Nachtidyll
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Nachtidyll.
Noch ruht im Dorfe jung und alt,
Am Himmel steh’n die Sterne;
Der Morgen dämmert florumwallt
Unmerklich in der Ferne.
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Da wird ein Thürlein aufgemachtMit Fürsicht übermassen;
Ein Blondchen schleicht mit Vorbedacht
Heraus und längs der Strassen.
Die Füsse nackt und gross und braun,
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Das runde Köpfchen glühend;Verzaustes Haar – durchs Linnen schau’n
Die Brüstchen prall und blühend.
Sie blickt noch einmal rings herum,
Als wie verscheucht ein Mäuschen;
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Dann reckt sie sich und lächelt stummUnd schlüpft in eins der Häuschen.
Eugen Reichel.