Austers bey zehen Tagen an der Sonnen gelegen / so öffnen sie sich / und ist dann das innwenidge Fleisch oder Austers verfaulet / und findt man dann die Perle gleichsam bloß darinnen ligen; sind aber nicht in allen / dann man oftermahln zwantzig aufthut / daß nicht ein Perle darinnen ist; hingegen findet man oftermahln zwantzig Perlen in einem Auster; hernach wird ein Platz geordnet / die Perlen zu verkauffen / da sich dann auch fremde Kauf- und Handels-Leut einfinden lassen; Es hat ein jeder / der Perlen zu verkauffen hat / neun möscherne Sieb / deren eins grössere Löcher hat / als das ander; welche Perle nun durch die kleinste Löcher fallen / die werden für Perle-Staub bey dem Gewicht verkaufft; die andern werden schon taxiert, als die / so in der Grösse eines Hanf-Korns sind / werden um zwey Fanem verkaufft / die andern höher / und so fortan / biß auf die / so in dem grösten Sieb bleiben / die werden für einen Schatz gehalten / also / daß dieselben nicht / wie die andern / gewürdiget / sondern dem Höchstbietenden verkaufft werden / insonderheit / wann sie rund und ohne Flecken sind: Die grösten / die damahln sind gefangen worden / sind in der Grösse einer gemeinen Haselnuß / welche dazumahl auf diesem Platz um achtzig Reichstaler sind verkaufft worden.
Nicht vergeblich werden die Perlen alldort / so wohl als in der gantzen Welt / so köstlich geachtet; dann es so vieler Menschen Leben kostet / die um derselben willen Sich in ein solche Tods-Gefahr begeben / und elendiglich verderben müssen.
Holländer gehen auf das Castell Iaffanapatan.Den 15. Maji sind Wir mit aller unserer Macht auf das Castell Jaffanapatan zu marchiret / welches hinter Manara liget. Es ist da ein schön eben Land / und haben es die Portugäsen über zwey hundert Jahr inngehabt. Denn wo Sie einmahl hinkommen / meinen Sie Ihr Lebtag zu bleiben / und begehren nicht leicht wieder in Portugall: Ein Holländer aber / wann Er in Indiam kommt / denket / wann meine sechs Jahr gepassirt sind / so gehe Ich wieder nach meinen Patria![WS 6] Darum will Er das Land / und die Städte / nicht viel bauen; Ja / wann Sie eine Vestung / oder Stadt / erobern / schneiden Sie gemeiniglich den halben Teihl an der Land-Seiten ab / und den andern halben Teihl gegen das Meer machen Sie sehr vest / daß wenig Volck brauche zum besetzen. Wir haben im Jahr 1656. die schöne grosse Stadt Columbo abgeschnidten / die schönste Häuser von der Stadt gantz abgebrochen / und zu gleicher Erde gebracht / und nur ein drittel von der Stadt / gegen das Ufer / bevestiget: An der Land-Seiten aber / das Wasser rund umführet / daß noch eins so vest seyn wird / als zuvor / wann es gar verfertigt werden mögte / welches Sie auf die zehen Jahr anschlugen.
Alles vom Land fliehet in Jaffanapatan.Da aber die Portugäsen vernahmen / daß Wir auf das Castell zugiengen / flohe alles vom Land mit Ihren besten Reichtuhm dahin / daß Wir nichts anderst bekommen kunnten / als köstliche schöne Kleider / schöne Decken / mit Seiden künstlich ausgenähet: auch an Vivres, Kühen / Ochsen / Hünern / keinen Mangel hatten; sonderlich gute in Zucker eingelegte Früchte / davon Uns aber zu essen verbotten wurde / wie ingleichen von den Brunnen / oder stehenden Wassern / zu trinken / als allein das Wasser / da von der Riviere kommt / und ausfliesset.
