« 15. Kapitel Johann Jacob Saar
Ostindianische Kriegsdienste
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Das Sechszehende Capitul.
Was sich Anno 1659. begeben?

NAch Verfliessung dieses alles / sind Wir den 2. Januar. des damahligen 1659. Jahrs / als Wir in die drey Monat unterwegs Insul Seloer.waren / mit Commando auf eine Insul / Namens Seloer, zu gehen / endlich daselbst angelanget. Die Holländer haben ein Forteresse daselbst. Die Portugäsen auch / welche beyde davon den Mastir / und Weyrauch / bringen / auch viel Wachs / um welches alles willen die beyde Was darauf zu finden.erstgedachte Nationen, Anno 1655. einander mächtig in die Haar gerahten / und die Herrn[WS 1] Holländer einen guten Klopfer bekommen haben. Gebohrne Portugäsen sind da wenig: Die Innwohner aber sind Selbst so fix / nicht nur mit Pfeil und Bogen: sondern mit Rohren auch / mit denen Sie die Portugäsen so stattlich umgehen gelehret haben / daß Sie Christen nichts / Die Inwohner daselbst.oder nicht viel / bevor lassen solten. Schön Frauen-Volk von Gesicht / und Postur, ist auch daselbst / daß Sich einer nicht genug verwundern kann / und den Holländern / oder sonst nur Christen / sehr gewogen / also / daß / welche Sich mit einem unter denen in familiarer genauerer Liebe eingelassen / so fern Sie vorher keinen Mann unter Ihnen hätte bekommen können / hernacher zehen vor einen erlangen kann; Wie denn viel / so Holländer / Sind der Holländer grosse Liebhaber.so anderer Nation, Sich mit Ihnen gar vermählet / doch so Sie zuvor Sich zum Christlichen Glauben bekehret haben.

Ihre Zieraht.Ihr Zieraht ist mit schönen Farben / mit denen Sie Sich / wie zwar am Leib hin und wieder: aber sonderlich unter dem Angesicht / bemahlen. Es gibt auch allerley Tiehr / ausser Rhinocer / und Elephanten; allerley schöne Früchten darinnen / dergleichen Wir vorher schon bey andern Insulen gedacht haben.

Des Autors Zeit zu dienen ist aus.Da Ich nun ein Monat / auf dieser Insul Seloer, zugebracht / und über meine Zeit wohl zwey Jahr war / resolvirte Ich Mich gäntzlich / weil Mich GOtt so eine lange Zeit so wunderlich erhalten / nacher Vatterland wieder einmahl zu gehen / und meine liebe Eltern zu sehen. Demnach Ich vernahm / daß ein Schiff nacher Batavia wolte / hielt Ich bey dem Herrn um eine ehrliche Dimission an / die Er Mir / nach Verfliessung meiner Zeit / und noch eines grossen drüber / nicht abschlagen kunnte / wie Ichs dann auch bald erhielte.

Strebt wieder nacher Haus.Gieng derowegen / im Geleit Gottes / den 4. Februarii auf das Schiff / der See-Ritter genannt / und weil Wir trefflichen Wind hatten / kamen Wir zu Batavia, den 14. Dito, frölich an. Weil Ich aber kein Schiff-Gesell war / [149] und von Anfang eine geraume Zeit für einen Adel-Pursch / nachmahls für einen Corporal, gedienet / hielt Ich bey dem Herrn Major an / ans Land zu fahren / weil noch zehen Monat dahin waren / biß die Flotte in Patriam Bleibt biß auf bessere Gelegenheit eine weil zu Batavia.gieng. Bekam auch darüber Ordre, auf die Wasser-Port daselbt zu gehen / und auf das Bollwerk Killenburg genannt / woselbst es kurtzweilig zu ligen ist / weil es viel Trankgelt gibt / voraus / wann die Schiffe von Haus herkommen; den jedes einen Reichstaler der Wacht spendiret / davon der halbe Theil den Officiers, der andere den gemeinen Knechten / gehöret. Ich habe oft in einem Monat fünf / oder sechs / Reichstaler bekommen; weils Mir aber so gut wurde / daß Ich Meiner pflegen kunnte / nach so manchen Hunger und Kummer / hab Ich auch wieder etwas auf Mich gehen lassen / und nach Gewonheit eine eigene Köchin gehalten / die Mir alle Tag / so Ich auf der Wacht war / zweymahl meine gute Kost bringen muste. Denn zu Batavia alles / an Speiß / und Trank / zu bekommen / wiewohl etwas kostbahr / weil Ich oft ein Hun für einen halben Taler bezahlen muste. Ich gedachte aber / die sieben / oder acht / Monat / die Ich in meiner Heimreise zubringen muste / brauchten eine meines Leibes Wart / daß Er auf der See etwas zusetzen könnte. Da Ich nun sechs Monat auf Batavia gelegen / empfieng Ich für meine Gages zwey Monat Sold / paar / vor welches Geld Ich mich folgend versahe mit Victuaille auf die Reis / kauffte einen Frucht Kleien.grossen Hafen voll Frucht / die man Ricien nennet / und kochen muß / so mans genissen will. Etliche sind grün / etliche roht / etliche gelb; man kanns auch an Statt des Pfeffers brauchen / und wächset auf kleinen Stauden / wie hiesiger Orten die Schwartzbeer wachsen. Die Indianer nennen sie Rattimires, und den andern Pfeffer / der aus andern Orten in Indien gebracht wird / nennen Sie Hollandes mires. Der rechte Pfeffer wächst gleich als die Wachholderbeer / und ist gantz grün / und wenn er in der Sonnen gedörrt wird / wird er erst so schwartz.

