Noch zwei Ehrensterne unseres Krieges

Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Noch zwei Ehrensterne unseres Krieges
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 22, S. 372
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1871
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[372] Noch zwei Ehrensterne unseres Krieges. Erster Stern. Ein preußischer Landwehrmann, vom ersten Bataillon des vierzehnten Landwehrregiments, erzählte Folgendes:

„Wir standen zusammen mit der badischen Division erst vor Straßburg und dann vor Belfort. Die Welt weiß, welche Kämpfe wir dort durchzumachen hatten. Die Landwehr wird ein Lied davon singen, so lange sie besteht. Ein Lied im höchsten Ton verdienen aber unsere badischen Cameraden. Was diese an uns gethan, sollte wohl von der ganzen Nation in Ewigkeit gepriesen werden. Hört! So oft es zu einem Gefecht kam, wo ein aufreibendes Feuer drohte, drängten die Badenser sich uns vor, sie litten’s nicht, daß wir vorausstürmten. ‚Ihr preußischen Brüder von der Landwehr,‘ sagten sie, ‚Ihr habt Weib und Kind zu Haus! Laßt uns voran! Erst wenn Ihr seht, daß wir den Feind nicht zwingen, daß wir zu schwach sind, da, Cameraden, eilt herzu und packt mit an!‘ Und vorwärts marschirte sie, diese treue tapfere Wacht am Rhein, und immer theilten sie mit uns die Ehren des Sieges, diese an Treue und Tapferkeit gleich große badische Division.“

Dem preußischen Landwehrmann liefen die hellen Thränen über die Wangen, als er das erzählte, und wir würden uns wundern, daß diese Edelthat dieser Soldaten bis jetzt verschwiegen geblieben ist, wenn wir nicht wüßten, daß gerade die besten Perlen tief liegen und nicht allemal zuerst erhoben werden. Möge den braven Badenern dafür mit derselben Liebe gelohnt werden, wie sie sie so großartig ausgeübt haben. –

Zweiter Stern. Die Wittwe eines im Kampfe bei St. Privat (am 18. August 1870) Gefallenen erhielt einen Brief folgenden Inhalts:

„Im Auftrage der Mannschaften meiner Compagnie, zu denen auch Ihr tapferer Mann gehörte und in deren Mitte derselbe am 18. August vorigen Jahres bei dem Sturme auf das Dorf St. Privat heldenmüthig für König und Vaterland gefallen ist, sende ich Ihnen einliegend fünfzig Thaler.

Diese Summe ist das Ergebniß einer freiwilligen Sammlung, an welcher sich Officiere, treue Cameraden und Untergebene Ihres in Gott ruhenden Mannes in der Absicht betheiligt haben, mit zu den Ersten zu gehören, welche der Wittwe eines tapferen Cameraden zu Hülfe kommen.

Möge Sie dieses, als Zeichen der Achtung und Liebe, die sich Ihr Gatte in der Compagnie erworben hat, in Ihrem Schmerze in Etwas trösten. Seien Sie versichert, daß das Andenken an Ihren Mann in der Compagnie stets treu fortleben wird.

Gott schütze Sie und Ihre Kinder!

St. Denis, den 31. März 1871.
von Scholten, Hauptmann und Chef der 9. Compagnie
4. Garderegiments zu Fuß.“

Dieser Tapfere, der noch nach dem Tode so herrlich ausgezeichnet worden ist, in dem seine Compagnie sich so würdig geehrt hat, war der Reserve-Unterofficier Eduard Lorbeer von Eisleben.