Diese umligende Heyden freuen Sich derer Holländer Ankunft.Da Wir drey Tag gemarchiret / und viel schöne Clöster antraffen / sind Wir einen Tag still gelegen in einem Closter / dabey ein schöner Garten war / und eine treffliche Landschaft / daß Ich nicht anderst meinte: Ich wäre auf dem Christen-Boden. Daselbst kamen die Principal-Heyden vom [141] Land / machten Sich sehr froh / daß Wir Holländer kämen / und die Portugäsen ausschlagen wolten / weil Ihr Printz schon längst gewünschet / daß Holländer / oder Engelländer / kämen / und Seinen Affront rächeten / die Ihm die Portugäsen angetahn hätten. Dann Er hätte einsmahls eine Schimpf / den die Portugäsen einem Heydnischen Printzen anthun.Portugäsische Frau / oder Magd / begehrt: Sie aber hätten Ihm / in einer Sänften / einen weissen Hund geschicket / dem eine grosse güldene Ketten an Hals gelegt / mit einem Schreiben an Ihn: Weil keine Portugäsische Frau zu Ihm Belieben trüge / der da schwartz / und ein Heyd / wäre: Er aber gern eine weisse Frau beschlaffen wolte / solte Er Sich mit der weissen Hündin contentiren; welches Ihn / und das gantze Land / also verschmacht / daß Er / ein ewiger Feind der Portugäsen zu seyn / Sich verlauten liesse. Da unser Herr das vernahm / war Er sehr froh / und Wir alle / und dachten: Nun hätten Wir schon halb gewonnen! Es wurde auch das Spiel gerühret / und öffentlich ausgeruffen / daß man keinem Innwohner Eltern verkauffen nichts ohne der Kinder willen.ein Leid thun solte / und nichts / als um die Bezahlung / nehmen. Es ist aber eine wunderliche Manier bey Ihnen: Wann Sie † etwas verkauffen wollen / so fragen Sie zu erst Ihre Kinder / ob Sie es leiden wollen. Sagen Sie ja! so gehets fort; wo nicht / so thun Sie wider Ihrer Kinder Willen auch nichts.
† Von den Cingolesen meldet dergleichen Herport / Seiner Ost-Indianischen Reis-Beschreibung / p. m. 179. mit solchen Worten: Wann einer von dem andern etwas kauffen will / so fragt der Verkauffer Sein jüngstes Kind; so es dann solches zuläst / und das Ja gibt / so macht der Vatter den Kauff; wann es aber dazu nicht bewilligen will / so darf der Vatter dasselbige auch nicht um doppelt Geld verkauffen.
Als Wir nun den Tag in einem Closter gerastet / und wieder fortmarchirten / liesse unser Herr den Printzen wissen / daß Er als Sein Freund käme / aber als ein Feind der Portugäsen; begehrte deßwegen Seinen Unterthanen Im Lager wird ausgeruffen / den Heyden keinen Schaden zu thun.keinen Heller Schaden zu thun. Wann Sie was brächten / solte es entweder mit Geld / oder mit andern Wahren / bezahlet werden / und so Wir das Castell bekommen solten / solte kein einiger Portugäß im Land geduldet / und alle in die andere Insulen verführt werden / und so Sie es wieder rentiren solten / wolten Wir so wohl das Castell mit Munition, und Proviant, versehen: als Ihnen mit unserer Macht / zu Wasser / und Land / widerstehen / und alle Jahr solte Er zweymahl Advise haben / wie es mit Uns / und den Portugäsen / stehe. Im Fall auch Sie wieder / über kurtz / oder lang / einen Fuß setzen wolten / solte Er Seinen Recours frey bey Uns nehmen / die Ihn so lang protegiren wolten / so lang Sie Sich protegirten. Denn so die Holländer einmahl etwas den Portugäsen abgenommen / kommts nicht leichtlich wieder an Sie; wiewohl das Land sehr groß ist / und Sie immer wieder einnisteln an einem andern Ort.