Königsfische / Steinbrassen / wie mans auf die Heimreise einmachet.Ich legte Mir auch einen grossen Hafen von Fischen ein / derer da allerhand zu finden / und alle Monat eine andere Art aus der See / und in der Reviere. Nahm aber sonderlich von den Königsfischen / und Steinbrassen / welcher letzere unsern Karpfen gleich ist. Man pflegt sie erstlich in Butter zu braten / darnach läst mans kalt werden / alsdenn thut man den Pfeffer klein stossen / und bestreuet damit des Hafens Boden / darauf man die Fisch legt / und geusset einen Essig darauf; dann wieder Pfeffer / und eine Lag Fische / und so viel Essig darüber / daß der Fisch überdeckt wird / und so fort / allezeit / biß der Hafen gefüllet ist / und wann er allerdings voll / so geust man ein paar Löffel Lisabon-Oel darüber / und thut es wohl verwahren / die sich denn in drey / vier / und mehr / Monat halten / und wann man davon essen will / oder aus den Hafen nehmen / darf man mit keiner Hand darein greiffen / sondern mit einem Löffel; sonst wird der gantze Hafen mit den Fischen verderben. Ich versahe Mich auch mit einem zimlichen Wasser-Faß / welches hochnöhtig ist bey so langen Reisen / und Ich es Anno 1647. wie Ich dort hätte melden sollen / mit meinem grossen Schaden gelernet habe.

Denn Ich gienge mit einem Schiff nach Jamby, eine Stadt auf der Insul Sumatra, hundert und funfzig Meil von Batavia, die West-Cüste geheisen. Es begab sich aber / daß ein Ober-Kaufmann auf dem Schiff [150] starb / da Wir etwan ein sechzig Meil noch davon waren / den liesse der Schiffer ausnehmen / und den toden Cörper in eine Küste einsaltzen / in Hofnung Ihn gar ans Land zu bringen / und da zu Jamby zu begraben: Grosse Windstille und woher sie kommen.setzte Ihn zu den End hinten auf die Campane des Schiffs; darauf sich solch eine grosse Stille des Meers fande / daß Wir gantzer vierzehen Tag / nicht zehen Meil fortsegeln kunnten / unser Wasser und Tranck inzwischen genau verzehret / und gewaltig Durst lidten (welches denn unter Unsern Officiers, und Soldaten / einen grossen Deplaisir machte / und die Schiffer sagten: Es müste die Ursach dieser extraordinaire Meerstille der tode Cörper seyn. Solte Ihn deßwegen ins Meer sencken / Unsere Reiß zu beschleunigen. Da Wir Ihn dazu brachten / kam in einer halben Stund darauf dazu der erwünschte Wind / daß Wir in zwey Tagen zu Jamby waren / und daher præsumirten, daß der Meer Ihre Toden so wohl haben wolle / als die Erde / welches mit mehrern Exempeln anderstwo confirmiret Wie man es mit den Toden auf den Schiff hält.worden. Es ist aber dieses die Manier bey den Toden zu Schiff: Wenn Er in der Nacht stirbt / wird Er Morgens / wenn das Frühe-Gebet verrichtet / ins Meer geschmissen. Wer aber bey Tag verscheidet / zu Nachts / nach dem man den Abendsegen gelesen / und so man nach solchen fragt / so Wir ans Land kommen / spricht man: Er ist über den Port! Wann Er aber in Indien stranguliret[WS 2] worden / sagt man in Holland: Er ist an Balcken tod geblieben.

