MKL1888:Dreißigjähriger Krieg

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Dreißigjähriger Krieg“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Dreißigjähriger Krieg“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 5 (1886), Seite 132137
Mehr zum Thema bei
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Dreißigjähriger Krieg. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 132–137. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Drei%C3%9Figj%C3%A4hriger_Krieg (Version vom 15.09.2023)

[132] Dreißigjähriger Krieg, der innere Kampf, welcher Deutschland 30 Jahre lang, 1618–48, verheerte, und in welchen sich auch die auswärtigen Mächte, Spanien und die Niederlande, Schweden und Frankreich, einmischten, so daß er den Charakter eines europäischen Kriegs annahm und das europäische Staatensystem umgestaltete. Der Krieg wurde hervorgerufen teils durch religiöse, teils durch politische Gegensätze. In ersterer Beziehung war seine Ursache das Streben der durch die Jesuiten geleiteten katholischen Kirche, die in Deutschland durch die Reformation verlorne Herrschaft wiederzugewinnen, in letzterer die Weltherrschaftsgelüste des Hauses Habsburg, welche in Deutschland selbst und im Ausland auf Widerstand stießen. Der von der Gegenreformation begonnene Kampf mit dem Protestantismus war in den Niederlanden, in England und in Frankreich bereits im 16. Jahrh. entschieden worden, teils zu gunsten, teils zum Nachteil der katholischen Kirche. Daß sich sein Ausbruch in Deutschland so lange verzögerte, lag an der Haltung der deutschen Protestanten, welche der allmählichen Erstarkung und Ausbreitung des Katholizismus unthätig zusahen, obwohl ein gewaltsamer Zusammenstoß durch den Augsburger Religionsfrieden von 1555 nicht nur nicht verhindert, sondern im Gegenteil befördert wurde. Aus dem augenblicklichen Friedensbedürfnis hervorgegangen, hatte dieser Friede wichtige Fragen unentschieden gelassen; er hatte den Bekennern der Augsburger Konfession, aber nicht den Reformierten Duldung gewährt, jedoch diese Religionsfreiheit nur den Reichsständen, d. h. den Landesobrigkeiten, zuerkannt; es war auch in dem sogen. geistlichen Vorbehalt den geistlichen Fürsten der Übertritt zum Protestantismus untersagt. Zwar hatten die Protestanten gegen diese Klausel protestiert und trotz derselben im Vertrauen auf ihre numerische Überlegenheit mehrere Stifter in Norddeutschland der katholischen Kirche entrissen, nichtsdestoweniger war sie ins Reichsgesetz aufgenommen und gab der katholischen Gegenreformation einen Rechtsanspruch; das Versprechen des Kaisers, daß in den katholischen Territorien der augenblickliche Bestand der evangelischen Kirche nicht angetastet werden solle, hatte dem gegenüber wenig Wert. Aus dieser verwickelten und unklaren Rechtslage mußten Konflikte entstehen. Solange Ferdinand I. und Maximilian II. regierten, kam es nicht dazu, da diese Kaiser auch protestantische Fürsten als Administratoren geistlicher Lande faktisch duldeten. Erst als 1576 mit Rudolf II. ein jesuitisch erzogener Kaiser den Thron bestieg und Spanien wieder Einfluß am kaiserlichen Hof gewann, wurde die rechtliche Formel ein wirkliches Hindernis der protestantischen Entwickelung. Der Katholizismus erstarkte zusehends, die jesuitische Propaganda griff mit wachsendem Erfolg um sich. Das Recht des Landesherrn, über die Religion seines Landes zu bestimmen, das bisher fast ausschließlich zu gunsten der Protestanten ausgeübt worden war, wurde auch von katholischen Fürsten geltend gemacht, so in Bayern, in Baden, in Österreich, in Steiermark. Es kam dahin, daß man 1575 schon die Existenz jenes kaiserlichen Versprechens bestritt, und 1583 wurde in der Kölner Angelegenheit der geistliche Vorbehalt wirklich zuerst durchgesetzt: der Kurfürst Gebhard, der