Holländischer General / und der Heyden Printz / besprechen Sich in Person miteinander.Da Wir abermahl zwey Tag gemarchiret / und noch ein paar Stund vom Castell waren / und wieder still lagen / kam der Printz / auf unsers Herrn Schreiben / in Person zu Uns / den auch unser Herr in Seinem Logimant aufs freundlichste hielte / und allen Bericht von Ihm empfienge / wie es im Land / und im Castell, stunde? Wie stark die Besatzung wäre? Wie stark die Bürgerschaft / wissete Er zwar nicht: aber reiche Leut wären Sie / daß mancher wohl ein sechs Tonnen Golds vermögte. Denn Sie wären lange [142] Jahr in Ruhe und Fried gesessen / und die Holländer wären nun wieder Ihre ersten Feind. So wären Ihre Clöster / und Pfaffen / auch gewaltig reich. Denn da Sie Sie (die Heyden) zu Christen machen wolten / hätten Sie Sie gezwungen / alle Tag in die Kirche zu kommen / bey Straff eines Larins,Reiche Clöster der Geistlichen in India. das ist / eines viertel Talers / und ein Closter hätte wohl in dreissig / vierzig / tausend Heyden / unter Sich / und bey etlichen Clöstern wären drey / vier / Kirchen / und eben die Pfaffen hätten da grösser Commando, als die Weltlichen. Es geschehe / wann ein Portugäß eine schöne Tochter habe / und der Pater Grande, der oberste Pater, begehre Ihr / so wären die Eltern zu frieden / und hielten es für eine grosse Ehr / dieweil der heilige Mann zum ersten bey Ihr geschlaffen habe; sagen auch: Es sey keine Sünde! Unser Lieutenant einer wolte einsmahls / auf der Insul Ceilon, eine solche PortugäsischeGeistliche sind in India in großen Ansehen.Tochter / von zwölf Jahren / heyrahten / und mit Ihren Eltern bey unsern Herrn um Consens bitten. (Denn das ist in India bräuchlich / daß / wann einer Sich verheyrahten will / zuvor bey den Herrn des Lands Consens suchen muß.) Als aber unser Herr / Vatter / und Mutter / fragte: Ob Sie eine ehrliche Tochter wäre? Was Sie für Leut wären? Ob Sie noch eine unberührte Jungfrau wäre? antwortete die Dame Selbst / als ob Sie es gar wohl träfe / und sprach: Kein Mensch hätte mit Ihr zu thun gehabt / als * der Pater Grande! Darauf wolte unser Herr keinen Consens ertheilen / und unserm Lieutenant die Copulation nicht zulassen. Er hats aber dannoch noch auf drey Jahr bey Sich / als Seine Concubin, gehabt / welches da also toleriret wird. Wann Er aber einen jungen Erben bekommt / und die Portugäsin / oder Heydin gar / wanns anderst eine Christin worden ist / will ehrlich gemacht werden / verklagt Ihn auch deßwegen bey Seinen Herrn / so muß Er Ihr drey hundert Gulden Holländisches / oder / unsers Gelds / hundert und zwantzig Reichs-Taler geben.Indianische Weiber sind eifersichtig und arglistig. Dann ist Er ledig und frey. Wer aber dieses nicht geben kann / oder will / der muß Sie zur Kirche führen / und darnach / so lang Sie lebt / oder wohl so lang Er lebet / im Land bleiben; Will Er aber jo durchgehen / so muß es in höchster Stille / und bey nächtlicher Weile geschehen / sonst wird Ihm gar bald vergeben / welches in Amboina, und Banda, oft schon geschehen ist. So sind Sie / die Indianerinnen / auch so eifersüchtig / daß / wann SieIndianische Weiber vergeben / oder verzaubern Ihre Männer oft.nur sehen / daß jemand mit einer andern Sich vexiret, geschwind einen bösen Argwohn schöpfen / und so meisterlich vergeben können / † daß einer entweder alsobald sterben muß / oder wohl fünf / sechs / Jahr also gequält werden / daß Er keine gesunde Stund haben kann / biß Sie Selbst Ihm auch endlich wieder davon helfen. Sie können einem etwas in die Kleider nähen / daß Er bey keinen andern Weib mächtig seyn kann / als bey Ihnen / und hab Ich solche Discursen von vielen gehöret / die es Selbst an Sich erfahren / und in grosser Furi einen grossen Blossen geschossen haben.
*Von den Heyden mögens diese Herren Patres gelernet haben. Denn es erzählet Herr von Mandelslo / Lib. II. cap. 10. p. m. 128. daß das auch bey denen zu Cananor,[WS 7] und bey den Einwohnern der Städte Cotschin,[WS 8] und Calecuth,[WS 9] gewöhnlich / so gar / daß auch des Königs Braut nicht ausgeschlossen ist. Im ersten Buch aber / und 38. Cap. p. m. 104. schreib Er also: Weil die Bramanes für so heilige Leut gehalten werden / haben Sie an etlichen Orten / sonderlich zu Calecuth, nach Ihrer Art / treffliche gute Sach / und absonderliche Verrichtung bey fürnehmen [143] Hochzeiten. Man bringt Ihnen die Braut zu / damit Sie Ihnen Ihre Jungfrauschaft benehmen / worzu der Bräutigam dem heiligen Mann noch Geld geben muß. Dann die einfältigen Leut meinen / Sie fangen Ihren Ehestand mit sonderlicher Devotion und Gottesfurcht an / wenn Sie Ihren Abgöttern / durch dero Pfaffen / die Erstlinge Ihres Beyschlafs opfern und zueignen. Die Bramanes stellen Sich bißweilen an / sonderlich bey Reichen / als wenn Sie es nicht gern thäten; müssen derowegen mit Geld dazu erkauffet werden. Herport confirmiret eben das / und mit solchen Umständen. Es werden / spricht Er / pag. 159. von diesen Bramanen die Eheleut zusammen gegeben / die Sie in Ihren Tempeln mit Wasser waschen / und wann solches verrichtet / wird dem Bramane die Braut anerbotten / daß Er Sie nach Haus führe / und die erste Nacht bey Ihr schlaffe. Tuht Ers / so halten Sie solches für eine sonderbahre Ehr / und Glück / dieweiln Sie für heilige Leut gehalten werden / und wo Sie sonst hin kommen / werden Ihnen die Weiber anerbotten / daß Sie Gemeinschaft mit Ihnen machen.
