Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Martīni“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 299
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Martīni. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 299. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mart%C4%ABni (Version vom 20.01.2024)

[299] Martīni, Martinstag, s. Martin von Tours.

Martīni, 1) Giambattista, gewöhnlich Padre M. genannt, Musikgelehrter, geb. 25. April 1706 zu Bologna, trat im 15. Jahr in den Minoritenorden, unternahm zu seiner Ausbildung große Reisen und widmete sich dann ausschließlich der Musik. 1725 zum Kapellmeister des Franziskanerklosters zu Bologna ernannt, gründete er hier eine Musikschule, die nach seinem Tod von seinem Schüler Mattei bis in unser Jahrhundert fortgeführt wurde und viele namhafte Künstler Italiens und des Auslandes gebildet hat. Er starb 3. Okt. 1784 in Bologna, hochgeehrt in ganz Europa sowohl wegen seiner Fähigkeiten als Tonsetzer wie seiner Kenntnisse als Musikhistoriker. Die erstern bewährte er in seinem Lehrbuch „Saggio fondamentale pratico di contrapunto sopra il canto fermo“ (Bologna 1774, 2 Bde.), die letztern in seiner berühmten „Storia della musica“ (das. 1757–81, 3 Bde.), welche, wenn auch unvollendet geblieben und einer systematischen Anordnung ermangelnd, doch allen spätern musikhistorischen Werken als Ausgangspunkt gedient hat.

2) Ferdinando, ital. Dichter und Schriftsteller, geb. 30. Juli 1841 zu Monsummano als Sohn des zu seiner Zeit geschätzten Lustspieldichters Vincenzo M., schrieb bereits 1862 eine Komödie: „L’uomo propone e Dio dispone“, die gut aufgenommen wurde, und errang mit seinem zweiten Versuch: „I nuovi Ricchi“, einen Staatspreis. Seine nächsten Leistungen für die Bühne zeichneten sich durch glänzende Einzelheiten aus, hatten aber nur zum Teil Erfolg. Seit 1869 bekleidete M. Lehrerstellen, erst in Vercelli, später zu Pisa, bis er sich 1872, ermutigt durch den Erfolg seines Proverbs „Chi sa il gioco, non lo insegni“ (1871), ganz der Schriftstellerei widmete. Weitere Werke von ihm sind: „Il peggior passo è quel del uscio“, Proverb (1873); „Peccato e penitenza“ (1872) und „La Marchesa“ (1876), Erzählungen, in denen er sich auf realistischem Boden bewegt; „Fra un sigaro e l’altro“ (1877), eine Auswahl von Zeitungsartikeln, u. a. Nachdem er mehrere Jahre hindurch das Sonntagsblatt des „Fanfulla“ („Il Fanfulla della Domenica“) geleitet, gründete er ein selbständiges Blatt: „La Gazetta della Domenica“. Auch in die Kammer wurde M. in den letzten Jahren gewählt.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 556
korrigiert
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[556] Martini, 1) Giambattista (Padre M.), Musikgelehrter. Sein Briefwechsel wurde von Parisini herausgegeben (Bologna 1888 ff.).

 3) Simone, ital. Maler, geb. 1284 zu Siena, der bedeutendste der sienesischen Schule jener Zeit. 1315 vollendete er das große Fresko: Madonna mit vielen Heiligen und Engeln im Palazzo pubblico zu Siena, 1320 ein Altarbild für das Katharinenkloster zu Pisa (der Rest desselben jetzt in der Bibliothek des Seminars), in demselben Jahr für San Domenico zu Orvieto eine Madonna mit Halbfiguren von Heiligen, 1328 das Reiterbild des Feldhauptmanns Fogliani im Palazzo pubblico in Siena (Fresko). 1333 führte er mit L. Memmi die Verkündigung Mariä aus (in den Uffizien zu Florenz). 1339 wurde er an den päpstlichen Hof von Avignon berufen, wo er eine Reihe von Fresken in der Kathedrale und im päpstlichen Palast malte und im Juli 1344 starb. Zartheit der Empfindung und Ausführung charakterisieren seine Kunst, die zu der dramatisch entwickelten Giottos im Gegensatz steht.

 4) Karl Wilhelm von, Publizist und Schriftsteller, geb. 11. Juli 1821 zu Lugos in Ungarn, studierte in Wien und trat 1838 in die Artillerieschule, aus welcher er als Professor der Mathematik hervorging. Anfangs nebenbei, später ausschließlich mit journalistischen Arbeiten beschäftigt, war er zuerst in Pest, dann in Triest, Graz, Prag in hervorragender Weise an tonangebenden Journalen thätig. Mit dem Jahr 1867 trat er in das Preßbüreau des Staatsministeriums in Wien ein, entfaltete auch als Abgeordneter auf politischem Gebiet eine rege Thätigkeit und starb 22. Juni 1887 als Redakteur des „Fremdenblattes“ in Baden bei Wien. Selbständig erschienen von ihm die Romane: „Bilder aus dem Honvedleben“ (2. Aufl., Prag 1854), „Heidebilder“ (das. 1854), „Stillleben eines Grenzoffiziers“ (das. 1854), „Pflanzer und Soldat“ (das. 1854, 2 Bde.), „Vor hundert Jahren“ (das. 1864, 2 Bde.), alle von lebendiger, formgewandter Darstellung.