Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Martin von Troppau“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 297298
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Martin von Troppau. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 297–298. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Martin_von_Troppau (Version vom 18.01.2024)

[297] Martin von Troppau (Martinus Polonus), mittelalterlicher Geschichtschreiber, geboren zu Troppau, trat zu Prag in den Dominikanerorden ein (da die böhmischen Dominikaner zur polnischen Ordensprovinz gehörten, wird M. schon früh als „der Pole“ bezeichnet), ging dann nach Rom und wurde päpstlicher Kaplan und Pönitenziar. 1278 ernannte ihn Papst Nikolaus III. zum Erzbischof von Gnesen, M. starb aber auf der Reise dahin in Bologna. Er hat außer Predigten und einer alphabetischen Übersicht über Gratians Dekret und die Dekretalen (Margarita Decreti) namentlich ein Kompendium der Weltgeschichte zum Gebrauch für Theologen geschrieben, und zwar das letztere veranlaßt durch einen Befehl des Papstes Clemens IV. und in durchaus päpstlichem Sinn. Er hat seine Chronik selbst mehrfach umgearbeitet und bis 1277 fortgesetzt. Sie gelangte früh zu hohem Ansehen und weiter Verbreitung und ward in mehrere Sprachen übersetzt, und so haben die zahlreichen Märchen und Fälschungen dieser papistischen Kompilation Eingang gefunden und sich bis in die Neuzeit behauptet, z. B. die Fabel von der Päpstin Johanna, die Einsetzung der sieben Kurfürsten [298] durch den Papst u. a. Von Wert ist Martins Werk nur durch die zahlreichen Fortsetzungen, welche an verschiedenen Orten ihm beigefügt wurden. Herausgegeben ist es von Weiland in Pertz’ „Monumenta Germaniae historica, Script.“, Bd. 22.