† Jürgen Andersen hats auch bemerket von den Thiolen, einer Nation auf der Cormandelischen Küsten. Sie wissen alle / schreibt Er / Lib. II. cap. 16. p. m. 101. nicht allein die Weiber: sondern auch[WS 10] die Männer / einem mit Gift beyzukommen / und denselben so zu temperiren / daß / wie Sie es haben wollen / einer alsbald denselben Tag / etliche / acht Tag / etliche einen Monat / etliche ein gantz Jahr hernach erst sterben.
Die Belagerung des Castells Iaffanapatan.Als nun unser Admiral von dem Heydischen Princen alle Kuntschaft eingezogen / sind Wir den 18. Maji gar für das Castell geruckt / und da Wir eine viertel Stund noch davon waren / nahe bey der Vorstadt / fielen Sie auf die eilf hundert stark aus. Wir trieben Sie aber bald wieder hinein / und schnidten bey siebentzig den Paß ab / die noch neuere Nachricht geben musten / wie es darinn stünde. Berichteten aber / daß in die viertzig tausend Seelen / klein / und groß / darinnen wären / meinst Bürger mit Ihren WeibernPortugäsen fallen starck aus / werden aber zu ruck getrieben. / und Kindern / und Sclaven: Die eilf hundert aber / so den Ausfall gethan / wären des Königs von Portugall Völker / darunter gar wenig Bürger mit gewesen wären / als Voluntaires.
Wir setzten Uns aber in die Vorstadt / in vier Kirchen / die nur ein Rohr-Schuß von der Mauren waren / und machten Uns so vest / daß Sie Uns nimmer austreiben kunnten; hatten auch mehr Heyden bey Uns / als Wir Christen waren / und weil unser Volk grossen Durst hatte / lieffen etlichePortugäsen haben die Brunnen in der Vorstadt vergifft. zu den Brunnen / zu trinken: weil sie aber alle vergiftet waren / blieben auf die dreissig davon tod / auch etliche Heyden / worauf überahl Schildwachten darzu gestellt worden: Wir aber musten Uns mit dem Wasser aus der Revier behelfen; die siebentzig Gefangenen aber zwungen Wir / von den Brunnen Wasser zu trinken / die auch alle darauf giengen. Denn es lagen viel tode Frösche darinnen / und war dasselbe oben her gantz blau / wie mit einer Haut überloffen. Damit nun keinem mehr Schaden wiederfuhre / wurden alle die Brunnen mit Erden und Sand verworfen / zu kein Gebrauch mehr dienlich.
Holländer spielen stark mit Granaten.Von der Zeit an wurden / von unsern Schiffen / die vier Feuermörßner ans Land gebracht / und viel Granaten. Unsere Schiffs-Gesellen durften auch anderst nichts thun / als die grosse harte Grabstein / in den Kirchen / und Clöstern / mit grossen eisernen Hämmern / in Stücke zerschlagen / die Wir täglich / samt den Granaten / Hauffen-weiß hinein wurfen. Als Wirs vierzehen Tag angetrieben / lieffen viel Portugäsen über / und berichteten / [144] daß die Granaten nicht so viel Schaden thäten / als die Stein / die die drey / und ein halb / Monat auf die zweytausend sechshundert Menschen niedergerichtet hätten.
