MKL1888:Luftpumpe
[982] Luftpumpe (hierzu Tafel „Luftpumpen“), im allgemeinen jeder Apparat zur Herstellung eines luftleeren oder luftverdünnten Raums, im besondern die 1650 von Otto v. Guericke erfundene, mit einem Pumpenkolben arbeitende Maschine. Das Wesen der letztern zeigt die in chemischen Laboratorien gebräuchliche Handluftpumpe (s. Textfig. 1). In dem Stiefel NN, einem hohlen Messingcylinder, kann der luftdicht schließende Kolben M auf und ab bewegt werden. Der Kanal kldefgh führt vom Stiefel zu dem Raum, aus welchem die Luft gezogen werden soll; dieser Raum besteht häufig aus einer am Rand sorgfältig abgeschliffenen Glasglocke, Rezipient genannt, welche auf den eben geschliffenen Teller ii luftdicht aufgesetzt werden kann. Der Kolben ist zusammengesetzt aus dem mit einer Lederkappe gedichteten hohlen Messingstück O und dem von untenher
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[983] eingeschraubten durchbohrten Stück P, welches oben mit einem Ventil versehen ist. Dieses Ventil wird dadurch hergestellt, daß man über die obere Öffnung des Stückes P ein Stück Schweinsblase bindet und in derselben seitlich von der Öffnung zwei Einschnitte anbringt. Ein gleiches Ventil befindet sich am Boden des Stiefels bei k, beide Ventile öffnen sich durch einen Druck von unten u. werden durch einen Druck von oben geschlossen. Zieht man den Kolben in die Höhe, während der Hahn c offen ist, so dehnt sich die in Rezipient und Kanal enthaltene Luft in den ihr dargebotenen größern Raum aus, indem sie das Bodenventil k öffnet; das Kolbenventil P bleibt unterdessen durch den äußern Luftdruck geschlossen. Drückt man nun den Kolben wieder hinab, so schließt sich das Bodenventil, und die im Stiefel zurückgebliebene Luft wird bald so weit verdichtet, daß sie vermöge ihrer Spannkraft das Kolbenventil zu öffnen vermag und
Fig. 1. Handluftpumpe. | |
durch die Bohrung des Stückes O entweicht, während in Rezipient und Kanal verdünnte Luft zurückbleibt. Ist der Kolben unten angekommen und somit die in den Stiefel herübergesaugte Luft hinausgeschafft, so wiederholt sich beim nächsten Kolbenzug dasselbe Spiel, und die bereits verdünnte Luft wird in demselben Verhältnis von neuem verdünnt. Hiernach sollte man meinen, daß durch hinreichend viele Kolbenzüge zwar nie vollkommene Luftleere, jedoch jeder beliebige Grad der Verdünnung erreicht werden könnte. Dies ist aber schon deswegen nicht möglich, weil selbst bei den vollkommensten Konstruktionen zwischen Boden- und Kolbenventil unvermeidlich ein kleiner Zwischenraum, der sogen. schädliche Raum, vorhanden ist, in welchem stets Luft von atmosphärischer Dichte zurückbleibt. Denkt man sich nun während des Aufsteigens des Kolbens den Stiefel vom Rezipienten abgesperrt, so wird sich die Luft des schädlichen Raums im ganzen Stiefel verbreiten, und ihre Dichte wird sich zu derjenigen der atmosphärischen Luft verhalten wie der schädliche Raum zum Stiefelraum; ist nun die Luft im Rezipienten bereits auf diesen Grad verdünnt, so wird von ihr nichts mehr in den Stiefel übergehen, und alles weitere Pumpen ist nutzlos. Staudinger und Stöhrer erzielen bei ihren Handluftpumpen dadurch eine größere