Calvinist geworden, wurde durch die Spanier als Vorkämpfer der Katholiken verjagt und ein eifriger Katholik, der bayrische Prinz Ernst, dort eingesetzt. Die Protestanten waren ihrerseits uneinig: der Gegensatz der Reformierten und Lutheraner, die Rivalität zwischen Pfalz und Sachsen ließen es zu keiner energischen Wahrung der protestantischen Interessen kommen. Wären die Protestanten etwas einiger und etwas charakterfester gewesen, so würde schon 1583 der große Religionskrieg ausgebrochen sein. Wiederholt trat diese Gefahr an Deutschland heran, 1588, 1592; immer ging sie wieder vorüber. Aber immer energischer und kecker erhob die katholische Aktionspartei, vom Papst und von Spanien angetrieben, ihr Haupt. Erzherzog Ferdinand von Steiermark und Herzog Maximilian von Bayern waren die eifrigsten Förderer solcher Pläne. Auf der andern Seite bemühte sich Heinrich IV. von Frankreich, die deutschen Protestanten zu thatkräftigem Widerstand zu ermuntern; der junge Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz, Herzog Christian von Anhalt u. a. waren dazu bereit. Als Herzog Maximilian von Bayern 1607 gegen das protestantische Donauwörth eingeschritten war, schien Gefahr im Verzug zu sein, und es schlossen daher eine Reihe protestantischer Fürsten und Städte 1608 zu Auhausen die Union; 1609 folgte auch der Zusammenschluß der katholischen Gegner zur Liga. Hinter den beiden deutschen Parteien standen Spanien und Frankreich, das letztere besonders darauf gerichtet, die Macht des habsburgischen Hauses zu schwächen. Aus Anlaß des jülichschen Erbfolgestreits schien 1610 der Ausbruch erfolgen zu müssen; nur die Ermordung Heinrichs IV. vertagte in letzter Stunde noch den allgemeinen europäischen Krieg. Während aber die Gegensätze in den nächsten Jahren sich mehr und mehr zuspitzten, auf beiden Seiten die Parteien sich rüsteten, blieb der Friede doch noch erhalten; erst der böhmische Aufstand 1618 gab das Signal zum Ausbruch des Kampfes auch in Deutschland.

Erste Periode: der böhmische Krieg.

In Böhmen war der Protestantismus abwechselnd geduldet und verboten gewesen; 1609 hatten die Stände endlich freie Religionsübung von Kaiser Rudolf im sogen. Majestätsbrief ertrotzt, und unter Matthias ward dieser Zustand eine Zeitlang aufrecht erhalten. Aber die Zugeständnisse des Majestätsbriefs, welcher nur den Ständen das Jus reformandi zugestand (gleich dem Augsburger Religionsfrieden), entsprachen der thatsächlichen Überlegenheit der böhmischen Protestanten nicht, wurden daher vielfach überschritten, und als die katholischen Stände ihr Recht gegen die Protestanten buchstäblich geltend machten, kam es zu Konflikten. Die Beschwerden der Protestanten wurden von der kaiserlichen Statthalterschaft zurückgewiesen. Da schritt man zur Gewalt: die kaiserlichen Räte in Prag, Martinitz und Slawata, nebst ihrem Sekretär Fabricius wurden zum Schloßfenster in den Graben hinausgeworfen (23. Mai 1618), die Böhmen aber vertrieben die kaiserliche Regierung, schlugen die kaiserlichen Truppen [133] zurück und verbanden sich mit den Protestanten in Mähren und Schlesien. Als nach Matthias’ Tod (20. März 1619) Ferdinand II., der erbittertste Verfolger des Protestantismus, Beherrscher von Österreich wurde, war jede Hoffnung auf gütlichen Vergleich verschwunden. Obwohl der Zug, den Graf Thurn mit dem siebenbürgischen Fürsten Bethlen Gabor im Juni bis vor die Mauern von Wien machte, erfolglos war, so weigerten sich die Stände von Böhmen, Mähren und Schlesien dennoch, Ferdinand als König anzuerkennen, und wählten 26. Aug. statt seiner das Haupt der Union, den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, zu ihrem König, welche Würde derselbe auch annahm, obwohl er keineswegs der geeignete Mann für eine so schwierige Stellung war. Während Friedrich die Zeit