MKL1888:Dreyfus
[255] ✽ Dreyfus, Abraham, franz. Bühnendichter, geb. 20. Juni 1847 zu Paris, zeichnet sich durch eine liebenswürdig humoristische Ader aus, die sich sowohl in seinen Beiträgen für Blätter und Zeitschriften als in seinen Theaterstücken, größtenteils Einaktern, bekundet. Es sind dies: „Un Monsieur en habit noir“ (1872), „Petites annonces“ (1878), „La Victime“, „La Gifle“ (1880), „Le Klephte“ (1881), „Une rupture“ (1885). Sie erschienen gesammelt unter dem Titel: „Jouons la comédie“ (1887). Ein dreiaktiges Lustspiel, das Sittenbild „L’institution de Sainte-Catherine“, ging 1881 über die Bühne des Odéon. In „Scènes de la vie de théâtre“ (1880) und in „L’incendie des Folies-Plastiques“ (1886) sammelte D. einen Teil seiner Zeitungsartikel.
[208] Dreyfus, Camille Ferdinand, franz. Politiker, geb. 19. Aug. 1851 zu Paris, jüdischer Abkunft, studierte Mathematik, machte den Krieg von 1870 als Freiwilliger mit, wurde republikanischer Journalist, erst in der Provinz, dann in Paris, war 1879–81 Kabinettschef des berüchtigten Wilson, hierauf Unterstaatssekretär im Finanzministerium, wurde dann Redakteur der „Lanterne“ und Mitglied des Pariser Gemeinderats und gründete 1884 die Zeitung „Nation“, deren Direktor er ist. Seit 1885 ist er Deputierter und gehört der äußersten Linken an; er verficht den entschiedensten Chauvinismus, besonders Deutschland gegenüber. Er schrieb mehrere kleinere Schriften und ist einer der Herausgeber und Generalsekretär der seit 1886 erscheinenden „Grande Encyclopédie“.