Wirkung, daß sie die Kolbenstange durch eine luftdichte Stopfbüchse gehen lassen und oben am Stiefel ein Ventil anbringen, welches beim Niedergehen des Kolbens sich schließt, so daß der schädliche Raum sich nur mit verdünnter Luft füllen kann. Der Grad der erreichten Luftverdünnung wird durch die Barometerprobe bestimmt. Eine etwa 76 cm lange Glasröhre taucht mit ihrem untern Ende in ein Gefäß mit Quecksilber; oben ist sie umgebogen und mittels eines Stückchens Kautschukschlauch mit der durch den Hahn b verschließbaren Seitenröhre des Luftpumpenkörpers verbunden. Wenn dieser Hahn offen ist, erhebt sich das Quecksilber in der Röhre um so höher, je weiter die Verdünnung fortschreitet. Wäre es möglich, einen vollkommen luftleeren Raum herzustellen, so würde das Quecksilber die Barometerhöhe erreichen; in jedem Fall erfährt man den Druck, den die verdünnte Luft im Rezipienten noch ausübt, durch eine Quecksilbersäule ausgedrückt, wenn man die Höhe der Quecksilbersäule in dieser Röhre von derjenigen in einem gleichzeitig beobachteten Barometer abzieht. Zu physikalischen Zwecken werden größere Luftpumpen angewendet, häufig mit zwei Stiefeln, in deren einem der Kolben steigt, während derjenige im andern niedergeht. Diese Bewegung wird durch ein Zahnrad bewirkt, welches beiderseits in die gezahnten Kolbenstangen eingreift. Fig. 2 der Tafel zeigt eine zweistiefelige Ventilluftpumpe mit den beiden Stiefeln D und S, dem Rezipienten R und der Barometerprobe G[WS 1]. Fig. 3 zeigt dieselbe L. im Durchschnitt, und aus Fig. 4 der Tafel ist die Einrichtung ihrer Kolbenventile ersichtlich; das Bodenventil wird durch die Stange ac (Fig. 3) gebildet, die mit sanfter Reibung durch den Kolben hindurchgeht; beim Hinabgehen nimmt der Kolben die Stange mit und drückt den stumpfen Kegel a in die darunter befindliche Öffnung; beim Hinaufgehen wird die Stange gehoben, bis der Absatz an die obere Platte des Stiefels stößt. Der doppelt durchbohrte Senguerdsche Hahn F, dessen Durchschnitt in Fig. 5 der Tafel besonders dargestellt ist, dient dazu, um den Rezipienten nach Belieben mit den Stiefeln oder mit der äußern Luft in Verbindung zu setzen oder ihn auch ganz abzusperren. Um den Einfluß des schädlichen Raums zu vermindern, dient der Babinetsche Hahn h, welcher im Querschnitt in den Fig. 6 u. 7 in zwei Stellungen besonders dargestellt ist. Auf den
Fig. 9. Abgekürztes Barometer. | |
Umfang des Hahns stoßen drei Kanäle: D führt nach dem rechten, S nach dem linken Stiefel, R nach dem Rezipienten. Bei der Stellung Fig. 6 der Tafel ist der Kanal S außer Thätigkeit, und beide Stiefel saugen in gewöhnlicher Weise Luft aus dem Rezipienten. Hat man so die mögliche Grenze der Verdünnung erreicht, so wird der Hahn durch eine Viertelumdrehung in die Stellung Fig. 7 der Tafel gebracht. Jetzt ist der Stiefel zur Rechten vom Rezipienten abgesperrt, steht aber mit dem Stiefel links in Verbindung, welcher nun noch allein Luft aus dem Rezipienten saugt. Geht aber der Kolben links herab, so wird die unter ihm befindliche Luft ohne Verdichtung in den Stiefel rechts hinübergeschafft, so daß sich der schädliche Raum nur mit sehr verdünnter Luft füllen kann. Bei der zweistiefeligen Hahnenluftpumpe (Fig. 8 der Tafel), welche massive Kolben besitzt, wird derselbe Zweck durch den Graßmannschen Hahn erreicht, durch welchen überhaupt ohne Anwendung eines Ventils die gesamte Steuerung der Maschine bewirkt wird. Als Barometerprobe dient bei diesen größern Luftpumpen das abgekürzte Barometer (Textfig. 