energielos verstreichen ließ, verband sich Ferdinand, welcher 28. Aug. 1619 seine Wahl zum Kaiser durchgesetzt hatte, mit dem Haupte der Liga, dem Herzog Maximilian von Bayern, wußte den Kurfürsten Johann Georg von Sachsen durch die Aussicht auf den Erwerb der Lausitz zu gewinnen, zog spanische Truppen unter Spinola nach Deutschland und vermochte selbst die Union in dem Traktat zu Ulm (3. Juli 1620) dazu, daß sie an den böhmischen Wirren sich nicht beteiligte. Nachdem auch ein zweiter Angriff Thurns auf Wien erfolglos gewesen war, brach das kaiserlich-bayrische Heer in Böhmen ein und brachte dem Heer Friedrichs in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag (8. Nov. 1620) eine völlige Niederlage bei, infolge deren König Friedrich flüchtig und geächtet, Ferdinand aber Herr von Böhmen und Mähren wurde, wo er nun aufs schonungsloseste mit Konfiskationen, Verbannung und Hinrichtungen gegen die Protestanten einschritt, die Jesuiten wieder einführte, den Majestätsbrief vernichtete und so den Katholizismus wieder zur ausschließlichen Geltung brachte. Damit war der böhmische Krieg (1618–20) beendigt. Daß sich derselbe zu einem allgemeinen deutschen Krieg erweiterte, hatte seinen Grund darin, daß Kaiser Ferdinand sich mit der Wiederunterwerfung seiner Erblande nicht begnügte und nicht nur den Kurfürsten von der Pfalz seiner Kur und seiner Lande zu berauben und gänzlich zu vernichten beschloß, sondern auch die Wiederherstellung des Katholizismus in Deutschland sowie die Errichtung einer starken habsburgischen Kaisergewalt als letzte Ziele des Kriegs ins Auge faßte. Zu diesem Zweck wurde fortan der Krieg vom Haus Habsburg aggressiv geführt; die Protestanten waren völlig in die Defensive gedrängt.

Zweite Periode: der pfälzische Krieg.

Während die Union trotz der Gefahr, die nach der Niederlage der Böhmen und der Ächtung Friedrichs V. (29. Jan. 1621) dem gesamten Protestantismus drohte, unthätig blieb und sich thatsächlich auflöste, besetzten Herzog Maximilian von Bayern und die Spanier die Pfalz. So wurde diese der Kriegsschauplatz, und es folgte die zweite Periode des Kriegs, der pfälzische Krieg (1621–23). Die Sache Friedrichs wurde nach dessen Flucht geführt von dem Grafen Ernst von Mansfeld, der sich aus Böhmen bis an den Rhein durchgeschlagen hatte, von dem Herzog Christian von Braunschweig und dem Markgrafen Friedrich von Baden-Durlach, von denen die beiden erstern, ohne eigne Mittel, die Kosten für Aufstellung und Erhaltung ihrer Truppen aus den okkupierten Landen zogen und zuerst den Grundsatz, der für Deutschland so verderblich wurde, praktisch durchführten, daß der Krieg den Krieg ernähren müsse. Mansfeld und der Markgraf, die sich vereinigt hatten, schlugen den ligistischen General Tilly 27. April 1622 bei Wiesloch, trennten sich aber nach der Schlacht, worauf Tilly, durch Spanier verstärkt, dem Markgrafen 6. Mai 1622 bei Wimpfen und dem Herzog Christian 20. Juni bei Höchst eine Niederlage beibrachte. Durch heuchlerische Friedensverhandlungen des kaiserlichen Hofs getäuscht, entließ der Pfalzgraf den Herzog Christian und Mansfeld aus seinem Dienst, und beide wandten sich nun nach den Niederlanden; Tilly aber besetzte ungehindert die Pfalz, nahm Heidelberg und Mannheim mit Sturm und suchte das Land durch Plünderung und Verheerung aufs härteste heim. Auch in der Pfalz wurde jetzt der Katholizismus gewaltsam wieder eingeführt. Christian brach 1623 von den Niederlanden aus von neuem in Westfalen ein, wurde aber von Tilly 6. Aug. 1623 bei Stadtlohn geschlagen, worauf er nach Holland flüchtete, während Mansfeld sich nach England begab. Dem Herzog Maximilian von Bayern wurde 23. Febr. 1623 auf dem Reichstag von Regensburg (trotz der Einwendungen Sachsens und Brandenburgs) die pfälzische Kurwürde förmlich zugesprochen.