Die Portugäsen suchen einen Accord.Den 3. Septembris kamen die Portugäsen an unsers Herrn Seiten heraus / der am Land mit der halben Armeé lag / um zu accordiren; Wir aber auf unserer Seiten wusten nichts davon / und weil Wir Ordre hatten / wo Wir könnten / Ihnen einen Abbruch zu thun: eben damahls aber viel auf den Mauren / und Brustwehren / bloß stunden / wolte unser Connestabel, der eben das Geschütz absahe / auf Sie Feuer geben. Indem kam ein Leib-Schütz geloffen / und bracht contrair Ordre, innzuhalten mit allen Schiessen / weil Sie um Accord mit unserm Herrn tractirten / und vermuhtlich das Castell in zwey Tagen übergehen mögte. Wir waren des sehr froh / setzten Uns auch ins Feld an unsern Lauffgraben / fiengen an mit Ihnen zu reden / und zu vexirn: Ob schöne Weiber im Castell wären? Sie Portugäsen können nicht wohl Vexation verstehen.sprachen aber: Die schönsten hätten Wir alle mit Steinen tod geschossen: Die andern wären alle krank. Weil Wir aber wusten / daß die Portugäsen durchaus nicht leiden können / * wann man Sie mit Ihren Weibern vexiret / und Sie einem eher verzeihen / wann mans in Hals schlägt / als wann man einen einen Cornutum heiset / vexirten Wirs desto mehr / und sprachen: Wann Wir hinein kämen / wolten Wir Ihre Krankheit schon curiren / daß Sie zu frieden seyn solten.
*Wie ungern die Portugäsen Sich / Ihrer Weiber wegen / vexiren lassen müssen / ist auch daher zu schliessen / was Lindschot / im Andern Theil der Orientalischen Indien / und 31. Capitul meldet: Das Manns-Volk / sagt Er / ist sehr eiferig auf Ihre Weiber. Denn Sie führen keine andere Manns-Person mit Sich zu Haus / Sie seyen auch gleich so gute Freund / als Sie wollen / der Sein Frau / oder Tochter / mogte ansehen. So aber ein Gefatter / oder ander Ehemann / samt Seiner Frauen käme / Sie zu besuchen / und also miteinander etwann auf ein Spiel-Haus / oder sonsten wohin / gehen wolten / Sich zu erlustiren / so haben Sie viel Knecht und Mägd / um Sich / welche Sie bewahren / und Ihnen aufwarten müssen. So jemand an die Thür kommt / und nach den Mann fragt / so lauffen die Weiber / und Töchter so bald hinein / und verbergen Sich: Der Mann bleibt alsdenn allein / und gibt dem jenigen / der an der Thür ist / Bescheid; So lassen Sie auch keine Manns-Person / Sie sey so nahe verwandt / als Sie immer wolle / welche über funfzehen Jahr alt ist / im Hause wohnen / darinnen Frau / und Töchter / sind / und wären es gleich Ihre eigene Söhne: sonder Sie haben darneben ein besonders Haus oder Gemach / darinnen Sie wohnen / und nicht zu den Weibern kommen können / dahin schicken Sie Ihnen Ihr Essen-Speiß / und andere Nohtdurft. Denn es sich oftmahls begeben hat / daß man Bruders-Kinder hat bey des Vettern Ehe-Weib funden / und den Bruder bey des Bruders Haus-Frau; ja einen Bruder bey Seiner Schwester / deren Ich Selbst etliche gekannt hab / so in solcher That sind begriffen / und von dem Mann beyde umgebracht worden. Es ist das Weibs-Volk aus dermassen unkeusch und geil / und man findet deren sehr wenig / welche / ob Sie wohl Ehe-Männer haben / nicht auch ein / oder zween / ledige Gesellen über das in Bestallung hätten / damit Sie buhleten. Sie suchen alle List und Ränck / bey Nacht / und in geheim / durch Ihre Magd / und Kupplerinnen / zu beschicken / und einzulassen über Mauren / Hecken / und über Dach / ob Sie gleich allenthalben verwahret seyn. Ferners so haben Sie auch ein Kraut / genannt Dutroa,[WS 11] so einen Samen trägt; denselben [145] Samen drucken Sie aus / und geben den Saft Ihren Männern zu essen / oder zu trinken / so bald wird dem Mann / gleich als ob Er halb von Sinnen wäre / wird unempfindlich / oder gar zum Narren / lachet stätigs / oder schläft etwan / und ligt eben / als wenn Er gantz und gar tod wäre. In Summa: Wann Sie Ihn also hat zugerichtet / so mag Sie / in Seiner Gegenwart / thun was Sie will / Sich mit Ihren Buhlen erlustiren / und der Mann wird es im geringsten nicht gewahr / etc.