9). Das Quecksilber füllt den zugeschmolzenen [984] Schenkel ganz aus und beginnt erst zu sinken, wenn der auf den offenen Schenkel wirkende Druck der verdünnten Luft weniger als 1/4 Atmosphäre beträgt; der Unterschied des Quecksilberstandes in beiden Schenkeln gibt alsdann den im Rezipienten herrschenden Druck an. Derselbe Zweck des raschern Auspumpens, wie durch die zweistiefeligen Luftpumpen, wird auch durch einstiefelige doppeltwirkende Luftpumpen erreicht; Fig. 10 der Tafel zeigt eine Ansicht der Maschine von Bianchi mit Schwungrad
Fig. 11. Doppeltwirkende Luftpumpe. Stiefel und Kolben im Durchschnitt. | |
V, welches durch die Kurbel M in Umdrehung versetzt, und von dessen Welle die Bewegung auf die Kolbenstange m übertragen wird. Textfig. 11 zeigt den Durchschnitt des Stiefels und Kolbens. Beim Niedergang des Kolbens strömt die vom Rezipienten kommende Luft durch das Rohr C bei S in den obern Teil des Stiefels, während die im untern Teil zusammengepreßte Luft durch das Ventil b und die Höhlung x der Kolbenstange entweicht. Beim Aufgang des Kolbens wird Luft aus dem Rezipienten bei S′ in den untern Teil des Stiefels gesaugt, während die im obern Teil befindliche Luft durch das Ventil a austritt. Die Bewegung der Kolbenstange wird durch einen Kurbelarm bewirkt, so daß ihr oberes Ende bald nach rechts, bald nach links geführt wird; damit der Stiefel diesem Hin- und Hergang zu folgen vermöge, ist er um eine horizontale Achse drehbar.
Der durch die L. erzeugte luftverdünnte Raum (Guerickesche Leere, Vakuum) dient dazu, den Druck der Luft zur Anschauung zu bringen. Zwei Halbkugeln, die man luftdicht aneinander fügt und dann auspumpt, haften mit großer Kraft aneinander; beträgt der Radius der Kugel 10 cm, so ist ihr Querschnitt 314 qcm, und da die Luft auf 1 qcm mit einer Kraft von etwa 1 kg drückt, so werden die beiden Hälften mit einer Kraft von 314 kg aneinander gepreßt. Die „Magdeburger“ (Guerickeschen) Halbkugeln, mit welchen Otto v. Guericke auf dem Reichstag von Regensburg (1654) experimentierte, hatten 2/3 Elle innerer Weite und konnten kaum von 16 kräftigen Pferden auseinander gerissen werden. Eine über einen Glascylinder gespannte Blase oder eine darübergelegte dünne Glasscheibe wird durch den Luftdruck zertrümmert. Unter dem Rezipienten der L. kommt Wasser weit unter 100° C. zum Sieden; Äther verdunstet äußerst schnell und entwickelt dabei eine solche Kälte, daß Wasser gefriert. Der Heber hört auf zu fließen, und eine angeschlagene Glocke tönt nicht mehr. Eine Flaumfeder fällt im luftleeren Raum ebenso schnell wie eine Schrotkugel. Der Gedanke, die Torricellische Leere über dem Quecksilber im Barometer zum Auspumpen eines Rezipienten zu
Fig. 12. Geißlers Quecksilberluftpumpe. | |