Den 17. Octob. ist von Batavia eine Flotte ausgerüstet worden / darunter fünf Capital / die andere Jagt-Schiff waren / und funfzehenhundert Insul Palimban.Mann innhaben solten / mit dem Vorhaben / nach der Insul Palimban,[WS 3] hundert und zwantzig Meil von Batavia, zu segeln / wovon der beste Pfeffer kommt / und von Jamby nur dreyssig Meil liget; Der Herr dieses Orts / den Sie auch * den König von Jamby nennen / war den Holländern noch sehr gewogen. Dem aber auch genannten König von Palimban durfte man nicht trauen: Denn ein Jahr davor sind unsere Schiffe / die daselbst Pfeffer hohlen solten / zweymahl dahin geloffen / zu Ihren grossen Unglück. Sintemahl Sich die Innwohner aufs freundlichst stelleten / und die Unserige sicher machten. Da Sie nun einsmahls den Vortheil ersahen / daß die Unserige sassen / und assen; (Das ist aber die Manier auf dem Schiff: Wann Essens Zeit / kommt der Koch zum Schiffer / um zu fragen: Ob Er aufschaffen soll / und wo dieser Consens gibt / so leutet man mit der Glocken / das alles Volck zusammen komme;) das / sprich Ich / da die Palimbaner sahen / daß alles bey Uns sicher war / lieffen Sie geschwind auf die Schiffe / und machten mit Ihren verborgenen kleinen Dolchen / die Sie Kriez nennen / gar bald den Unserigen den Feyerabend / plünderten die Schiffe / und verbrannten / was Sie nicht fortbringen kunnten / alles mit den Schiffen. Das war die Ursach / warum solche starcke Flotte dahin gehen solte. Ehe die Flotte gar abgieng / wurde gemeldet / daß / welche nach Vatterland wolten / Sich von der Compagnia absonderen / und austretten / wolten / welches Ich denn meines Orts auch that / aber hernach sehr reuen liesse.

* Herr von Mandelslo hat diese Anmerkung hinterlassen / Lib. III. p. m. 191. Die gantze Insul ist vor diesen in zehen Königreich eingetheilt gewesen / und hat jegliches seinen eignen König gehabt. Jetzo aber sind die fürnehmsten / die am Strand herum bekannt sind / drey / nemlich der König zu Achim, welcher auf der Spitze am [151] Norder-Theil / der zu Jamba, und der zu Palimban, welcher jenseit der Linie, an der Malaccischen Strassen / wohnen. Sie haben alle drey Ihre Vestungen / in erwehnten Städten / mit Mauren umgeben / und mit Metallen Stücken wohl besetzt / sonderlich die Vestung zu Achem; die Leut wissen mit den Stücken / und Pulver / wohl umzugehen. Dieser König läst Sich mit Verschnidtenen / und Weibes-Volk / bedienen / und hält eine zimliche grosse Hofstatt. Mit diesen Königen stehen die Holländer jetzo in grosser Freundschaft / mit welchen Sie zuvor Feind waren / haben einen Accord mit Ihnen gemachet / daß die Holländer stets freye Handlung dahin / und ein gewisses vom Zoll / haben; aber hergegen / zur Definition des Lands / wider alle Feind / vier Kriegs-Schiffe allezeit halten sollen / welches den Holländern zum grossen Vortheil gereichet. Denn Sie legen Sich vor die Häfen. Wer nun die Holländer nicht für Freund erkennen / und Ihnen mit guten Willen begegnen will / den lassen Sie nicht zu / dahin zu handeln / allermassen oben Jürgen Andersen dergleichen auch schon confirmiret hat.

