Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Garn“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 910913
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Garn. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 910–913. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Garn (Version vom 25.08.2024)

[910] Garn, ein aus Fasern durch Zusammendrehen (Spinnen) gebildeter Faden, welchen man entweder ohne weiteres zur Weberei, Wirkerei etc. anwendet, [911] oder zwei-, drei-, vierfach etc. wieder zusammendreht (zwirnt), um Zwirn, Bindfaden, Schnüre, Stricke, Seile, Taue etc. zu bilden. Im gewöhnlichen Leben wird häufig der Zwirn unrichtigerweise G. genannt und zwar, je nach seiner Anwendung, als Strick-, Stick-, Stepp-, Näh-, Zeichengarn bezeichnet. Man spinnt G. aus Baumwolle, Flachs, Hanf, Wolle, gekrempelter oder gekämmter Seide, Kamelhaar, Mohair (Kämelhaar), Alpako, Vigognewolle, Jute, Kokosnußbast, Kuh- und Ziegenhaar und andern Faserstoffen. Alle genannten Garne finden in der Weberei Verwendung. Das Verfahren zur Hervorbringung des Garns wird Spinnen genannt. Gutes G. muß von durchaus gleichmäßiger Dicke sein und darf auch keine Knötchen haben; mit Ausnahme des Streichgarns darf es nur wenige hervorstehende feine Härchen zeigen; außerdem muß es die richtige Drehung besitzen, deren Grad sich nach dem Zweck, zu welchem es bestimmt ist, nach dem Feinheitsgrad und nach der Beschaffenheit des Materials, aus welchem es hergestellt wurde, richtet. Hierüber s. Spinnen.

Beim Baumwollgarn oder Twist unterscheidet man Watergarn, Watertwist, auch Kett(en)garn genannt, von Mulegarn, Muletwist oder Schußgarn. Ersteres wird auf den Water- oder Drosselmaschinen gesponnen, ist stärker gedreht und dient in der Weberei zur Herstellung der Kette; letzteres wird auf den Mulemaschinen gesponnen, ist feiner, schwächer gedreht und wird in der Weberei zur Herstellung des Einschlags oder Schusses benutzt. Ist dies letztere G. stark gedreht, so heißt es Halbkettengarn (Mediatwist). Leinengarn (Flachsgarn) ist entweder Handgarn oder Maschinengarn. Lotgarn ist ein feineres G., von welchem ein Stück etwa 1 Lot wiegt; es dient zur Darstellung von Zwirn, seltener wird es verwebt. Von Bielefeld aus, besonders aus der Grafschaft Ravensberg, kommt das schöne, feine Klöppelgarn in den Handel. In Böhmen, Österreich und Schlesien heißen die verschiedenen Garnsorten drei- bis dreißigstückgriffig, je nachdem 3–30 Stück davon mit der Hand umfaßt werden können. Streichgarn wird aus Streichwolle erzeugt und dient zur Anfertigung von Tuchen und tuchartigen Stoffen; es ist rauh und etwas ungleichmäßig. Kammgarn ist das Gespinst aus Kammwolle und dient zur Anfertigung der glatten Wollwaren, Strumpfwirkerwaren, wollener Quasten, Borten etc. Es ist völlig glatt und gleichmäßig, von verschiedener Feinheit und mehr oder weniger stark gedreht. Merinogarn wird aus feiner, kurzer Wolle, Lüstergarn aus gröberer, langer, glänzender, schlichter Wolle dargestellt. Halbkammgarn (Sayetgarn, Sagettengarn) ist aus kurzer Kammwolle oder den Kämmlingen gesponnenes G., bei dem die Vorbereitung nicht durch Kämmen, sondern durch Kratzen erfolgt. Dasselbe dient besonders zur Darstellung von Strick- und Strumpfwirkerwaren und ist zwar billiger, aber weniger glatt und dauerhaft als Kammgarn. Vigognegarn wird aus Baumwolle und Schafwolle, besonders in Krimmitschau, gesponnen, enthält aber keine Vigognewolle. Gorillagarn wird in Bradford (Marshall Mill) aus Alpako, Mohair, Schafwolle und mehreren vegetabilischen Faserstoffen im Gemisch mit Seidenkämmlingen und andern Seidenabfällen gesponnen und zeigt mit einer gewissen Regelmäßigkeit Rauhigkeiten und Knötchen, die fest darin gebunden sind und von den Seidenabfällen herrühren. Da nun letztere in verschiedenen Farben angewendet werden, so braucht ein aus diesem G. hergestelltes Gewebe gar nicht gefärbt zu werden. Aus Alpako stellt man jetzt am häufigsten gemischte Gespinste (mixed yarns) her, indem man verschiedene Faserstoffe zu einem scheinbar einfachen gedrehten Faden verspinnt. In Frankreich wendet man gewöhnlich Baumwolle, Alpako, Mohair und Seide oder Schappe hierzu an; doch wird an manchen Orten auch Alpako mit Mohair und hartem englischen Kammgarn ohne Seide verarbeitet.