benutzen, wurde von den Mitgliedern der Florentiner Akademie schon wenige Jahre nach Erfindung der Kolbenluftpumpe ausgeführt. Die erste praktisch brauchbare Quecksilberluftpumpe, deren wesentliche Teile in Textfig. 12 dargestellt sind, rührt jedoch von Geißler her (1857). Das etwa 76 cm lange Glasrohr C trägt oben das weite Glasgefäß A, und sein unteres Ende steht durch den Kautschukschlauch D mit dem oben offenen Glasgefäß B in Verbindung. In eine Erweiterung der Glasröhre tr, in welche das Gefäß A oben ausläuft, ist ein nach Art des Senguerdschen durchbohrter Hahn o eingeschliffen, durch welchen A nach Belieben mit dem bei r angefügten auszupumpenden Raum oder mit der nach der äußern Luft offenen Glaskugel p in Verbindung gesetzt werden kann. Während A nach p offen ist, wird das Gefäß B so weit gehoben, daß sich A vollständig und auch p teilweise mit Quecksilber füllt; wird nun durch eine Drehung des Hahns um 45° A nach oben abgesperrt und das Gefäß B allmählich gesenkt, so sinkt auch das Quecksilber, und in A entsteht die Torricellische Leere, mit welcher man den Rezipienten durch eine weitere Drehung des Hahns um 45° in Verbindung setzt. Nachdem der Hahn um 45° wieder zurückgedreht ist, wird durch den zweiten Hub des Gefäßes B die nach A aus dem Rezipienten übergetretene Luft zunächst komprimiert und sodann nach abermaliger Rückdrehung des Hahns um 45° durch p hinausgetrieben, worauf sich dieselbe Reihe von Operationen wiederholt. Bei der Jollyschen Quecksilberluftpumpe, Fig. 13 der Tafel, wird das Heben und Senken des Gefäßes B durch eine Winde und einen starken Gurt F vermittelt, das Gefäß steht durch den Gummischlauch D mit dem Gefäß A und durch dieses mit dem Rezipienten R und der Barometerprobe b in Verbindung; bei der Kravoglschen wird das Quecksilber durch einen eisernen Stempel gehoben, bei der Poggendorffschen durch eine gewöhnliche L. emporgesaugt. [985] Die Quecksilberluftpumpen arbeiten zwar langsamer als die Kolbenluftpumpen, gestatten aber einen weit höhern Grad der Luftverdünnung zu erreichen als diese; sie eignen sich daher vorzugsweise zum Auspumpen kleinerer Räume, z. B. der Geißlerschen Röhren (s. den Spezialartikel); Geißler hat die Entleerung derselben so weit getrieben, daß der elektrische Strom nicht mehr hindurchgeleitet werden konnte. Als Wasserluftpumpe bezeichnet man häufig die von Bunsen angegebene Luftsaugepumpe
Fig. 14. Bunsens Wasserluftpumpe. | |
(Textfig. 14). Aus einem Wasserbehälter strömt Wasser durch das Rohr ac in das weitere Glasrohr d und reißt, indem es durch das 10 m weit hinabreichende Bleirohr f herabstürzt, durch seine Wucht die Luft aus d und aus der Röhre stmn mit sich, welch letztere mit dem auszupumpenden Raum in Verbindung steht; pq ist die Barometerprobe. Diese Luftsaugepumpe wird in chemischen Laboratorien zum raschen Filtrieren und Trocknen der Niederschläge verwendet, indem man die Röhre st mit dem Innern eines Gefäßes verbindet, auf welches der Trichter mit dem Filter luftdicht aufgesetzt ist. Der überwiegende äußere Luftdruck treibt alsdann zuerst die Flüssigkeit und später Luft durch den Niederschlag und das Filter hindurch und bewirkt so ein rasches Trocknen desselben. Auf demselben Prinzip beruht die Sprengelsche Quecksilberluftpumpe.