Denn den 20. Octob. gieng es mit den commandirten Völckern unter Segel auf Palimban zu. Diese Indianer heiset man sonst wie † die auf Malacca, die Maleyen, grob von Leib und Posture, führen Schild / und Schwerd; essen auch kein schweinen Fleisch; Ihr Glaub ist meinst als der Türckische; sind nicht gantz schwartz: sondern gelbhaftig; So sind auch Ihre Weiber groß von Postur, und so dicken Beinen / daß mancher mitten an Seinem Leib nicht so dick ist: als dieser Indianer einer an den Waden ist. * Beschreibung der Innwohner daselbst.Ihre Sprach ist eine subtile Sprach / die man gar bald lernen kann / und wird in Amboina, auch zu Batavia, und Bantam, sehr getrieben; zu Amsterdam aber ist gar eine Malaysche Schul / und das Frauenvolck daselbst / so es gern Ihre Willigkeit den fremden Ankommenden præsentiren wollen / und so teutsch nicht fordern dürfen / bedienen Sich der fremden Sprach gern / in Hoffnung auch eine fremde Speise zu kosten / weil Sie wissen / daß die neue fremde Gäste / auch neues frisches Geld mitbringen / darum Sie Sie den gar manierlich putzen können.

Jürgen Andersen sagt dergleichen / Lib. II. p. m. 104. und meldet noch von Ihrer Kleidung dieses: Die Maleyschen Männer haben von fein roht / oder blau / Cathun, ein klein kurtz Röckigen / mit gar engen Ermeln / so gleich als ein halb Hemd anzusehen / jedoch am Halse ohne Falten; um den Leib ist auch ein Stück Cathun gewunden / so vom Nabel biß auf die Knye hanget: die Weibes-Personen vom Nabel biß auf die Füsse: aber Hemde / Hosen / Strümpfe / und Schuhe / tragen Sie nicht. Die Orancayn und vornehme Herren / wie auch die Weibes-Personen / haben unter die Füssse kleine Bretter gebunden / für die Schärffe der Steine / und Hitze des Sandes: Etliche tragen auf den Häuptern kleine Mützgen / mit Cathun umwunden / etliche nur bloß zusammen gedrehet Cathun. Die Haare der Männer seynd bey etlichen gantz abgeschohren / etliche lassen Sie hangen. Die Weiber aber schmieren den Kopf mit Coquos-Oli, daß Sie davon gläntzen / als wenn Sie glasüret wären / Sie sagen / daß es Ihnen zur Gesundheit dienen / und keine Feuchtigkeit oder Fäuligkeit an den Kopf kommen lassen / solte.

* Beyde in India persönlich gewesene / Herr von Mandelslo / und Jürgen Andersen / bezeugen das auch. Jener schreibt / Lib. III. p. m. 188. Ihre Spach Malays, ist gar eine absonderliche Sprache / welche wenig Gemeinschaft mit der ander Länder Sprachen hat; Sie fällt gar lieblich und zierlich / und hält man dieselbige für die beste / und reineste / in gantz Indien; ist auch kein Kaufmann / der dieser Oerter [152] Handlung treibet / daß Er sie nicht lerne / und so wohl in Ihren Ländern / als allhier / zu reden Beliebung haben solten. Sie haben auch viel Buhlen-Lieder in der Malaysischen Sprache / mti welchen Sie Sich in Ihren Zusammenkunften ergötzen; dann Sie seynd dem Venus-Spiel ergeben. Dieser aber führet / Lib. II. p. m. 104. gleicher Weise folgende Wort: Ihre / der Maleyer, Sprache ist gantz von andern abgesondert / aber gar leicht zu lernen / und lieblich / rein zu reden. Selbige Maleysische Sprache gehet durch gantz Indien / sonderlich unter den Kaufleuten / und wer selbige nicht verstehet / wird im Kauf-Handel nicht wohl fortkommen können.

Den 10. Novemb. kam ein Jagt-Schiff von der Flotte wieder zuruck / Gute Zeitung von der Holländer Victori.das See-Pferd von Seeland genannt / und brachte gute Zeitung / daß unser Volck gute Victori gehabt / und treffliche Beuten / und daß die Flotte selbst in drey / vier / Tagen wieder arriviren werde. Das schmertzte Mich also sehr / weil Ichs nicht mitgemacht hatte / daß Ichs beweinen hätte mögen. Allein mein Fortuna wolts nicht haben / und kunnt Ich nicht wissen / daß so bald des Wiederkommens seyn solte / der Ich in Patriam dachte / und hiese abermahl: Patience par force.

Den 14. dito kam die Flotte zu ruck gen Bantam, zu der das neue Schiff aus Holland kam / der Hof von Seeland / das hundert und zwantzig Soldaten / und hundert und siebentzig Schiffgesellen aufhatte / ohne die Officiers und Kaufleut.