Dritte Periode: der niedersächsisch-dänische Krieg.

Die beiden ersten Abschnitte des Kriegs hatten also mit dem entschiedenen Sieg des Kaisers und der katholischen Partei geendigt; allenthalben brach eine heftige katholische Reaktion herein, von ligistischen, kaiserlichen und spanischen Heeren unterstützt. Auch in Westfalen und Niedersachsen forderten die Katholiken auf Grund des geistlichen Vorbehalts die evangelisch gewordenen Stifter und Kirchengüter zurück, zahlreiche Klöster wurden wiederhergestellt und von Jesuiten in Besitz genommen. Obwohl hierdurch die protestantischen Fürsten Norddeutschlands in ihrem Besitzstand ernstlich bedroht wurden, vermochten sie sich dennoch nicht zu einem gemeinschaftlichen Einschreiten gegen diese Übergriffe aufzuraffen; namentlich Sachsen, das 1623 die Lausitz erhalten, und Brandenburg waren unentschlossen und schwankend. Nur die Stände des niedersächsischen Kreises unter Führung des Herzogs von Holstein, König Christians IV. von Dänemark, verbündeten sich und rüsteten sich zur Abwehr der kaiserlichen und ligistischen Truppen. 1625 begann der niedersächsisch-dänische Krieg. Mansfeld und Christian von Braunschweig traten jetzt abermals hervor, von Holland und England mit Geld und Truppen unterstützt. Anderseits stellte der Kaiser, um sich von der Liga und Maximilian von Bayern zu emanzipieren, ein eignes Heer unter Albrecht v. Wallenstein auf. Letzterer rückte mit 20,000 Mann gegen Mansfeld, schlug ihn 25. April 1626 bei der Dessauer Brücke und trieb ihn bis nach Ungarn, von wo sich Mansfeld, von Bethlen Gabor im Stiche gelassen, nach Bosnien wandte; er erlag 29. Nov. 1626 hier den Strapazen. Während Wallensteins Abwesenheit schlug Tilly den König Christian IV. bei Lutter am Barenberg 27. Aug. 1626, worauf Tilly und Wallenstein Norddeutschland u. die Jütische Halbinsel besetzten und Christian sich auf seine Inseln zurückzog. Wallenstein wurde zum Herzog von Mecklenburg und zum „General des baltischen und des ozeanischen Meers“ ernannt; die Bildung einer großen kaiserlichen Flotte und die Übertragung des Kampfes gegen Dänemark, Schweden und Holland auf die See wurden geplant. Jedoch scheiterten diese Absichten schließlich an der Weigerung der Hansa, sie zu unterstützen, und an dem hartnäckigen Widerstand Stralsunds (1628). Kaiser Ferdinand wandte sich, nachdem er 12. Mai 1629 dem Dänenkönig den Frieden von Lübeck bewilligt hatte, in dem derselbe gegen das Versprechen, sich nicht weiter in die deutschen Angelegenheiten [134] einzumischen, seine Lande zurückerhielt, mit um so größerer Entschiedenheit der Ausführung seines heißesten Wunsches, der Ausrottung der Ketzerei, zu. Zu diesem Zweck erließ er 6. März 1629 das Restitutionsedikt, nach welchem alle unmittelbaren und mittelbaren, seit dem Passauer Vertrag eingezogenen Stifter (wie Bremen, Magdeburg, Minden, Halberstadt, Straßburg u. a.), Klöster und andern Kirchengüter den Katholiken wieder zurückgegeben werden sollten; den katholischen Ständen, also auch den katholischen Bischöfen, welche in den zurückgeforderten Stiftern eingesetzt wurden, sollte das Recht zustehen, ihre Unterthanen zu ihrer Religion anzuhalten, und die im Augsburger Religionsfrieden zugestandene Religionsfreiheit nur den Augsburgischen Konfessionsverwandten, nicht den Reformierten