Bei allen beschriebenen Apparaten wird die Luftverdünnung durch mechanische Arbeit erzielt, man kann aber auch durch chemische Mittel ein sehr vollkommenes Vakuum herstellen. Stellt man z. B. unter eine luftdicht schließende Glocke ein Schälchen mit frisch gebranntem Kalk, leitet alsdann durch eine obere Öffnung so lange Kohlensäure in die Glocke, bis alle Luft verdrängt ist, verschließt diese Öffnung und überläßt den Apparat sich selbst, so absorbiert der Kalk die Kohlensäure, und wenn noch konzentrierte Schwefelsäure unter der Glocke steht, so werden auch etwa vorhandene Wasserdämpfe absorbiert. Einen fast vollkommen luftleeren Raum erhält man, wenn man den Rezipienten einer L. mit einem Raum in Verbindung setzt, in welchem während des Auspumpens Holzkohlen glühend erhalten werden; beim Erkalten absorbiert alsdann die Kohle die kleine Menge Luft, welche die Pumpe nicht zu entfernen vermochte. – Die L. findet vielfach wissenschaftliche und technische Anwendung, besonders bei der Dampfmaschine, der Zucker- und Extraktfabrikation, bei der atmosphärischen Eisenbahn, der pneumatischen Brief- und Paketbeförderung etc. Wo geringere Grade der Luftverdünnung ausreichen, wendet man wohl auch Ventilatoren an. Bei der pneumatischen Post („Rohrpost“) kommen rotierende Luftpumpen zur Anwendung, z. B. der auch als Gebläse benutzbare Roots-Blower (s. Gebläse, S. 976)
[574] Luftpumpe. Die Quecksilberluftpumpen haben in neuerer Zeit mannigfache Verbesserungen erfahren, durch welche eine viel weiter gehende Luftverdünnung als früher ermöglicht wird. Die Geißlersche Quecksilberluftpumpe (Fig. 1) wurde dadurch vervollkommt, daß in die Röhre hr, welche sich über
Fig. 1. Geißlersche Quecksilberluftpumpe. | |
der Erweiterung A der Torricellischen Röhre C erhebt, außer dem Hahn h noch zwei Hähne h′ und h″ eingeschaltet wurden. Vom Hahn h aus geht ein Seitenrohr, mit welchem das Manometer M und der Trockenapparat T in Verbindung stehen, nach dem Rezipienten R, resp. nach den Schliffstücken, an welche die zu entleerenden Glasgefäße angeschmolzen werden. Das Gefäß T wird mit konzentrierter Schwefelsäure oder wasserfreier Phosphorsäure gefüllt, die von ihm aufsteigenden Röhren enthalten mit Schwefelsäure befeuchtete Bimssteinstücke; durch die Hähne t und t′ kann der Trockenapparat von dem Pumpenkörper und dem Rezipienten abgesperrt werden. Durch das gekrümmte Glasrohr r, welches in das trichterförmige Ende des Rohres hh″ eingeschliffen ist und daselbst durch etwas in den Trichter gegossenes Quecksilber vollkommen gedichtet wird, können die aus dem Rezipienten ausgepumpten Gase in die pneumatische Wanne W übergeführt und daselbst über Quecksilber aufgefangen werden. Das Auspumpen des Rezipienten geschieht nun auf folgende Weise. Während die Hähne h′, h″, t, t′ offen, h geschlossen ist, wird mittels der Kurbel K das von dem starken Gurte G getragene Quecksilberreservoir B so weit gehoben, daß etwas Quecksilber durch den Schlauch D über den Hahn h′ steigt. Jetzt wird h′ geschlossen, B gesenkt, h geöffnet; nun strömt die Luft aus R in das sich entleerende Gefäß A. Hat man durch Wiederholung dieser Operation die Verdünnung so weit getrieben, daß die Barometerprobe nahezu auf Null steht, so kann man sie noch vervollkommnen durch Benutzung des bisher offenen Hahnes h″. Man läßt nämlich bei dem nächsten Hube das [575] Quecksilber