Die gesponnenen Garne werden zum Zweck der Numerierung auf einen Haspel von bestimmtem Umfang aufgewickelt (gehaspelt), und zwar wird stets eine bestimmte Länge mit einemmal auf den Haspel gebracht und als Strähne oder Strang abgenommen. Die Strähne teilt man durch Unterbinden mit einem quer durchflochtenen Faden in Gebinde (Bind, Unterband, Wiel, Wiedel oder Fitze). Jede solche Fitze besteht aus einer festgesetzten Zahl Fäden, d. h. Haspelumgängen. Der Faden ist so lang wie der Umfang des Haspels, und wenn man diesen mit der Anzahl der Fäden in der Fitze und mit der Zahl der Fitzen in der Strähne multipliziert, so erhält man die Gesamtfadenlänge einer Strähne.

Beim Baumwollgarn werden die Strähnen, auch Schneller, Nummern oder Zahlen genannt nach englischem System, welches auch in Deutschland und der Schweiz gebräuchlich ist, gemessen und eingeteilt. Der Umfang des Haspels mißt 11/2 Yards, ein Schneller hat 7 Gebinde und 1 Gebinde 80 Fäden; die Fadenlänge eines Schnellers beträgt mithin 840 Yards = 2520 engl. Fuß. Häufig wird auch nach Spindeln gerechnet und eine solche auf 18 Schneller festgesetzt. In Frankreich beträgt der Haspelumfang 13/7 m, das Gebinde enthält 70 Fäden oder 100 m Fadenlänge, und der Schneller hat 10 Gebinde, also 1000 m Fadenlänge. Die Garne werden im Handel mit Nummern bezeichnet, welche ihre Feinheit ausdrücken. Nach englischem System werden diese Zahlen gewonnen, indem man wiegt, wieviel Schneller auf 1 Pfd. gehen. Feineres G. als 240 (also 240 Schneller auf 1 Pfd.) kommt selten in den Handel; das feinste G., welches vorkommt, hat die Nummer 300. Von Nummern über 20 sind im Handel nur die geraden Zahlen gebräuchlich, und bei Nummern über 100 springt die Zahl von 10 zu 10. Die gröbsten Garne sind Nr. 6 und 8. Docht- oder Lichtgarn hat 1/2–2. Für Talglichte dient Mulegarn Nr. 8–12, für Wachs- und Stearinlichte Nr. 20–40, für die gewebten hohlen Lampendochte Nr. 12–30. Zur Strumpfwirkerei werden die Nummern 6–36, aber auch 80–90 von Mulegarn verarbeitet. In Frankreich bestimmt man auch die Feinheit des Garns auf Grundlage des metrischen Systems und erhält so die metrische Nummer, welche angibt, wieviel Schneller zusammen 1/2 kg wiegen. Will man die englische Nummer auf französische berechnen, so hat man sie durch 1,18 zu dividieren. Aus diesen Verhältnissen ergibt sich, daß die Angabe, ein G. sei drei- oder viermal so fein (d. h. eine drei- bis viermal so hohe Nummer), bedeutet, daß es auf gleicher Länge nur 1/3- oder 1/4mal so viel Baumwolle enthält. Die Nummern drücken, mit andern Worten, die Gewichtsmenge der Baumwolle in einer bestimmten Fadenlänge aus; dem äußern Ansehen nach kann ein stark gedrehtes G. von niedriger Nummer feiner erscheinen als ein wenig gedrehtes G. von höherer Nummer. Die Baumwollgarne werden mit der Garn- oder Bündelpresse zu würfelförmigen Paketen, Packs oder Bündeln zusammengepreßt. Diese Bündel wiegen 2,5–5 kg, und in der Regel sind 5–10, auch 20 Schneller zu einer Docke zusammengedreht. Die [912] Bündel vereinigt man in Ballen zu 500 kg. Die Sorten des Baumwollgarns werden nach der Gesamtqualität mit den Abstufungen: ordinär, gut, Sekunda und Prima nebst den dazwischenliegenden Mittelstufen bezeichnet. Von den gefärbten Garnen ist das wichtigste das Rotgarn, welches durch Krapp türkischrot gefärbt ist. Der Baumwollzwirn dient als Näh-, Stick- und Strickgarn. Der Zwirn wird auch häufig gefärbt in den Handel gebracht und auch in Pakete zu 5 Pfd. verpackt. Nähzwirn kommt in der Regel auf kleine Spulen oder zu einem Knäuel gewickelt in den Handel; wenn derselbe mit Hilfe klebriger Stoffe (dünner Kleister, Gummilösung) glänzend gemacht (lüstriert) ist, nennt man ihn Eisengarn.