Den 15. sahe Ich meinen Jammer / daß Ich nicht gar mitgemacht hatte / Die gantze Flotte kommt wieder mit guten Beuten.weil die Flotte um den Mittag ankam / auf die Re von Batavia, und die Schiffe lustig Feuer gaben / darauf ans Land setzten / und Mir das Maul noch wässeriger machten / da Ich eine / und andere / Beut vor Augen sahe. Mit dem Schiff / Hof von Seeland / traff Ich einen Landsmann an / Namens Wolf Wagner / dessen Vatter annoch im Leben / und bey hiesigen E. Wohl-Edlen und Gestr. Rahts Bauamt / Stadt-Wagner ist / dem Ich auch von ermelten Seinem Sohn ein Schreiben mitgebracht / und Seinen Statum erzählet / daß Er kein acht Tag auf Batavia gewesen / und Seiner Kunst wegen / von den Soldaten-Leben frey erkennet / und zu einem Bildschnitzer gemachet / worden wäre / weil Er auf der dahin Reiß dem Kaufmann / und dem Schiffer / ein trefflich[WS 4] künstlich Trühlein gemachet hatte. Daher Er denn alsobald bey dem General von Batavia recommendiret worden / dem der Kaufmann das Trühlein verehret hatte; muste auch alsofort zu den General Selbst / und wurde dem Major Ordre, gedachten Wolf Schramm Seiner Kriegs-Dienst zu entlassen / Sein Gewehr in das Zeughaus nehmen / als der hinfüro nichts anderst thun / als dem General, und der Compagnia, arbeiten solte.

Der Autor trifft noch einen Landsmann an.Es ist eben da zu Batavia auch noch ein Nürnberger / mit Namen Andreas Heberlein / den Ich / wie oben gedacht / Anno Christi 1649. in dem Forteresse Negumbo erstesmahls angetroffen habe / welcher / nach der Zeit / neun Jahr ausser Indien / in Holland Sich aufgehalten / und nach Verfliessung dieser Zeit wieder in Indien gangen ist.

Anno 1643. arbeitet Er / als ein Knecht / in der Mühl bey dem Nägelein-Gäßlein; nach dessen Brunst aber begab Er Sich in Kriegs-Dienste / Korn- und Pulver-Mühl auf Batavia.und kam mit auf Batavien, darauf Er / als Er das andermahl hinein kam / die Ehr hat / daß Er eine Korn-Mühl angegeben / und gemacht / einen guten [153] Mußqueten-Schuß von der Stadt / und dessen Neuen Thor / wovon auch nicht gar weit eine Pulver-Mühl erbauet worden / die ein Ulmer angegeben hat / und vorher mit höchster Gefahr in der Stadt war / und mit Ochsen / oder Pferden / getrieben wurde; jetzund aber treibts das Wasser / allerdings wie bey Uns. Ehedessen musten Sie Sich zu Batavia mit lauter Hand-Mühlen behelfen / dazu Sie viel Sclaven haben musten / die anderst nichts tuhn durften / als malen.

Korn-Mühl wird theur verlassen.Diese Korn-Mühl bringt / alle Jahr / den Holländern acht tausend Holländische Gulden / und ist erst Anno 1559. im Monat Februarii, also Bestands-weiß verlassen worden. Denn wer sie in Bestand hat / muß der Compagnia alsobald vier tausend Gulden darlegen / und nach zwey Bürgen stellen / biß Er / bey Endigung des Jahrs / die andere vier tausend Gulden ablege; Dagegen darf keines mehr in der Stadt mit der Hand-Mühlen malen / Er tuhe es dann mit Seiner grossen Gefahr. Wird Er nun ergriffen / (wie dann der Beständner Seine eigne Espionen hat / die genaue Kuntschaft legen /) nachdem Er vermag / wird Er gestrafft. Wer / nach Verfliessung des Jahrs / mehr geben will / als der vorige / dem wirds aufs neu verpackt. Vor der Zeit hat man auf den Schiffen von keinen Brodbacken gewust / Schiffe haben ihre Backöfen und gut Brod.aber nunmehr haben bald alle Capital-Schiffe Oefen / und lassen die Herrn auf Batavia so viel Mehl mahlen / als Sie meinen / daß Sie auf Ihre Reiß von nöhten haben. So wird auch für die Kranken darauf gelinder und subtiler Brod gebacken. Aber wie Ich ins Land kommen bin / ist gantzer drey Jahr kein Bissen Brods auf meine Zunge kommen; mein Leben aber mit gekochtem / und erkühltem / Reiß / den man den Soldaten gibt / wöchentlich etliche wenige Pfund / so lange Zeit dannoch erhalten.

