Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Martin von Tours“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 297
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Martin von Tours. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 297. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Martin_von_Tours (Version vom 18.01.2024)

[297] Martin von Tours, Heiliger, geboren um 316 zu Sabaria (jetzt Stein am Anger in Ungarn), ward Christ und, von seinem Vater dazu genötigt, Soldat im römischen Heer, wo er zu höhern Stellen aufstieg, ohne jedoch seine asketische Richtung zu verleugnen. Nach seinem Abschied siedelte er, in seiner Heimat von den Arianern verfolgt, zuerst nach Italien, später nach Frankreich über und ward 375 vom Volk auf den Bischofsstuhl von Tours erhoben. Um die Zelle, die er bei Tours als Bischof bewohnte, bauten sich noch 80 Mönche an, und so entstand das Kloster Marmoutiers, in welchem M., nachdem er mit Eifer das Christentum unter den Galliern verbreitet, um 400 starb. Den Bischöfen, welche dem Kaiser zur Anwendung der Todesstrafe gegen den Priscillianus (s. d.) geraten, sagte M. die Kirchengemeinschaft auf. Er war der erste Heilige, dem in der römischen Kirche eine öffentliche Verehrung zu teil wurde, und sein Gedächtnistag (11. Nov.) ist das bekannte Martinsfest (Martini), auf welches bei den Germanen viele Bräuche des alten, dem Wodan geweihten Herbstdankfestes übergegangen sind. Überreste desselben sind noch die Martinsgans, welche wahrscheinlich einst zu den Opfertieren gehörte, und der Martinstrunk, bei welchem der neue Wein geprüft wird. Die Kappe des heil. M. diente den fränkischen Königen als Heerfahne, ohne die sie nicht ins Feld zogen. Er ist der Schutzpatron Frankreichs sowie der von Mainz und Würzburg. Sein Leben hat Sulpicius Severus mit vielen Ausschmückungen beschrieben, und Gregor von Tours (s. d.) hat die Wunder zusammengestellt, die der Heilige noch nach seinem Tod verrichtet hat. Vgl. Reinkens, Martins von Tours Leben und Wirken (3. Ausg., Gera 1876); Chamard, Saint M. et son monastère (Poitiers 1873).