verbleiben. Die strikte Durchführung dieses Edikts bedeutete die Vernichtung des Protestantismus in Deutschland. Es zwang also die protestantischen Stände, zu ihrer Rettung alles aufzubieten, und verlängerte den Krieg, der nun ein offener Religionskrieg wurde, ins Unabsehbare, zumal da der Kaiser gleichzeitig seine militärische Macht durch Entlassung Wallensteins schwächte. Das Restitutionsedikt fesselte Ferdinand wieder eng an die Liga; diese aber, namentlich ihr Haupt, Maximilian von Bayern, war mit dem militärischen Absolutismus, wie er sich im Wallensteinschen Heer geltend machte, höchst unzufrieden. Die Fürsten der Liga benutzten daher die allgemeinen Klagen der Fürsten und Städte über die Gewaltthätigkeiten und Brandschatzungen des kaiserlichen Generals und verlangten entschieden dessen Absetzung. In der That sah sich Ferdinand auf dem Kurfürstentag zu Regensburg im August 1630 genötigt, ihrem Verlangen nachzugeben; Wallenstein zog sich gleichmütig, aber innerlich tief verletzt auf seine böhmischen Güter zurück. Zu gunsten der katholischen Reaktion verzichtete also Ferdinand auf die Errichtung eines militärisch starken Kaisertums in Deutschland und auf Ausbreitung der habsburgischen Macht in Italien und den Niederlanden. Aber auch die Erreichung des ersten Ziels, die Durchführung des Restitutionsedikts, dem allein Magdeburg sich offen zu widersetzen gewagt hatte, ward gefährdet durch die Landung des schwedischen Königs Gustav Adolf auf deutschem Boden. Damit begann die vierte Periode des Kriegs: der schwedisch-deutsche Krieg.

Vierte Periode: der schwedisch-deutsche Krieg.

Es waren teils religiöse, teils politische Motive, welche Gustav Adolf zu seinem Zug nach Deutschland bewogen. Mit dem Kaiser war er schon früher bei verschiedenen Gelegenheiten, namentlich in Polen, feindlich zusammengestoßen; die Versuche desselben, seine Herrschaft über die Ostsee auszudehnen, bedrohten Schweden unmittelbar; siegte die katholische Reaktion in Deutschland, dann konnte sie sich auch über Schweden ausbreiten und das Thronrecht der katholischen Wasas in Polen benutzen, um die Herrschaft Gustav Adolfs zugleich mit dem Protestantismus zu stürzen. Richelieu bemühte sich eifrig, Gustav Adolf zum Eingreifen in den deutschen Krieg zu bewegen. Er vermittelte 1629 einen sechsjährigen Waffenstillstand mit Polen und knüpfte Allianzverhandlungen an, die 23. Jan. 1631 in Bärwalde zu einem Bündnis zwischen Frankreich und Schweden führten. Gustav Adolf landete 4. Juli 1630 mit 13,000 Mann, die sich bald durch Zuzug auf 40,000 Mann vermehrten, an der pommerschen Küste und forderte in einem Manifest die evangelischen Fürsten auf, sich an ihn anzuschließen, was aber nur sehr langsam geschah; namentlich hielten sich die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg ängstlich zaudernd zurück. Auf Veranlassung des erstern traten im Februar 1631 eine Anzahl Reichsstände zum Leipziger Konvent zusammen, der vom Kaiser Aufhebung des Restitutionsedikts, natürlich ohne Erfolg, erbat, gegen Schweden aber Neutralität beschloß. Zunächst säuberte Gustav die Gegenden bis gegen die Elbe hin von den Kaiserlichen; Tilly mußte sich vor dem schwedischen Heer schnell zurückziehen. Der König eroberte ganz Pommern und Mecklenburg, aber Magdeburg, das von Tilly belagert wurde, konnte er nicht