bis über h″ steigen, schließt h″, senkt B, bis das Quecksilber unter h′ gesunken ist, schließt nun h′ und senkt dann erst weiter, bis A entleert ist. Wird nun h geöffnet und dann wieder geschlossen, hierauf das Quecksilber wieder bis h′ gehoben, so wird die dort zusammengedrängte Spur von Luft beim Öffnen des Hahnes h′ in den zwischen h′ und h″ vorhandenen luftverdünnten Raum entweichen. Der Raum zwischen h′ und h″ wirkt also ähnlich wie der Babinetsche Hahn bei einer gewöhnlichen L. Eine sinnreiche Abänderung der Geißlerschen Pumpe ist die Quecksilberluftpumpe von Töpler, mit Verbesserungen von
Fig. 2. Töplers Luftpumpe. | |
Bessel-Hagen und Neesen, an welcher Hähne und Ventile ganz vermieden sind. In der Fig. 2, welche dieselbe darstellt, sind die analogen Teile wie bei der Geißlerschen Pumpe bezeichnet. An das Gefäß A schließt sich oben das Auslaßrohr bc, ein Rohr in Form eines Heberbarometers, dessen längerer und engerer Schenkel b 815 mm, der kürzere, weitere und oben offene Schenkel c 250 mm lang ist. Zwischen dem obern und untern Ende des Gefäßes A ist ein seitliches Verbindungsrohr d angeschmolzen zur Vermeidung der heftigen Stöße des Quecksilbers beim Eintritt der Luft aus dem Rezipienten. Die Verbindung zwischen A und dem bei R vor dem Hahn h anzusetzenden Rezipienten wird durch die Vorrichtung pEG vermittelt. Von dem Punkte p aus erhebt sich nämlich bis E eine 110 cm lange, oben offene Steigröhre, welche durch den Boden eines mit Quecksilber gefüllten, cylindrischen, oben offenen Gefäßes F hindurchgeht; über sie ist ein weiteres, unten offenes Rohr FE gestülpt, welches unten in das Quecksilber in F taucht, oben aber mit der abwärts steigenden Röhre G verschmolzen ist, die nach dem Trockengefäß T und nach dem Rezipienten bei R führt. Der zur Einfüllung der Trockensubstanz in T eingeschliffene Stöpsel sowie der nach dem Rezipienten führende Hahn können erforderlichen Falls auch vermieden werden, wenn T nach erfolgter Füllung zugeschmolzen und der Rezipient bei R angeschmolzen wird. Hebt man das Quecksilbergefäß B, so wird, sobald das Quecksilber in C bis p gestiegen ist, die Verbindung von A mit R durch die in pE emporsteigende Quecksilbersäule abgesperrt und die in A zusammengepreßte Luft durch das im Auslaßrohr bc befindliche Quecksilber hindurch in Blasen ausgetrieben. Wenn man, nachdem A bis oben mit Quecksilber gefüllt war, das Gefäß B wieder senkt, so wird, sobald die Einmündungsstelle p frei geworden ist, die Luft durch GEp aus dem Rezipienten gesaugt, und gleichzeitig steigt im Auslaßrohr b das Quecksilber aus c und in dem zwischen Steigrohr pE und Überstülprohr enthaltenen Zwischenraum das Quecksilber aus F bis zu einer Höhe, welche dem Unterschied des Druckes zwischen dem äußern und der im Rezipienten noch vorhandenen Luft entspricht. Dieses Verfahren wird so lange wiederholt, bis beim Heben des Gefäßes B bei c keine oder nur unbedeutende Luftblasen entweichen. Um nun die Luft, die noch in b zurückgeblieben ist, deren Druck gleich ist demjenigen der Atmosphäre, vermehrt um die kleine Quecksilbersäule in c, auch noch fortzuschaffen, wird B langsam höher gehoben und zwar so weit, daß Quecksilber aus A in b eintritt und die Luft vor sich her aus c hinaustreibt. Wird sodann B wieder in die tiefste Lage gesenkt, so entsteht in A die Toricellische Leere, welche mit dem Rezipienten