Beim Leinengarn, wenigstens beim Handgespinst, wird die Einteilung und Länge der Strähnen in den verschiedenen Ländern nach sehr abweichenden Systemen bestimmt; beim Maschinengespinst wird gegenwärtig auch in den deutschen Spinnereien nach englischem System gerechnet. Der Haspelumgang beträgt hiernach 21/2 Yards, 120 Fäden (threads) = 1 Gebinde (cut, lea), 2 Gebinde = 1 heer, 6 Gebinde = 1 slip, 12 Gebinde = 1 Strähne (hank), 2 Strähnen = 1 Stück (hasp), 2 Stück = 1 Spindel (spindle); 1 Spindel hat mithin 14,400 Yards Fadenlänge. Die Zahl der Gebinde, welche zusammen 1 Pfd. wiegen, gibt die Feinheitsnummer. Da nun die Fadenlänge eines Gebindes 300 Yards beträgt, so erhält man die Länge eines Fadens, welcher 1 Pfd. wiegt, wenn man die Feinheitsnummer mit 300 multipliziert. Will man die einer Leinengarnnummer entsprechende Baumwollgarnnummer finden, so muß man sie durch 2,8 dividieren. Diese entsprechenden Nummern zeigen nun aber G. von sehr verschiedenem Äußern; das Leinengarn ist feiner, weil die Flachsfaser dichter ist. Die häufigsten Nummern von Maschinengarn sind 20–160, von Werggarn 10–60. Die schwächsten Leinengarne heißen in Böhmen Lotgarne, von deren feinsten Sorten ein Stück von 16,800 Ellen Fadenlänge 11/2–13/4 Lot wiegt. Das Handgespinst unterscheidet sich vom Maschinengespinst dadurch, daß es sich fetter und glatter anfühlt, elastischer, stellenweise schwächer und am Umfang weniger gerundet ist, sich auch nicht aufrollt, während das Maschinengarn steifer und rauher sich anfühlt, von gleichförmiger Dicke und vollkommnerer Rundung ist. Den feinsten Leinenzwirn liefern Holland und Belgien, namentlich ist der flandrische und brabantische Spitzenzwirn berühmt und wird bis 1000 Frank das Kilogramm bezahlt. Englischer und schottischer Zwirn ist von besonderer Festigkeit und von schönem Ansehen. Auch Frankreich liefert gute Zwirne, z. B. Liller Glanzzwirn. Bedeutend ist auch die Produktion von Leinenzwirn im nördlichen Böhmen. Die Hauptsorten des Leinenzwirns sind: Nähzwirn, zwei- oder dreifach gezwirnt aus 30–300gängigem G.; Spitzenzwirn, zweifach gezwirnt aus 50–200gängigem G.; Strickzwirn, drei- oder vierfach gezwirnt aus 25–80gängigem G. Zwirn kommt gebleicht und ungebleicht und manche Sorten auch häufig gefärbt vor.