entsetzen, solange Brandenburg und Sachsen sich ihm nicht angeschlossen hatten. Selbst ein Vorstoß auf Schlesien war vergeblich. Die Weigerung des Kurfürsten Johann Georg, dem König den Paß durch Wittenberg zu gestatten, selbst als der Brandenburger bereits sich gefügt hatte, machte es Tilly und Pappenheim möglich, 20. Mai 1631 das erschöpfte Magdeburg zu erstürmen. Das furchtbare Schicksal der Stadt entflammte aber die deutschen Protestanten zu Energie und Kampflust und trieb sie Schweden in die Arme. Und als Tilly, des Kurfürsten Johann Georg bewaffnete Neutralität nicht achtend, in Kursachsen einrückte, Halle, Merseburg und Naumburg eroberte und Leipzig bedrohte, entschloß sich auch Johann Georg, den schwedischen König um Hilfe anzugehen. Gustav Adolf vereinigte sich mit der kurfürstlichen Armee bei Düben, zog 15. Sept. 1631, als die Nachricht von Leipzigs Übergabe eintraf, auf des Kurfürsten Bitte mit der vereinigten Armee gegen Leipzig und schlug Tilly in der Schlacht bei Breitenfeld (17. Sept. 1631) so entscheidend, daß sich dessen Heer fast gänzlich auflöste und nur Trümmer sich Ende 1631 in Franken wieder sammelten. Ganz Norddeutschland war mit Einem Schlag befreit. Während darauf der kursächsische General Arnim sich nach Böhmen wandte, Prag eroberte und Schlesien bedrohte, zog Gustav Adolf dem Rhein zu, bemächtigte sich der Städte Würzburg, Frankfurt a. M., Mainz und Worms, säuberte Schwaben von den Kaiserlichen und rückte im Frühjahr 1632 über Nürnberg an die Donau. Tilly nahm eine befestigte Stellung am rechten Ufer des Lech ein, um dem König den Weg nach Bayern zu versperren; die Schweden schlugen aber bei Rain eine Brücke über den Fluß und erzwangen den Übergang (15. April). Tilly erhielt hierbei die Todeswunde und starb 30. April in Ingolstadt. Gustav Adolf aber ließ sich in Augsburg huldigen und hielt, begleitet von dem vertriebenen Pfalzgrafen Friedrich V., seinen Einzug in München. Jetzt war der Kaiser in größter Bedrängnis, seine Hilfe war einzig der abgesetzte Wallenstein, der aber erst nach mancher Demütigung des Hofs und unter den für den Kaiser drückendsten Bedingungen sich im Vertrag zu Znaim (April 1632) dazu verstand, das Kommando wieder zu übernehmen. Rasch sammelte er ein Heer, eroberte Prag, vertrieb die Sachsen, deren Kurfürst sich wieder schwankend und charakterlos zeigte, aus Böhmen, zog die Reste des ligistischen Heers an sich und rückte darauf gegen Gustav Adolf, welcher bei Nürnberg ein Lager bezogen hatte. Nachdem beide Gegner fast drei Monate einander gegenübergestanden hatten und ein Angriff der Schweden auf Wallensteins Lager 3. Sept. abgeschlagen worden war, brach der König nach Bayern auf in der Hoffnung, Wallenstein werde ihm nachfolgen. Dieser aber wandte sich nach Sachsen, wohin ihm Gustav Adolf folgen mußte, um den Kurfürsten von Sachsen an einem Abfall zum Kaiser zu hindern. Bei Lützen stießen die beiden Gegner 16. Nov. 1632 wiederum zusammen. Der Sieg der Schweden [135] hatte Wallensteins Rückzug nach Böhmen zur Folge, ward aber mit dem Tod Gustav Adolfs teuer erkauft. Denn derselbe beraubte die deutschen Protestanten der überlegenen, einheitlichen Leitung, welche ihnen nach ihren frühern Niederlagen so rasch das Übergewicht verschafft hatte, und nahm ihnen die Aussicht auf einen entscheidenden Sieg.