Ein Dank- und Beet-Tag / wegen der VictoriDemnach aber die Flotte zwey Tag auf der Ree geruhet / ist den 17. Novembris ein Beet- und Dank-Fest angestellt worden / in der Holländischen Kirchen / deren Sie da eine erbauet / wie auch eine für die Heyden / die zwar Christen worden: aber anderst nicht / als Malayisch / reden können. Nach vollbrachter Predigt / wurde die Victori abgelesen / die unser Volk auf der West-Cüst gehabt. Den Abend darauf wurde sie in der gantzen Stadt / und auf den Castell, gebrannt; eine Stund darnach / da jener verloschen / liessen sich die Stück hören / rund um das Castell, und die gantze Stadt / auch auf den äussern Forten, so eine halbe Meil von der Stadt ligen; nicht minder die Orlog-Schiffe[WS 5] auf der Ree, ausser denen neun köstlich geladenen / die nach Vatterland gehen wolten.

Was in Patriam will / wird zusamm gefordert.Den 20. Dito kam vom Herrn General Ordre, daß der Herr Major mit dem Musterschreiber auf alle Plätz gehen solte / wo Soldaten lägen / und derer Zeit verflossen sich befände / consigniren. Inzwischen wurden die Schiffe mit aller gehörigen Provision versehen.

Muß das Gewehr in das Zeughaus liefern.Den fünften Decembris war in der Haupt-Runde befohlen / wer nach Haus wolte / solte Sein Gewehr dem Capitain de Armis überliefern / und wer kein gut Gewehr hatte / mit den andern tauschen.

Den sechsten Dito haben Wir alle / die nach Haus wolten / das Gewehr überliefert; Ich aber vertauschte meines mit meinem Camerade Justino Gussin, von Lübeck bürtig.

Den achten wurde das Spiel gerühret / und Jedwederm / zu Seiner Rafreschiffement[WS 6] zwey Reichstaler gereichet / auch commandirt, den zehenden [154] Jeglichen wird Seine Rechnung gegeben.zu Schiff zu seyn. Es wurde auch jeglichem Mann Seine Rechnung gegeben / und Assignation, auf welch Schiff Er solte / mit dem Vermelden / wer noch ein Jahr bleiben wolte / solte zwey Monat-Sold zur Gage empfangen. Es waren aber wenig / die Sich bereden liessen.

Den zehenden wurde Musterung auf den neun Schiffen gethan / ob alles Volck beysamm wäre / und da sichs fande / kam aufs neu Ordre, unsere Anker zu leichten / und von der Ree ein viertel Meil in die See zu gehen / und daselbst wieder fallen zu lassen.

Ein Beet-Tag gehalten / um eine glückliche Heim-Reise.
Valet.
Den eilften wurde / so wohl zu Land / als zu Wasser / auf allen neun Schiffen ein Beet-Tag gehalten / daß GOtt der Flotte gnädiglich wolte heimhelfen; nachfolgenden Tag darauf wurden alle Schiffer / und Kauf-Leut / ans Land citirt, mit dem General das Abschied-Mahl oder Valet zu halten.

Den dreyzehenden gieng unser Admiral, Petrus Stordinnes samt den Vice-Admiral, Justino Wennes, neben dem Herrn General Joan Matzucker / der Sie biß daher bekleidet / zu Schiff / und besprachen Sich miteinander noch biß auf den Abend / an welchen dieser wieder zu Land fuhr / und Befehl Des Autors Abschied von Batavia.liesse / wann Wir folgenden Tags den Land-Wind haben würden / im Namen / und Geleit / Gottes unter Segel zu gehen / worauf Wir immer unsere Anker auf- und abwunden / in der Resolution, noch in der Nacht es gehen zu lassen / so Wir Wind haben würden.

Den vierzehenden thät unser Admiral zu Morgens / Glock drey / ein Canon-Schuß zum Loß / daß Wir frölich die Anker leichten solten. Hand / Retour-Schiffe / an der Zahl Neun.Muth / und Sinn / war alles fertig / und giengen neun Capital Retour-Schiff in aller Ordnung; Als /

Erstlich das Schiff / genannt Waffen von Holland / vor die Cammer Amsterdam / Admiral.

     Zum andern / das Schiff die Perle / vor Amsterdam.