Jutegarne werden vorzugsweise zu Säcken für Getreide, Mehl, Salz, Zucker, Kaffee etc., ferner mannigfaltig gefärbt zu Teppichen verarbeitet. Im Handel gilt die englische Flachsnumerierung. In Fabriken, die zugleich spinnen und weben, wird größtenteils die sogen. schottische Numerierung gebraucht, welche eine konstante Längeneinheit von 14,400 Yards (1 spindle) annimmt und das als Nummer bezeichnet, was diese Einheit in englischen Pfunden wiegt. Die meisten Jutegarne liefert für den Handel Dundee in Schottland, woselbst diese Industrie im großartigsten Maßstab betrieben wird. Neuerdings sind auch in Deutschland große Jutespinnereien und -Webereien entstanden, welche vorzügliche Stoffe, namentlich Vorhänge, Tischdecken u. dgl., fabrizieren. Taugarne werden von verschiedener Feinheit gesponnen; diese wird in Holland durch die Anzahl Hektogramme, welche 150 m davon wiegen, bestimmt. Gewöhnlich spinnt man G. von 2–9 hg. In England drückt die Nummer aus, wieviel Stücke von 15 engl. Fuß Länge auf ein englisches Pfund gehen. Gewöhnlich spinnt man Nr. 16–40.

Wollgarn kommt entweder einfach oder gezwirnt, gefärbt oder ungefärbt unter verschiedenen Namen im Handel vor. Die einfach gezwirnten zu Teppichen und Posamentierarbeiten heißen Harrasgarn. Beim Wollgarn und zwar beim Streichgarn ist die Länge und Einteilung der Strähne in den verschiedenen Ländern sehr abweichend; man unterscheidet z. B. eine preußische, sächsische, böhmische, mährische, niederländische, französische, englische Weise u. a.; beim Kammgarn hat der Haspel in England 1 Yard Umfang, alles übrige ist wie bei der Baumwolle. In deutschen Spinnereien wird das Kammgarn ganz wie Baumwollgarn behandelt.

Seidengarn ist entweder aus Kokonfäden zusammengedreht (kurz Seide genannt), oder als Florettseidengespinst, Florettseide aus verschiedenem Seidenabfällen durch Spinnen ähnlich dem der gewöhnlichen Faserstoffe gewonnen und kommt unter verschiedenen Benennungen im Handel vor, als Crescentin, Schappe (chappe), Gallettam, Gallet, Fantasie etc. Strazza nennt man die aus den bei der Florettseidenbereitung entstehenden Abfällen erzeugten Garne. Die bessern Sorten der Gespinste werden als Einschlag bei verschiedenen Seidenstoffen, als Kette bei mancherlei Halbseidenzeugen, groben Bändern und Schnüren und als Stickseide, die geringern zum Stricken und zur Strumpfwirkerei gebraucht. Die Feinheit der Gespinste drückt man auch durch Nummern aus, die aber keine allgemein übereinstimmende Grundlage haben (s. Seide).