Der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna, welcher die Leitung der politischen Angelegenheiten übernahm, konnte nur die protestantischen Stände von Schwaben, Franken, Ober- und Niederrhein im Heilbronner Vertrag (23. April 1633) beim Anschluß an Schweden festhalten; dagegen hielten sich wieder Sachsen und Brandenburg beiseite. Namentlich weigerten sich die deutschen Fürsten, ihre Truppen unter schwedischen Oberbefehl zu stellen; an deren Spitze trat also Herzog Bernhard von Weimar, während die schwedischen Streitkräfte sich in mehrere Heere unter verschiedenen Generalen teilten. Auch diese wurden nun gleich den Wallensteinschen Truppen reine Söldnerscharen, die von Beute und Erpressungen lebten und die von ihnen besetzten oder durchzogenen Lande furchtbar verheerten. Der Krieg wurde nicht mehr nach einheitlichem Plan in großartigem Stil geführt, sondern zersplitterte sich in resultatlose Kämpfe auf verschiedenen Kriegsschauplätzen, bei denen es sich mehr um Behauptung oder Eroberung fruchtbarer, reicher Territorien als um den Sieg einer der Kriegsparteien handelte. Von Bedeutung waren nur die Erstürmung Regensburgs durch Bernhard von Weimar (14. Nov. 1633) und die Eroberung Schlesiens durch Wallenstein nach dem Sieg bei Steinau (13. Okt.). Bereits hatte Wallenstein Görlitz und Bautzen mit Sturm genommen und seine Generale ins Brandenburgische zu neuen Eroberungen ausgesandt, als er vom Kaiser zur Rettung Regensburgs aufgefordert wurde. Er zog zwar nach Böhmen zurück, da er aber einen Winterfeldzug nach Bayern für unmöglich erklärte und überhaupt durch seine Unterhandlungen mit den Gegnern sowie durch sein eigenmächtiges Auftreten den Verdacht und den Unwillen des Wiener Hofs erregte (s. Wallenstein), so wurde er in die Acht erklärt und 25. Febr. 1634 in Eger ermordet. Generalissimus der kaiserlichen Heere wurde nun der König von Ungarn, der nachmalige Kaiser Ferdinand III., unter dem Gallas und Piccolomini befehligten. Das Heer wurde durch Werbungen vermehrt, und außerdem führte Herzog Karl III. von Lothringen und aus Italien der Statthalter von Mailand, der Kardinal Infant Don Fernando, dem Kaiser Hilfsvölker zu. Die kaiserlichen Feldherren vertrieben nun die Schweden aus Bayern, eroberten Regensburg, vereinigten sich sodann mit dem bayrisch-ligistischen Heer unter Johann v. Werth und brachten Bernhard und Horn die schwere Niederlage bei Nördlingen (5. und 6. Sept. 1634) bei, in deren Folge Schwaben und Franken von den Kaiserlichen besetzt wurden. Diese Niederlage bestimmte den Kurfürsten Johann Georg von Sachsen zur förmlichen Lossagung von dem protestantischen Bund: er schloß (30. Mai 1635) mit dem Kaiser den Prager Frieden, worin die Ausführung des Restitutionsedikts auf eine ferne Zeit verschoben und Sachsen die bis 1627 eingezogenen geistlichen Güter nebst der ganzen Lausitz zugestanden wurden; die gemeinsam unternommene Vertreibung der Schweden sollte dem Reich den Frieden wiedergeben. Der Tod des fanatischen Kaisers Ferdinand II. (15. Febr. 1637), dem sein versöhnlicher gesinnter Sohn Ferdinand III. folgte, schien eine Einigung der deutschen Stände unter dem Kaiser befördern zu sollen. Dem Prager Frieden traten bald auch andre Stände bei, namentlich Brandenburg, Weimar, Anhalt u. a.; nur Baden, Hessen-Kassel und Württemberg blieben den Schweden treu.

