Textdaten
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Titel: Neueste Helenamedaille
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aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 740
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[740] Neueste Helenamedaille. Einen Schatten in das sonst so helle Bild unserer Zeit wirft die kindische Hätschelei, welche Personen in Kleidern der sogenannten gebildeteren Gesellschaft sich mit den gefangenen Franzosen auf deutschen Bahnhöfen und auch in den Lazarethen herausnehmen. Oft entspringt solche Ungebühr nur aus der läppischen Lust, sein Bischen Französisch einmal an den Mann zu bringen; schlimmer steht’s damit, wenn sich unpatriotischer Sinn absichtlich in solcher Franzosenverehrung äußert. Uebrigens trägt an solchen Auftritten die rücksichtsvolle Scheu vor energischem Handeln auf Seiten des „Publicums“ die Hauptschuld. Man entferne solche Personen einfach vom Schauplatz ihrer Huldigungen, oder, will der Volkswitz dabei thätig sein, so zeichne er sie durch Anhängen der Helenamedaille aus, deren eigentliche Bedeutung so ist: Der erste Napoleon hat bekanntlich seine meisten Siege nur durch die Deutschen und Polen in seinem Heere, sein vorzüglichstes Kanonenfutter, gewonnen. Am russischen Feldzuge allein nahmen über zweihunderttausend Deutsche Theil. Ebendeshalb entgegnete er damals einem Russen, der die drohenden Verluste in diesem Feldzuge an französischen Menschenleben ihm vorstellte, mit dem Nachweis, daß seine Verluste nicht gar so groß seien, denn, sagt er: „Si vous (die Russen) perdez cinq Russes, je ne perds qu’un Français et quatre cochons.“ Zu Deutsch: „Wenn Ihr fünf Russen verliert, so verliere ich nur einen Franzosen und vier Schweine.“ – So bezeichnete er seine nichtfranzösischen Hülfstruppen, also vor Allen – die Deutschen, und darnach ist die eigentliche Bedeutung der Helenamedaille zu verstehen.