Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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ebenfalls vom August bis zum Friedensschluß 1801 immerwährend mit französischen Truppen besetzt, so wie sie auch in den folgenden Jahren noch öfters, besonders in den letzten Kriegen der Franzosen mit Oestreich und Preussen viel harte und drückende Durchzüge auszustehen hatte.

Die Schutzherrlichkeit über Gmünd übte von alten Zeiten her das Haus Württemberg aus, und wurde schon 1353 dem Grafen Eberhard von Württemberg, dem Greiner, von K. Karl übertragen. Karl und sein Sohn Wenzel versprachen auch, die Stadt bey ihrer Reichsfreiheit zu erhalten, welche sie auch mit abwechselndem Glück und manchen bestandenen Fehden und Zwistigkeiten mit ihren großen und kleinen Nachbarn, unter vielen innern und äussern Facktionen und Bedrückungen und endlich immer tiefern Sinken ihres Wohlstandes und Ansehens bis auf unsre Zeit genoß und behauptete, als endlich dieselbe sammt ihrem Gebiet zufolge des Lünneviller Friedenschlusses 1802 gleich mehrern andern ihrer Mitschwestern als Entschädigung an das Haus Württemberg übergieng, und nun eine Land- und Ober-Amts-Stadt dieses Königreichs ist *).

Der gegenwärtige Umfang der Stadt enthält, wenn man innerhalb den Mauern herumgeht, ungefehr 3500 Schritte; die Länge derselben mag beiläufig 1000,

*) Mehr und umständlicher, als zum Zweck vorliegender Schrift gehört, findet man von den frühern politischen Ereignissen und Schicksalen der Stadt chronologisch aufgezeichnet in J. A. Rink’s[1] kurzgefaßter Geschichte und Beschreibung der Reichsstadt Schw. Gmünd. 1802.[2] S. Gm. b. J. G. Ritter.[3]

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und die Breite gegen 800 Schritt betragen. Die Stadt ist nicht ganz in die Runde gebauet, sondern bildet vielmehr die Form eines länglichen Herzens; sie hat starke Mauern, welche mehrere ziemlich feste Thürme zieren, mit nicht gar tiefen Laufgräben, die der Stadt vor Zeiten ein befestigtes Ansehen gaben; jetzt sind diese Gräben ganz ausgetrocknet, und zum Anbau und Wieswachs benutzt; nur in sehr nasser Herbst- und Frühlingszeit bey schmelzenden Schnee und Eis werden die niedrigst gelegenen zum Theil mit Wasser überlaufen, welches aber in kurzer Zeit leicht wieder ab- und ausgeleitet wird, zumal jetzt, wo dieselben mehr mit Schutt und Erde aufgefüllt werden, und daher wir auch um die Stadt niemal lange stehendes und faulichtes Wasser mit seinen bekannten für die Gesundheit so nachtheiligen Ausdünstungen haben.

Fünf geräumige Thore öffnen die Stadt; von Mittag das Waldsteter-Thor, von Abend das Bocks- und Ledergassen-Thor, und das Schmidt- und Rinderbacher-Thor von Morgen her. Zu den öffentlichen Gebäuden in der Stadt gehören – a) das schöne, modern gebaute Rathhaus; das alte ganz von Holz 1523 erbauete, wurde 1793 abgetragen. – b) Das Ober-Amtey-Gebäu, worinn sich auch die Cammeral-Verwaltung befindet, und vor dem ein Augustiner-Kloster war. – c) Die Kaserne, vor dem ein Dominikaner-Kloster, welches 1764 sammt der Kirche neu erbaut wurde. – d) Das weitschichtige Spitalgebäu, worin mehrere Arme und Kranke der Stadt Wohnung und Unterhalt genießen. – e) Das Industrie-Schulgebäu St. Ludwig, wo die Mädchen von den ehmaligen Klosterfrauen in


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