MKL1888:Droste-Hülshoff

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Droste-Hülshoff“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 158159
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Droste-Hülshoff. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 158–159. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Droste-H%C3%BClshoff (Version vom 19.05.2024)

[158] Droste-Hülshoff, Annette Elisabeth, Freiin von, deutsche Dichterin, geb. 10. Jan. 1797 auf Hülshoff, dem Stammhaus ihrer altwestfälischen, speziell altmünsterschen Familie, siedelte nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter nach dem Witwensitz Ruschhaus bei Münster über und lebte seit [159] 1840 größtenteils bei ihrem Schwager, dem gelehrten Freiherrn Jos. v. Laßberg, auf Schloß Meersburg am Bodensee, wo sie auch 24. Mai 1848 starb. Eine ganz eigentümliche Natur voll der reichsten poetischen Anlage und der eigentümlichsten Bildung, vermochte sie sich dem Bann der entschieden katholischen und feudal-patriarchalischen Anschauung, die sie von Jugend auf in sich gesogen hatte, niemals zu entreißen, während anderseits diese Weltanschauung niemals im stande war, den rein humanen Edelsinn und die gemütvolle Wärme ihrer Natur zu besiegen. In ihrer Auffassung und Darstellung erscheinen alle die Momente des katholisch-kirchlichen Lebens, der westfälischen Heimatsitten, der aristokratischen Überlieferungen, in denen ein Kern von warmer menschlicher Empfindung, Gemütstiefe und werkthätiger Teilnahme enthalten ist, in leuchtender, fesselnder Wiedergabe. Höchst charakteristisch ist hier vor allem das in Lev. Schückings Lebensbild (s. unten) zuerst mitgeteilte Bruchstück „Der Edelmann aus der Lausitz und das Land seiner Vorfahren“ oder Gedichte wie „Die Wege eines Landpfarrers“. Annette v. D. trat zuerst mit „Dichtungen“ (Münster 1837) hervor, deren erzählender Teil das außerordentliche Schilderungstalent und die realistische Energie der Dichterin bekundete. Voll ausgereift erschien dann das Talent derselben in ihren „Gedichten“ (Stuttg. 1844, 4. Aufl. 1877), durch welche sie sich trotz der vielfach harten, spröden und von knorrigen Auswüchsen und sprachlichen Provinzialismen getrübten Form zum Rang der hervorragendsten deutschen Dichterin erhob. Sie bekundete ihre Meisterschaft namentlich auf dem Gebiet des farbengesättigten Stimmungsbildes sowie auf dem der poetischen Erzählung. Ihre sinnliche Fülle und Frische, das Talent, mit wenigen Zügen zu charakterisieren, die Wärme und Lebhaftigkeit ihrer Teilnahme an den verschiedensten Lebenserscheinungen erheben einzelne ihrer poetischen Erzählungen („Die Schlacht im Loener Bruch“, „Das Fräulein von Rodenschild“, „Der Geierpfiff“, „Die Krähen“, „Sommernachtstraum“, „Die Schwestern“, „Die Vergeltung“ u. a.) zu wahrhaften Meisterstücken. Aus ihrem Nachlaß erschienen: die religiöse Liedersammlung „Das geistliche Jahr“ (Stuttg. 1850, 3. Aufl. 1876) und „Letzte Gaben“ (Hannov. 1860); ferner „Briefe“ (Münst. 1877, 2. Aufl. 1880); „Lieder mit Pianofortebegleitung“ (das. 1877). Ihre „Gesammelten Schriften“ gaben Schücking (Stuttg. 1879, 3 Bde.) und Elisabeth Freiin v. D. (mit Biographie etc., Münst. 1884 ff.) heraus. Vgl. Schücking, Annette v. D., ein Lebensbild (2. Aufl., Hannov. 1871); Claassen, Anna Elisabeth Freiin v. D., Leben und ausgewählte Dichtungen (2. Aufl., Gütersl. 1883).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 256
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[256] Droste-Hülshoff, Annette, Dichterin. Eine Biographie der Dichterin schrieb H. Hüffer (Gotha 1887).


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 208
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[208] Droste-Hülshoff, Annette von, Dichterin. Ihre Biographie schrieb auch der Jesuit Wilh. Kreiten (Münster 1886).