     Zum dritten / das Schiff Princesse Roijale, vor Amsterdam.

Zum vierten / das Schiff Princ Wilhelm von Seeland / Vice-Admiral, worauf Ich war / und trug achthundert Last / jede zu dreissig Zentnern gerechnet / und sechs und sechtzig Stuck / und war schon zehen Jahr alt / und weil eben damahls / als es zu Middelburg gezimmert worden / Princ Wilhelm mit des Königs Tochter aus Engelland Beylager daselbst hielte / es / mit Willen der Compagnia, von Seinem Namen getituliret / dergleichen eines ehedessen von Seinem Herrn Vattern auch / Princ Heinrich tituliret worden / welches Ich Anno 1645. als Ich in Indiam kommen bin / auf der Ree gesehen / auch von achthundert Last / und zwey Lag Stucken.

     Zum fünften / das Schiff das See-Pferd / vor Seeland.

     Zum sechsten / das Schiff Dordrecht / vor die Cammer von Delft.

     Zum siebenden / das Schiff Schlott von Honningen / vor Rotterdam.

     Zum achten / das Schiff West-Frießland / vor Horn.

     Zum neunten / das Schiff Arnheim / vor Enkysen.

Den 23. Decembris sind Wir die Straß Sunda hinaus passiret / und haben die zwey Schiff / so Uns convoiret / zuruck gehen lassen / nemlich das Schiff genannt Dumburg / und das Schiff genannt Kaukergen / und nachdem Wir die Straß hinter Uns gebracht / bekamen Wir den 24. Dito einen Passage zur Straß hinaus.treflichen Passage-Wind / daß Wir auf die † Insul Mauricius zugehen [155] kunnten / welche neun hundert Meil von Batavia ligt / und für der Zeit von Auf der Insul Mauricius ist Eben-Holtz.Holländern bewohnt war / aber mit Willen wieder verlassen worden / weil nur Eben-Holtz / (welches der Kern ist / von dem Eben-Baum; die Rinde aber davon / und anderes umligendes Holtz / wird verbrannt /) daraus kommet / und Ambra-Grüs / von dem die Ambra-GrüsIndianer sagen / daß es Semen Cete sey / den das Meer ans Ufer werfe / wann es grosse Sturm habe / und die / die auf der Insul Mauritius ehedessen gelegen / sagen / wer zuvor kein Ambra-Grüs gesehen / solte anders nicht meinen / es wäre ein Kühe-Flaten / nur daß der Geruch einige Differenz gebe.

Weil Reisender von dieser Insul nicht viel gedacht / wollen Wir Herrn von Mandelslo Beschreibung beysetzen. Diese Insul Mauritius, spricht Er / Lib. II. pag. 140. liget hoch / und hat hohe Felsen / derer Spitzen sich oft in den Wolken verstecken / daß man sie von fernen wohl sehen kann; soll im Umkreiß ungefehr zwölf Teutscher Meilen seyn. Sie wird von keinen Menschen bewohnet / ist in den Gründen mit vielen guten fruchtbahren Bäumen / Indianischer Art / gantz wild bewachsen; Es fällt auch sehr gut schwartz Ebenholtz daselbst / ja so schön / als an einem Ort in Indien zu finden; das Wasser daselbst ist sehr Fisch-reich / von allerhand Art; unter andern wird auch gefangen ein Fisch / von den Spaniern Torpedo genannt / sihet gleich fast einem Karpen / welcher von wunderliche Kraft / oder Gift / hat / daß er kann den jenigen / der ihn anrühret / das Glied verlähmen. Es gibt nicht gar viel wilde Thier daselbst; aber eine unzählige Mänge von allerhand Vögeln / welche so dumm seyn / daß sie keinen Büchsenschuß scheuen. Lassen sich mit den Händen greifen / ohne Zweifel / weil keine Leute daselbst wohnen / daß sie scheu gemachet werden. Es wird aber die Insul von den Holländern / und andern See-fahrenden / zum öftern besucht / wenn Sie frisch Wasser einnehmen wollen; dann es gute Quellen / und aus dem Gebirge fliessende klare Bäche / hat.

