Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kondensation“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 1003
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Kondensation. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 1003. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kondensation (Version vom 03.12.2022)

[1003] Kondensation (lat.), Verdichtung, die Zusammendrängung einer Materie auf ein kleineres Volumen; insbesondere die Verdichtung von Gasen und Dämpfen zu Flüssigkeit durch Druck oder Abkühlung (s. Gase und Dampf); auch die Verdichtung der Elektrizität durch die Leidener Flasche (Kondensationsflasche) und den Kondensator (s. Leidener Flasche).


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 543544
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[543] Kondensation. Zur bessern Ausnutzung der Dampfkraft versieht man die mittlern und größern Dampfmaschinen, wo es irgend angeht, mit einer K. Hierzu sind aber verhältnismäßig große Kühlwassermengen erforderlich (etwa das 25–30fache des Speisewassers), die nicht überall zu haben sind. Um z. B. den Abdampf einer Dampfmaschine von 500 Pferdekräften, die pro Stunde und Pferdekraft 10 kg Dampf, d. h. 10 Lit. Speisewasser verbraucht, zu kondensieren, bedarf man eine Kühlwassermenge von bis 125,000 bis 150,000 L. Wasser. Um nun da, wo solche Quantitäten von Wasser nicht

Kleins Gradierwerk für Kondensations­anlagen.

oder nur mit großen Kosten zu haben sind, auf die K. dennoch nicht verzichten zu brauchen, hat man Einrichtungen getroffen, welche das durch die K. erwärmte Wasser immer wieder abkühlen sollen. Bei den Kondensationsanlagen nach dem Patent Klein, wie sie von der Firma Klein, Schanzlin u. Becker in Frankenthal [544] ausgeführt werden, wird zur Abkühlung ein Gradierwerk benutzt. Dies besteht (s. Figur, S. 543) aus einem ca. 6 m hohen, in Holz ausgeführten Turm, in welchem zwei Systeme von parallelen senkrechten Brettwänden (a und b) übereinander eingebaut sind, und zwar so, daß die obern Brettwände a quer über den untern b hinweglaufen. Das vom Kondensator c kommende, durch den niedergeschlagenen Dampf erwärmte Wasser läuft durch ein Rohr in offene Rinnen und rieselt von da an den Brettwänden langsam und in ganz dünnen Schichten nieder, während von unten durch den Ventilator d, dem Wege des Wassers entgegengesetzt, mit geringer Geschwindigkeit (6 m pro Sekunde) ein Luftstrom geblasen und dadurch ein Teil des warmen Wassers verdunstet wird. Hierdurch wird Wärme gebunden, welche zum Teil dem herabrieselnden Wasser entnommen wird, so daß dieses abgekühlt in dem Sammelraum e anlangt. Es erfolgt eine Abkühlung von 45°, welche das Wasser im Kondensator angenommen hatte, auf 22°. Der Verlust an Wasser wird durch den kondensierten Dampf, der ohne K. in die Luft gehen würde, nahezu wieder ersetzt, so daß nur wenig Wasserzufluß nötig ist. Zum Betrieb von Maschinen mit dieser K. ist also nur so viel Wasser erforderlich, als die Dampfkesselspeisung verbraucht. Von e aus gelangt das Wasser durch das Rohr f wieder in den Kondensator, wird dort beim Niederschlagen des Dampfes wieder erwärmt, gelangt zur Abkühlung wieder auf das Gradierwerk etc. Eine günstige Folge dieses Kreislaufes ist die, daß dem Wasser fast alle Luft und Kohlensäure entzogen wird, so daß die Luftpumpe vorteilhafter wirken kann und ein höheres Vakuum erzielt, als beim Gebrauch von frischem, luftreichem Kühlwasser. Das Gradierwerk ist bei jedem Kondensationssystem (Oberflächen- oder Einspritzkondensation) anwendbar. Derartige Kondensationsanlagen sind in einer größern Anzahl von Werken im Betrieb. Auch die Lieferanten haben auf ihrem Werke eine derartige Anlage errichtet, die seit Anfang 1890 ununterbrochen im Betrieb ist und bei einem Wasserzusatz von höchstens der Hälfte des für die Dampfmaschine erforderlichen Speisewassers ein hohes Vakuum liefert.