Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Oktāve“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 358
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Oktāve. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 358. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Okt%C4%81ve (Version vom 27.12.2022)

[358] Oktāve (lat. Octava, ital. Ottava, griech. Diapason), der achte Ton im diatonischen Tonsystem, von einem beliebigen Grundton an gerechnet. Die O. ist die Wiederholung des Grundtons im verjüngten Maßstab, die vollkommenste Konsonanz und steht zu ihrem Grundton im einfachsten Schwingungsverhältnis 1:2. Das Oktavverhältnis nimmt gegenüber allen andern konsonanten Intervallen insofern eine Ausnahmestellung ein, als seine noch so vielfache Potenzierung immer wieder einen konsonanten Ton gibt, während schon die zweite Potenz des Quintverhältnisses einen dissonanten Ton gibt (die None). Von alters her werden daher Töne, die im Oktavverhältnis stehen, als identisch betrachtet. Die Griechen nennen die O. Diapason, damit ausdrückend, daß sie alle Töne umschließt, welche voneinander wesentlich verschieden sind. Im abendländischen Tonsystem haben die Oktavtöne denselben Namen (C–c, D–d etc.), und der gesamte Umfang der musikalisch brauchbaren Töne wird nach Oktaven übersichtlich geteilt (vgl. Buchstabentonschrift und Noten). Die O. ist das einzige Intervall, welches keinerlei Temperatur erträgt, vielmehr stets ganz rein gestimmt sein muß. Als Zusammenhang kommt die O. in der Regel nur rein vor, selten übermäßig (c–cis′, als Vorhalt vor der großen None d′), noch seltener vermindert (c–ces′, als Vorhalt vor der kleinen Septime b). Über Oktavverdoppelung und fehlerhafte Oktavenparallelen s. Parallelen; über die Oktavengattungen der Alten s. Griechische Musik, S. 730, und Kirchentöne. – Über die O. in kirchlicher Hinsicht s. Octava; über das O. genannte Versmaß s. Stanze.