Von Thieren / die daselbst zu finden / nennet Volquard Iversen / Lib. IV. pag. 195. wilde Böcke / und allerhand Vogel-werk / welche nicht gar scheu / weil sie vielleicht nicht gewohnet / Menschen / die sie verfolgen / zu sehen. Sie stunden / und sahen Uns an / und liessen Uns nahe hinzu kommen. Unter andern Vögeln waren auch / so Sie in Indien Dodderse nennen; seynd grösser als die Gänse / kunnten zwar nicht fliegen / (weil / an Statt der Flügel / nur kleine Fittige) aber gar schnell lauffen. Wir jagten sie ein dem andern zu / daß Wir sie mit Händen greiffen kunnten / und wann Wir einen am Bein fest hielten / und er ein Geschrey machete / kamen andere herzu gelauffen / dem gefangenen zu helfen / und wurden selbst mit gefangen. Auch bekamen Wir etliche Berg-Hüner daselbst. Wilde Böcke kunnten Wir haben / so viel Wir wolten. Wir jagten sie auf einen Huck / oder Ecke / so vom Lande in die See etwas ausgieng / und gleich als eine Pen-Insul machet / und giengen alle fünf neben einander auf sie loß / und ergriffen sie. Derer etliche von den Alten waren in die Ohren geschlitzet / mögten vermuhtlich von den Holländern / als Sie die Insul Maurtitius bewohnet / dahin versetzet worden seyn. Wir bekamen auch viel / von dem Land / und See / Schildpadden / derer etliche so groß / daß sie zween / oder drey / Männer / auf sie sitzend / fortziehen können: schmeckten so delicat, als Hüner-Fleisch / die Schilde darvon brauchten Wir zu unsern Gefässern. Da Wir nun nicht allein gute Fische / sondern auch Fleisch / von Hünern / und andern Vögeln / Bock- und Ziegen-Fleisch / vollauf hatten / selbige gesotten / und gebraten / geniessen kunnten / auch viel von den Palmiten daselbst funden: die Cronen / Hertz oder Gipffel darauf / welche gar weiß / und zart / und sehr lieblich zu essen / abschnidten. Item, [156] Wein de Palma zu bekommen und zu trinken lerneten / lebten Wir so delicat und wohl / daß Wir Uns vorgenommen / daselbst ein Jahr zu verharren. Etliche wären wohl Willens gewesen / Zeit Ihres Lebens dar zu bleiben / wann Sie nur Kleidung und Frauen-Volk / worzu Sie / nach den delicaten Speisen / Lust bekamen / gehabt hätten. Der Palm-Wein schmeckte Uns so wohl / daß Wir Uns oft lustig darbey macheten / und unser guten Freunde Gesundheit darin trunken. Wir lebten so in den Tag hinein / und hatten vergessen den Tag des Monats / und der Wochen.

Wehrt ist noch zu wissen / woher die Insul den Namen bekommen / daß Mauritius-Insul genennet worden. Es hats aber Herr Olearius in Seinen Anmerkungen gesetzet: Dieser Inusl ist der Name Mauritius gegeben / zu Ehren Printz Mauritz von Oranien[WS 7] / weil sie zu Seiner Zeit / nemlich im Jahr 1598. unter dem Admiral Cornelius von Neck / ist aufgesuchet worden / wie darvon in der zweyten Ost-Indianischen Schiff-Fahrt zu lesen. Es soll die Insel im Umkreiß sechzehen Meil Wegs begriffen seyn / sehr felsicht / voller Bäume / und Buschwerk; insonderheit sollen sehr viel Palmiten daselbst wachsen / auch viel / und starke / Bäume Ebenholtz / oder eine Art Bäume / so eine grüne Borke / inwendig aber Pech-schwartzes hart Holtz hat. Soll voller Vögel / von allerhand Art / die zu essen dienen / seyn; hat auch schöne Fisch-reiche Wasser. Die Holländer haben eine Zeit lang Ihre Völker darauf wohnen lassen / dann es gute Lebens-Mittel gibt; weil es aber etwas aus dem Wege / und zu Ihrer Handlung nicht grossen Profit: sondern nur im Nohtfall den Schiffen Ihre Verfrischung / und Brenn-Holtz / geben kann / haben Sie diß Eyland verlassen / und die Völker nach der Stadt Batavien geführet.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. im Original: Hernn
  2. stranguliret - Hängen, Würgen oder Erdrosseln.
  3. Palimban - ?
  4. im Original: treffiich
  5. im Original: Orlag-Schiffe
  6. Rafreschiffement, - ?
  7. Printz Mauritz von Oranien - Moritz von Oranien, 1567 - 1625, Graf von Nassau-Dillenburg und Statthalter verschiedener niederländischer Provinzen.