Moltkes Uebertritt aus dem dänischen in den preußischen Militärdienst

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Titel: Moltkes Uebertritt aus dem dänischen in den preußischen Militärdienst
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aus: Die Gartenlaube, Heft 10, S. 163–164
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[163] Moltkes Uebertritt aus dem dänischen in den preußischen Militärdienst. Es ist begreiflich, daß der Vorgang, welcher Moltke zu einem Mitgliede der preußischen und später der deutschen Armee machte und unserer Armee damit ihren größten Strategen in diesem Jahrhundert schenkte, der Gegenstand vielfacher Erörterungen geworden ist. Man wußte allerlei Gründe anzuführen, warum der junge Offizier zu diesem Schritte sich entschloß. So wurde gesagt, er sei unzufrieden gewesen, weil er nicht in die Leibgarde gekommen oder weil er überhaupt nicht genügend von seinen militärischen Vorgesetzten anerkannt worden sei; es wurde auch erzählt, daß dänische Offiziere in der Unterhaltung mit deutschen Offizieren über den Grafen Moltke Bemerkungen gehört hätten, als ob sein Austritt aus dem dänischen Heer begleitet gewesen wäre von wenig vortheilhaften Aeußerungen seitens seiner Vorgesetzten, etwas, was selbstverständlich angeführt wird, um einen gewissen Mangel an Urtheilskraft bei allen diesen Vorgesetzten anzudeuten. Der damalige dänische Generaladjutant soll, indem er dem König Friedrich VI. des Lieutenant von Moltke Abschiedsgesuch überreichte, gesagt haben: „Lieutenant von Moltkes Weggang wird kein großer Verlust für das dänische Heer sein.“ – Es dürfte unter diesen Umständen nicht uninteressant sein, das Abschiedsgesuch des damaligen Lieutenants von Moltke nebst den begleitenden Auslassungen des Regimentskommandeurs und des Generalkommandos der Herzogthümer, welche in dem Archiv des dänischen Kriegsministeriums niedergelegt sind, im Wortlaut kennen zu lernen.

Das dänisch geschriebene Gesuch lautet in der Uebersetzung folgendermaßen:

„Allerunterthänigstes Promemoria.

Euer Majestät wage ich die allerunterthänigste Bitte vorzutragen um gnädigen Abschied aus dem dänischen Militärdienst. Da ich hoffen darf, in der preußischen Armee angestellt zu werden und dort eines rascheren Fortkommens als in meiner bisherigen Stellung gewiß zu sein glaube; da ich in diesem Fall gleichzeitig eine Unterstützung von meiner dort lebenden Familie genießen kann, die ich hier entbehren muß, so muß ich eine solche Versetzung wünschen, wenn ich gleich nur höchst ungerne den dänischen Dienst und das Land verlasse, das unter Ew. Majestät väterlichem Scepter so glücklich ist. Diesem meinem allerunterthänigsten Gesuch darf ich noch die Bitte hinzufügen um eine Unterstützung durch eine 3monatliche Gage, um mich im stande zu sehen, die Kosten der Reise zu bestreiten, die für meine beschränkten Verhältnisse sehr drückend sind. Im Vertrauen auf die väterliche Fürsorge, die Ew. Majestät für jeden Ihrer Unterthanen hegen, hoffe ich auf eine gnädige Entscheidung meines allerunterthänigsten Anliegens. Möchte es mir möglich sein, einst die Tüchtigkeit, die ich in fremdem Dienst zu erwerben mir zutraue, zum Besten meines Vaterlandes und Ew. Majestät zu verwerthen.

Altona, den 25. Dezember 1821.

Allerunterthänigst
von Moltke,
Sekondlieutenant im Oldenburgischen Infanterieregiment.“

Auf der linken Seite des Gesuchs steht: „Sekondlieutenant im Oldenburgischen Infanterieregiment Helmut Karl Bernhard von Moltke bittet um gnädigen Abschied aus dem dänischen Militärdienst.“

[164] Die Anmerkung des Regiments lautet folgendermaßen: „Allerunterthänigst befürwortet mit dem Hinzufügen, daß der Sekondlieutenant von Moltke sich während seiner dreijährigen Dienstzeit stets bestrebt hat, sich zu einem tauglichen und brauchbaren Offizier heranzubilden.

Rendsburg, 31. Dezember 1821.

Herzog Holstein-Beck.“

Das Gesuch ist darauf übersandt vom Generalkommando der Herzogthümer mit folgendem deutschen Begleitschreiben:

„Seiner Majestät dem Könige! Vom Generalkommando der Herzogthümer.

In der Anlage übersende ich ein allerunterthänigstes Gesuch des Sekond-Lieutenants von Moltke beim Oldenburgischen Infanterie-Regiment, der in Königliche preußische Dienste zu gehen und dafür Ew. Majestäts Dienst zu verlassen wünscht. Er sucht zugleich darum an, daß Allerhöchstdieselben die Gnade haben wollen ihm beim Abschied eine 3-monatliche Gage zu bewilligen. In wiefern Ew. Königliche Majestät einem Officier, welcher den Dienst verlassen will, letzteres zugestehen, hängt bloß von der besonderen Gnade Ew. Königlichen Majestät ab.

Rendsburg, 2. Januar 1822.

Allerunterthänigst
Friedrich, Pz. Hessen.“

Die Resolution des Königs Friedrich VI. in der Sache ist mit Bleistift von des Königs eigener Hand auf dem obengenannten Schreiben des Generalkommandos vermerkt und geht darauf hinaus, den Abschied zu bewilligen, aber das Gratial abzuschlagen.

Unter der Entscheidung des Königs steht wieder mit Bleistift: „Es wird ihm gestattet, fremden Kriegsdienst zu suchen. Nr. 3 – exp. 5/1 22.“