Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Seetaktik“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 814
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Seetaktik. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 814. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Seetaktik (Version vom 14.11.2022)

[814] Seetaktik, die Fechtweise der Kriegsflotten und Kriegsschiffe. Die Waffen des Seekriegs (s. d.) sind: 1) das Schiff selbst in seinem Gebrauch als Ramme, 2) die Artillerie, 3) der Torpedo. Die S. lehrt nun die Verwendung dieser Waffen im Kampf. Je nachdem man der einen oder der andern dieser Waffen den Vorzug gibt, auf ihren Gebrauch im Kampf den Hauptwert legt und die andern Waffen nur als Gelegenheitswaffen ansieht, spricht man wohl von einer Ramm-, Artillerie- und Torpedotaktik. Man ist heute aber der Ansicht, daß jede dieser drei Waffen zur Anwendung kommen muß, wie die Kampfsituation Gelegenheit dazu bietet; denn da die Schiffe in beständiger Bewegung sich befinden, so ist die Kampfsituation in jedem Augenblick eine andre. Solange die Schiffe ihre Wendungsbogen ausführen, wird die Artillerie in Thätigkeit sein, und ist man sich nahe genug gekommen, und bietet die Kursrichtung Gelegenheit dazu, wird man Torpedos zu lancieren suchen; ein Rammstoß aber darf nie versäumt werden, sobald er möglich ist, da er durch keine der andern Waffen an Wirkung erreicht wird. Die schweren Geschütze suchen das feindliche Schiff möglichst tief unter Wasser zu treffen, um es leck zu schießen und die unter der Wasserlinie und bei den neuern Schiffen unter dem Panzerdeck liegenden „vitalen“ Teile, die Maschinen, Kessel, Munitionsräume etc., zu zerstören. Ist man sich nahe genug gekommen, dann greifen auch die in den Marsen oder auf dem Oberdeck stehenden Mitrailleusen, Revolver- und Schnellfeuerkanonen gegen die auf Deck befindlichen Mannschaften in das Gefecht ein. Daß es heute noch zum Entern und zum Kampf mit der blanken Waffe kommen wird, ist unwahrscheinlich, da bei den heutigen Waffen, bevor es dazu kommen könnte, ein Schiff wohl in Grund gebohrt sein wird. Will ein Schiff im Kampf sich ergeben, so holt es die Flagge ein. Über die Verwendung der Kriegsschiffe und die Waffen des Seekriegs im Küstenkrieg, zu denen hier noch die Seeminen, Hafensperren und die Torpedoboote in ausgiebiger Zahl hinzutreten, s. Küstenkrieg.