Was / nach Lindschotten / Herr von Mandelslo geschrieben / Lib. II. Cap. VII. wollen Wir / um Gewißheit willen / noch beyfügen. Die Portugiesen / schreibt Er / pag. 120 haben theils von Ihrer Nationen Weiber / die mit aus Portugall kommen; theils heyrathen Sie auch Mohrische / und Heydnische / Weiber; die meinsten aber seyn im Lande gebohren. Sie werden zu keiner Arbeit / weiche Ihre Sclaven verrichten müssen / gehalten / seynd gantz dem Müssiggang ergeben / gehen und keuen den gantzen Tag das Bettele und Arecca, daher Sie Ihre Sinne und Gedanken nur auf Manns-Personen richten / seynd über alle massen geil / und der Unzucht ergeben / welche auch theils / unter nahen Bluts-Verwandten zu verüben / kein Bedenken tragen. Schlaffen aber gemeiniglich gerne bei Ausländern; sonderlich mögen Sie die Englische / und Teutsche / weil Selbige weisse Häut haben / gerne leiden. Sie suchen allerhand Mittel und Wege / diejenigen / welche zu Ihren Handel dienlich scheinen / zu überkommen / ungeachtet / daß selbiges Frauen-Zimmer / fast gleich den Persischen Weibern / versperret wird. Wenn Sie gesinnet / jemands nach Ihren Willen zu geniessen / und denselben können zusprechen / und bißweilen auch nur aus Ihrem Fenster zu sehen bekommen / machen Sie Ihr geneigtes Gemüth Ihm alsobald bekannt / bestellen Ort / und Gelegenheit / zu Ihrer Zusammenkunft / geschiehet gar oft / daß Sie mit Seidenen Strick-Leitern / welche entweder die / so auf solchen Schnapf ausgehen / gemeiniglich bey Sich führen / oder das Weib im Hause / eine am Fenster hinunter lässet / und Ihrem Buhlen einen Weg zu Ihr machet. Solte aber die Gegenwart des Vatters / oder des Mannes / dazu verhinderlich fallen / wissen Sie dieselben alsbald Ihrer Sinnen / und Gedächtnüs / zu berauben / durch einen gar gebräuchlichen Samen / Dutrii genannt / welches Sie gar listig in Confecturen, Speisen / oder Trank / beyzubringen wissen. Wann also der gute Mann / in Seiner Gegenwart / mit sehenden Augen nicht sehend / oder schlaffend / gnug behörnert ist / gibt die freundliche Frau / nach Ihren Belieben / Ihrem Manne Seinen vollkömmlichen Verstand wieder / mit Netzung etlicher Oerter Seines Leibs / welcher alsdann / nach Ermunterung / nicht anders weiß / als daß Er etwann einen süssen Mittags-Schlaff gehalten habe. Bey solcher Beschaffenheit kann die Frau Ihre Sachen sicherer verrichten / als wann etwann der Mann aus dem Hause wäre. Denn es trägt sich oft zu / daß der Mann einen so ungebetenen Gast / wann Er Ihn bey der Frauen antrifft / mit blutigem Kopfe zur Thür hinaus stosset / oder gar ums Leben bringet.
Jürgen Andersen erzählet ein Exempel / das Er Selbst mit Augen gesehen habe. Als Wir / spricht Er / Lib. I. Cap. XV. pag. 21. mit einem Ingenieur, Namens Sig. Sinthoman, von Breda bürtig / bekannt wurden / bat Er Uns zu Sich in Sein Haus zu Gaste / und ließ / nach guten Tractamenten, Uns Seine Frau aus guter Freundschaft sehen / und schwur dabey / daß in zwölf Jahren / so lang Er Sie gehabt / von keinem Fremden wäre gesehen worden. Denn es wäre allda der Gebrauch / wer Seine Frau ausser den Verdacht / und ehrlich behalten wolte / müsste Sie nicht viel sehen / und auskommen / lassen. Erzählete dabey viel wunderliche seltsame Historien, die sich in Goa mit den Portugisischen Weibern / wegen Ihrer [146] unersättigten Fleisches-Lust / zugetragen: wie auch deren eines / ein paar Tage hernach / durch ein augenscheinliches Exempel bekräftiget wurde. Dann gegen meinem Quartier über hatte ein reicher junger Herr für etliche grosse Herren / und Jesuiter / so von Mosambique mit dem Bischoff gekommen waren / ein groß Panquet angestellet. Als zu Abend die Gäste wiederum Sich nach Hause begaben / und der Wirth mit Seiner Frauen schlaffen gieng / stehet die Frau nach zweyen Stunden / als Sie vermeinete / daß der Mann schlieff / heimlich wieder