Die angedeutete mannigfaltige Numerierung der Garne bringt viele Übelstände im Handel mit sich, und eine einheitliche Garnnumerierung erschien vom Standpunkt des Verkehrs und der Technik aus höchst wünschenswert. Aus Anlaß der Wiener Weltausstellung 1873 wurde deshalb ein internationaler Kongreß veranstaltet, welchem die Bestimmung der einheitlichen Grundsätze für die künftige Numerierung aller Gespinste zur Aufgabe gestellt war. Der Kongreß entschied sich für das rein metrische Numerierungssystem und als Basis der Nummerbestimmung veränderliche Längen des Gespinstes bei festgesetztem Gewicht. Als Nummer ergibt sich demzufolge die Zahl Meter auf 1 g. Als einheitliche Strähnlänge wurden 1000 m mit der Unterabteilung zu 100 m angenommen. Die Bestimmung des Haspelumfangs für die verschiedenen Gespinste wurde einem ständigen Ausschuß zugewiesen. Bezüglich der Beurteilung der Richtigkeit einer Nummer wurde bestimmt, daß nur noch ein Garnquantum von einer größern Anzahl von Metern, jedenfalls nicht weniger als eine Strähne, gesetzlich zur Beurteilung kommen darf. Die belgischen, deutschen und österreichischen Streichgarnspinner einigten sich über eine Weife von 1,5 m, ebenso die Leinenspinner über einen Haspel von 1,25 m für feine und 2,5 m für grobe Garne. Die offizielle Einführung der Kongreßbeschlüsse sowie die Bestimmung [913] der Fehlergrenze der Nummern nach der Natur der einzelnen Gespinstgattungen in Deutschland steht bevor.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 359360
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[359] Garn. Die Prüfung der Garne erstreckt sich zunächst auf Festigkeit, Drehung etc. Die Drehung kann man leicht ermitteln, indem man ein Garn- oder Zwirnstück mit einem Ende in einem Schraubstock, mit dem andern in einem Feilkloben festklemmt und zwar so, daß genau 100 mm frei bleiben. Dann dreht man den Feilkloben bei gerade gezogenem, kaum merklich gespanntem Faden so oft der Drahtrichtung entgegen, bis die Aufdrehung erfolgt ist. Die Zahl der Umdrehungen des Feilklobens ergibt die Drehung des Garns auf 100 mm. Ein nach demselben Prinzip konstruierter Drahtmesser besitzt zwei Klemmen, von denen die eine rotierende die Zahl der Umdrehungen auf ein Zählwerk überträgt. Die Festigkeit des Garns wird mit dem Garndynamometer (s. d., Bd. 6) ermittelt. Bei gleichem Material verhalten sich die Festigkeiten der Garne umgekehrt wie ihre Nummern. Besitzt z. B. ein G. Nr. 40 eine Festigkeit von 200 g, so würde ein gleiches G. von Nr. 20 eine doppelt so große Festigkeit = 400 g, Nr. 1 [360] eine 40mal größere = 8000 g besitzen. Diese für Nr. 1 gefundene Zahl ist die Qualitätszahl; sie gibt, durch die Garnnummer geteilt, die Festigkeit dieser Nummer in Grammen an und erleichtert die vergleichbare Prüfung außerordentlich. Deshalb hat man die Qualitätszahl zunächst für Baumwollgarne bestimmt, wo sie für schwache Qualität 4000, für mittlere 5000, für starke 6000, für sehr starke 7000 und für Prima 8000 beträgt. Will man nun die Qualität eines Garns ermitteln, so bestimmt man durch 10–20 Zerreißversuche am Dynamometer seine mittlere Festigkeit und multipliziert diese Zahl mit der Garnnummer. Das Produkt zeigt die Qualität an. Von Wichtigkeit ist auch die Elastizität (Dehnbarkeit), welche man durch die Verlängerung ausdrückt, die das G. bis zum Bruch erleidet. Man bestimmt diese sehr leicht dadurch, daß man das eine Ende eines 0,5 m langen Garnstücks passend festhält, das andre Ende mit einer Rolle von 5 cm Durchmesser in Verbindung bringt, deren Achse in 0,5 m Entfernung vom ersten Garnende entfernt festliegt, und dann die Rolle mittels einer Kurbel so lange dreht, bis das sich aufwickelnde G. zerreißt. Die Größe der Rollendrehung, welche durch eine Teilung an der Rollenperipherie gemessen wird, gibt die Dehnung an. Bei Baumwollgarn soll die Dehnung etwa betragen:

für Nr. 20–30: 4,5–5,0 Proz.
30–40: 4,0–4,5
40–60: 3,8–4,0
60–80: 3,5–3,8
80–120: 3,0–3,5
120–140: 2,5–3,0
140–170: 2,0–2,5

Schließlich gehört auch die Bestimmung der Nummer zur Prüfung. Am zweckmäßigsten benutzt man hierzu einen Probehaspel, d. h. einen Haspel von genau bestimmtem Umfang, mit einem Zählwerk, das eine Anzahl der Haspelumdrehungen durch einen Glockenton angibt. Man haspelt 10 oder 20 m G. auf und bestimmt das Gewicht desselben auf einer guten Wage. Da nun die metrische Nummer die Zahl angibt, wievielmal z. B. 1000 m G. auf 500 g gehen, so hätten, wenn die aufgehaspelten 20 m G. 1 g wiegen, 10,000 m das Gewicht von 500 g, und die Garnnummer wäre 10. Ist allgemein die Länge des gehaspelten Garns = 20 m, so erhält man die metrische Nummer N wenn g das Gewicht dieser 20 m G. ist, nach der Formel . Zur Bestimmung der Natur der Faser, aus welcher das G. besteht, dient in erster Linie das Mikroskop. Über chemische Unterscheidungsmittel der gebräuchlichsten Fasern und über die Appretur s. Gewebe (Bd. 17).