Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Mit Fürsicht übermassen;
Ein Blondchen schleicht mit Vorbedacht
Heraus und längs der Strassen.
Die Füsse nackt und gross und braun,
Verzaustes Haar – durchs Linnen schau’n
Die Brüstchen prall und blühend.
Sie blickt noch einmal rings herum,
Als wie verscheucht ein Mäuschen;
Und schlüpft in eins der Häuschen.
Eine kleine Ballade.
Sie wohnte vier Treppen,
Er unten im Keller,
Und beide hatten sie keinen Heller.
Wohl litten sie nicht Hunger und Not,
Das reichte so gerade zum Leben hin.
Jung waren sie beide und lebensfroh,
Machten sich weiter keine Sorgen.
Kam heute das Glück nicht, kam’s wohl morgen.
So schauten beide zum Fenster hinaus
Und sahen nach dem Glücke aus.
Aus dem Dache sah sie,
Aus dem Keller sah er,
An einem heissen Maientag
Sprach er sie schüchtern drunten an,
Als sie die Treppen zu steigen begann.
»Da oben ist’s wohl jetzt schön heiss?«
Heizt etwas stark mein Zimmerlein.«
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/45&oldid=- (Version vom 31.7.2018)