Nothilfskästchen im Hause
[372] Nothhilfskästchen im Hause. Die von Professor Dr. Friedrich Esmarch ins Leben gerufene Samariterbewegung hat bereits die erfreulichsten Früchte getragen und verdient auch fernerhin die wärmste Unterstützung. Die Wohlthaten der Samariterschulen, welche ihre freiwilligen Zöglinge in der ersten Hilfe bei plötzlichen Unglücksfällen unterrichten, kommen jedoch in erster Linie den größeren Städten zu gute; auf dem Lande bricht sich die Bewegung naturgemäß langsamer Bahn. Und doch ist gerade auf dem Lande der Arzt bei plötzlichen Unglücksfällen schwerer zu erreichen. Die deutschen Samariter haben diesem Umstand wohl Rechnung getragen und eine Reihe trefflicher Unterrichtsmittel herstellen lassen, welche den Laien auch ohne persönlichen Unterricht von seiten eines Arztes über das Nothwendigste bei der Leistung der ersten Hilfe belehren; aber auch andererseits sind Hilfsmittel zusammengestellt worden, welche Beachtung und Verbreitung verdienen. Zu diesen zählen die Nothhilfs- oder Verbandkästen von Franz Meusel in Chemnitz. Dieselben enthalten das für den Samariter nöthige Verbandzeug und werden in verschiedenen Größen hergestellt, um verschiedenen Bedürfnissen zu entsprechen. Es giebt große Kästen, für Werkstätten und Fabriken bestimmt, vor allem aber auch kleinere, welche gerade in dem gewöhnlichen Haushalte am Platze sind. Mit ihrer Hilfe läßt sich bei Verwundungen, Blutungen, Verbrennungen etc. ein richtiger Nothverband anlegen, die erste Hilfe bis zur Ankunft des Arztes ermöglichen. Die „Anleitung“, welche den Kästchen beigegeben ist, zeichnet sich durch Kürze aus; denn im Augenblick der Gefahr giebt es keine Zeit zum „Studiren“, man muß rasch nach der gegebenen Anweisung handeln. Unter der Voraussetzung, daß die Nothhilfskästen nur in wirklicher Noth, wenn der Arzt nicht zur Stelle ist, benutzt werden, kann man sie für jedes Haus empfehlen; denn sie sind im gegebenen Fall viel nützlicher als manche der sogenannten Hausapotheken mit ihren Pulvern, Essenzen und fragwürdigen Kräutern. Wer sich aber einen Verbandkasten anschafft, der sollte auch nicht unterlassen, sich im allgemeinen über die Grundzüge der Behandlung von Verletzungen zu unterrichten. Die nöthige Auskunft darüber findet man im zweiten Bande des weitverbreiteten „Buches vom gesunden und kranken Menschen“ von Dr. Bock (Leipzig, Ernst Keils Nachf.) oder in dem Esmarchschen Leitfaden für Samariterschulen „Die erste Hilfe bei plötzlichen Unglücksfällen“ (Leipzig, F. C. W. Vogel).
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