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Titel: Illustrirte Seelenwanderung
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aus: Die Gartenlaube, Heft 22, S. 372
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1871
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[372] Illustrirte Seelenwanderung. Es geschehen noch Wunder auf Erden, davon hat uns die in Stuttgart erscheinende „Allgemeine Familienzeitung“ vollständig überzeugt.

Im Jahre 1862 hat die Gartenlaube ihren Lesern ein Bild aus dem schleswig-holsteinischen Kriege von 1848 gebracht. Es ist jener kühne Zug des Freicorpsführers von der Tann, wo er in der Nacht vom 6. zum 7. Juni bei Hoptrup mit vierhundert Auserwählten fünftausend Dänen überfiel und schlug. Die Illustration stellt den Augenblick dar, wie am Morgen eine Schaar von fünfundzwanzig Mann zwei eroberte Kanonen gegen eine heranstürmende dänische Husarenschwadron vertheidigt. Der Führer der Schaar, hocherhobenen Hauptes die Faust auf den Säbel stützend, und die frischen jungen Männer, den kecken „Kossuthhut mit der wallenden Feder“ auf dem Kopfe, und mit Büchse und Hirschfänger bewaffnet, bilden eine gar trotzige schöne Gruppe. Man sieht ihnen an, daß sie siegen werden.

Und alle diese Wackeren sehen wir zweiundzwanzig Jahre und fünf Monate später wieder, ganz dieselben, ohne Veränderung in den Gesichtszügen, an Gestalt, Kleidung, Haltung, nur daß sie sich wahrscheinlich in dieser langen Zeit herumgedreht haben, denn Alles, was bei Hoptrup rechts war, ist hier, in dem Gefecht des Garibaldi bei Pasques unweit Dijon gegen die Badener am 26. Nov. 1870, wo wir unsere deutschen Freischärler als Garibaldianer und Franctireurs wiedersehen, links geworden! Mit der linken Faust am Schaft halten diese sogar die deutschen Büchsen, denen sie nur französische Haubajonnete aufgesteckt haben. Das Wunderbarste bleibt aber unser Freischaarführer – da steht er, um kein Haar anders als vor zweiundzwanzig Jahren und fünf Monaten, sogar der damals übliche helle Sommerrock hängt ihm noch, wie in jener Junihitze von 1848, hier im Novemberwetter von 1870 flott um die Schulter, aber auch er hat die Seelenwanderung überstanden, wir sehen’s gedruckt und gemalt und müssen’s glauben – er ist Garibaldi geworden und hat die Gicht.

Sollen wir nun noch darüber staunen, daß im Hintergrunde des Bildes die dort heranstürmenden dänischen Husaren sich hier als eine „badische Abtheilung“ in den Wald zurückziehen? – Nein! Wir haben eben das Wunder einer illustrirten Seelenwanderung vor uns und das Publicum weiß nun, wie bisweilen – Schlachtenbilder gemacht werden. Die Herren haben ganz einfach unser Bild von 1862 übergezeichnet, eine einzige Figur darin verändert, indem sie einen ehrlichen Freischärler in den berüchtigten Bordone (Garibaldi’s Generalstabschef) umgestalteten – und anstatt „von der Tann“ – „Garibaldi“ darunter geschrieben. Wer dadurch schwerer verletzt ist, v. d. Tann oder die Redaction der Gartenlaube, überlassen wir dem Urtheil der Leser.