auf / gehet in eine andere Kammer ans Fenster / und erwartet allda Ihren Beicht-Vatter / welcher auch nach zwölf Uhr in der Nacht Sich ein- und unter das Fenster stellete. Die Frau ließ alsbald ein Band zum Fenster herunter / zog damit Seine Strick-Leiter hinauf / und befästigte Sie ans Fenster / der gute Pater stiege darauf hinauf / kroche zum Fenster hinein / und zog die Strick-Leiter nach Sich / welches Ich alles mit Meinen Augen gesehen / dann weil Ich / wegen der vielen Mücken / nicht schlaffen kunnte / hab Ich Mich ans Fenster gesetzt. Indem nun der Confessionarius mit der Absolution über Sein Beicht-Kind her / erwachet der Mann / findet Seine Frau nicht bey Sich / vermerket unrecht / stehet auf / gehet mit dem Degen[WS 12] in die Kammer / findet Sie eben im Werke / und ersticht Sie im Eiffer beyde durch. Hierüber kamen die München bey den Bürgern in grosse Suspicion, welche sagten: Man könnte künftig keinem Beicht-Vatter mehr trauen / weil dieser ein solcher Schein-Heiliger gewesen. Item, daß der Pabst übel thäte / daß Er nicht ein Mandat ausgehen ließ / daß man alle die / so München werden wolten / erst Capunete / so würde viel Unheil nach / und manche Frau ehrlich / bleiben.
Portugäsen accordiren.Inzwischen wurden die Articul ratificirt / und zogen darauf den ersten Tag die Soldaten aus: Den andern die Geistlichen / oder Pfaffen: Den dritten die Burger mit Ihren Weibern / und Kindern; Aber die Weiber waren wie der Tod / nichts als blosse Bein / ein wenig mit einer Haut überzogen.
Den Vierten sind unsere Herrn / und Officiers, in das Castell gegangen / und geplündert.
Holläner ziehen in das Castell.Den fünften liesse man Uns ein: aber ohne Gewehr / und plünderte ein jeder / so gut Er kunnte; Aber unsere Herrn Officiers haben schon zimlich aufgeraumt gehabt.
Ich meines Theils war auch nicht faul / lief alsobald in das Closter / da Ich wohl wuste / daß nicht gar lär seyn würde / und traf einen alten Pfaffen an / der krank lag / und begehrte zu wissen / wo was zu bekommen wäre? Der Autor bekömmt auch eine gute Beut.Er war bald willig / und sagte: So Ich Ihm etwas mitteihlen wolt / wolte Er mir eine gute Beute weisen; fragte dabey / was Ich vor Landsmann wäre? Ich antwortete Ihm auf Portugäsisch: Ich wäre ein Hochteutscher. Darauf fieng er an / mit Mir Hochteutsch zu reden / und sagte; Er wäre ein Oesterreicher von Corneuburg / und wäre schon sechs und dreissig Jahr im Closter; wiese Mir aber ein alt Küssen / das Ich auffschnidte / und fünfhundert St. Thomæ[WS 13] fande; das war Geld / und gilt einer vier Holländische Gulden. Ich blieb aber nicht lang Herr darüber.
Der Autor kommt wieder um seine BeutDen andern Tag hernach / musten Wir wieder zu Schiff bey sechs hundert Mann / und wurden in dem / daß Wir von dem kleinen in das grosse Schiff passirten / Mann für Mann visitiret. Was an Gut war / liesse man einem: aber alles Geld wurde abgenommen. Wann Ich es gewust [147] hätte / wolte Ichs ehe ins Wasser geschmissen haben. Auf dem Land hätte Ichs schwehrlich von Mir gelassen / weil Ich mein Leben darauf für dem Feind gewagt hatte / und wer so untreu hätte handeln wollen / hätte damahls Gelegenheit wohl haben können / Seinen mißgünstigen Officier auf ein Ohr zu putzen / und Sich eine weile zu obbemelten Princen zu retirirn / biß ein neuer Gouverneur ankommen / oder eines fürnehmen Officier-Frau glücklich eines Kindes genesen / zu welchen Zeiten / in allerley dergleichen Fällen / ein General-Pardon ertheilet wird.
Es ligt zehen Meil von Jaffanapatan, gegen Norden / ein gut bequemes Ort zu landen / das man Pünte Petre, heiset / wohin einsmahls ein Jagt-Schiff / der Stern / in vier Stunden / gar biß an eine Stadt Negopatan übergesegelt / welche auf der vesten Küst Cormandel, sechs Meil von Crangrava ligt / wobey ein schönes Closter ist / S. Francisco consecriret.