in Verbindung tritt, sobald die Stelle p frei wird. Die Töplersche Pumpe ist hiernach als eine Verbindung von drei Barometern anzusehen, von welchen eines (AC) als Pumpe, die beiden andern (bc und FEG) als Ventile wirken. Da die Verdünnung, welche man mit der Töpler-Hagenschen Quecksilberluftpumpe erreicht, bis 0,000009 mm geht, so kann dieselbe mit einer gewöhnlichen Barometerprobe nicht mehr gemessen werden. Die Druckmessung geschieht vielmehr durch die Pumpe selbst. Zu diesem Zwecke befindet sich oben an dem Rohre b eine Skala, welche einerseits eine Millimeter-, anderseits eine Volumeneinteilung trägt. Man liest den Stand des Quecksilbers in b ab, während das Quecksilber in AC so tief steht, daß eben noch die Verbindungsstelle p frei ist, ferner, wenn das Quecksilber bis an das obere Ende von A gehoben ist. Ist jetzt v das in b zurückgebliebene Luftvolumen, welches ebenfalls an der Skala abgelesen wird, ferner V das ein für allemal bestimmte Volumen des Gefäßes A samt der Röhre d, h die aus den beiden ersten Ablesungen sich ergebende Differenz der Quecksilbersäulen und x der zu bestimmende kleine Druck der verdünnten Luft, so ist nach dem Mariotteschen Gesetz , woraus sich ergibt , oder genau genug, da v im Vergleich mit V sehr klein ist, . Auf demselben Prinzip der Messung kleiner Drucke beruht das Manometer von Mac Leod, welches mit der Geißlerschen oder jeder andern Quecksilberluftpumpe verbunden werden kann. Nicht auf dem Prinzip der Toricellischen Leere, sondern auf demjenigen des Mitreißens der Luft durch eine fallende Flüssigkeitssäule (wie bei der Bunsenschen Wasserluftpumpe) beruht die Sprengelsche Quecksilberluftpumpe, die von Gimingham verbessert, von Weinhold vereinfacht wurde. In letzterer Form ist sie durch Fig. 3 dargestellt. Das Quecksilbergefäß B auf der Konsole c wird mittels des Stiftes s anfangs so hoch an dem Stativ angebracht, daß das Niveau in demselben etwas über der Einmündung des Zuführungsrohrs r in das Fallrohr f steht. Indem das durch den Schlauch D und das Rohr r zugeführte Quecksilber durch die Röhre f in das Sammelgefäß g herabstürzt, reißt es die Luft in derselben mit und bewirkt in dem obern weitern Teile Luftverdünnung. Dieser mündet in das Trockengefäß T, in welches die Barometerprobe M sowie die nach dem Rezipienten führende Röhre R eingesetzt ist. Das Trockengefäß wird durch die Schlifföffnung des Manometers mit konzentrierter Schwefelsäure oder wasserfreier Phosphorsäure beschickt; es ist durch den Kork k gestützt, der auf das Brettchen b geleimt ist; wird letzteres um die Schraube a zur Seite gedreht, so kann das Trockengefäß nach unten hin abgenommen werden. Am Sammelgefäß [576] g sind seitlich zwei nach aufwärts gebogene Ausflußröhren angeschmolzen, durch deren obere die Luft austritt, während die untere zum Ausfluß des Quecksilbers in eine untergestellte Flasche dient; die Fallröhre mündet selbstverständlich unterhalb der letztern Ausflußöffnung. Mit dem Fortschreiten der Entleerung wird das Quecksilbergefäß B immer tiefer
Fig. 3. Sprengels Luftpumpe. | |
gesenkt, solange durch den äußern Luftdruck noch Quecksilber in das Fallrohr hinübergetrieben wird, bis zuletzt das Niveau in B um die Barometerhöhe tiefer steht als die Einmündungsstelle der Röhre r in die Röhre f.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Auf der Tafel steht g statt G.