Jentiven für Nepopatan suchen Succurs bey den Holländern.Die Stadt Negopatan hatten Anno 1658. nachdem Wir Jaffanapatan einbekommen / die Heyden belägert / welche man Jentiven nennet / und an den Geiher / den Raub-Vogel / glauben / in Hofnung / die Portugäsen daraus zu jagen. Weil Sie Sich aber dapfer hielten / und die Heyden an Ihrer Force allein desperirten / schickte Ihr Oberster / den man den Eick nennet / eine Ambassade an Uns / mit Begehren / Wir solten Sie zu Wasser: Sie wolten es noch ferner zu Land bestreiten. Auf Seiten Unser wurde es decretiret / und bald Commando gegeben / daß fünf Capital- mit sechs Jagt-Schiffen / sechshundert Mann von Uns übersetzen solten / einen Hassard zu thun.
Portugäsen wollen Sich den Holländern ergeben.Folgenden Tags / da Wir anlieffen / kamen die Portugäsen mit einem Frieden-Fähnlein an Strand; Davon drey von den fürnehmsten Bürgern aus der Stadt in ein Fahrzeug gesessen / mit Unserm Herrn Admiral zu accordirn / mit Vermeldung / Sich lieber in der Christen / als Heyden / Hände zu geben. Der Accord wurde geschlossen / und zogen den folgenden Tag die Portugäsen von den Basteyen ab / und von Uns wurden dreyhundert Mann übergesetzt / Der Accord wird geschlossen.und auf die Wälle geführet.
Das / als die Jentiven sahen / änderten Sie Ihre Consilia auch / und wurden aus Freunden Feind / fiengen an Uns zu bloquirn. Inzwischen wurde die alte Besatzung / auf drey unsern Capital-Schiffen / nach S. Thomæ convoiret. Da aber die Heyden acht Tag in Ihren Sinn verharret / Jentiven werden mit Holland uneins. wurde Befehl gegeben / die andere unsere dreyhundert Mann solten auch ans Land gesetzet werden / zu Verstärkung der Stadt; Wir erbotten Uns auch / die halbe Stadt Ihnen zu liefern / so viel es Platzes austragen würde. Sie wolten aber nicht so wohl den Grund und Boden: als die Portugäsische Innwohner haben / das Sich unsers Theils nicht wolte verantworten lassen / Christen in Heyden Hände zu liefern; zumahln es in getroffenem Accord einverleibet worden war; Hoffeten dabey noch immer / Sie / die Jentiven, würden Sich eines andern besinnen / suchten immer noch den Glimpf / liessen keinen Schuß aus der Stadt auf Sie thun / durch welche unsere Clemenz Sie nur verhärter wurden / und meinten / der Courage[WS 14] mangle Uns.
Holländer machen Ihrer viel nider.Weil es denn anders nicht seyn wolte / wurde zuletzt Kriegs-Raht gehalten / und Ordre ertheilet / einen General Ausfall zu thun gegen den Morgen / um welche Zeit diese Heyden gewaltig stark schlaffen / und Sich gar nicht [148] wohl ermundern können. Es gerieht auch also / daß Wir in einer Stund auf die zwey tausend Mann nidermachten; Worauf des Eick Mutter / eine / wie man spricht / Stein-alte häßliche Frau / von Ihrem Sohn / als Herrn des Lands / als eine Abgesandtin kam / und mit Unserm Herrn Fried tractirte / die man auch in solcher Forma eines Ambassadeurs acceptirt / und alle Ehr erwiesen / als obs der Eick Selbst wäre.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Otto Dapper - ?
- ↑ Alexandrette - heute bekannt als İskenderun, Stadt in der heutigen Südtürkei.
- ↑ im Original: uud
- ↑ Bahram - heute bekannt als die Insel Bahrain samt gleichnamigen Staat.
- ↑ Tutogrin - ?
- ↑ Patria - lat. für Vaterland.
- ↑ Cananor - wohl die indische Stadt Kollam.
- ↑ Cotschin - die indische Stast Kochi.
- ↑ Calecuth - die indische Stadt Kolkata, früher Kalkutta.
- ↑ im Original: anch
- ↑ Dutroa - ?
- ↑ im Original: Dtgen
- ↑ St. Thomæ - eine Goldmünze der Portugiesen; näheres auf der Seite des Britischen Museums: [1]
- ↑ Courage - frz. für Mut, Einsatz.