Fünfte Periode: der französisch-schwedische Krieg.

Durch das Übergewicht, welches durch diesen Umschwung der Dinge der Kaiser bekam, sah sich Richelieu veranlaßt, jetzt ganz offen an dem deutschen Krieg teilzunehmen. Schon bisher hatte Frankreich Geldsubsidien bezahlt, jetzt trat es direkt in den Kampf ein, und damit beginnt als fünfte Periode des Kriegs der französisch-schwedische Krieg. Der Krieg nahm jetzt allmählich den Charakter eines politischen und Eroberungskriegs an, das religiöse Interesse trat mehr und mehr in den Hintergrund zurück. Zudem standen jetzt nicht mehr bloß Protestanten und Katholiken sich als Feinde gegenüber, sondern das katholische Frankreich kämpfte, während es im Innern die Hugenotten bekriegte, auf seiten der deutschen Protestanten und der Schweden, während eine Reihe protestantischer Fürsten und Städte Frieden mit dem Kaiser geschlossen hatten. In Norddeutschland und Sachsen bekriegte ein schwedisches Heer die Kaiserlichen: der schwedische General Banér verheerte Kursachsen für seinen Abfall und siegte bei Wittstock (4. Okt. 1636) über die vereinigten Kaiserlichen und Sachsen unter Hatzfeld, die er dann 1637 unter entsetzlicher Verwüstung des Landes nach Böhmen und Sachsen zurückdrängte. Inzwischen operierte Bernhard, seit dem Vertrag von St.-Germain en Laye (Oktober 1635) von Frankreich mit Subsidiengeldern unterstützt, am Rhein, schlug (3. März 1638) den ligistischen General Johann v. Werth bei Rheinfelden und eroberte 17. Dez. 1638 Breisach, nachdem er mehrere zum Entsatz vorrückende Korps geschlagen hatte. Ehe er aber, wie man erwartete, den Schweden zu Hilfe ziehen konnte, starb er plötzlich (18. Juli 1639), worauf sich der französische Hof, dem Bernhards selbständiges Vorgehen lästig geworden war und sein Tod daher sehr gelegen kam, in den Besitz seiner Kriegsvölker und aller seiner Eroberungen im Elsaß zu setzen wußte (s. Bernhard 5).

Der Krieg artete nun in einen wüsten Kampf verwilderter Söldnerscharen aus, in welchem Generale, wie die Schweden Banér, Torstensson, Wrangel, die Franzosen Enghien und Turenne, die Deutschen Werth, Mercy, Holzapfel u. a., zwar glänzende strategische Thaten vollbrachten und die Soldaten unerschütterliche Tapferkeit bewährten, in dem aber die deutschen Lande aufs furchtbarste verheert wurden und die Erschöpfung aller Hilfsmittel in dem teilweise schon gänzlich verödeten Deutschland die Heere selbst an der Ausbeutung ihrer kriegerischen Erfolge hinderte. Zahllos waren die blutigen Schlachten und Gefechte, in welchen die streitenden Parteien um die Palme des Siegs rangen, von großartiger Kühnheit die Feldzüge besonders der schwedischen Generale; aber das schließliche Ergebnis entsprach den kriegerischen Anstrengungen nicht. 1640 verdrängten die Kaiserlichen Banér aus Böhmen und drangen bis nach Hessen und Westfalen vor, während im Lager der verbündeten Schweden, Hessen und Franzosen Zwietracht und Meuterei herrschten. Im Winter aber unternahmen Banér und Guébriant auf Regensburg, wo ein Reichstag zur Beratung des Friedens versammelt war, einen Überfall, der nur durch plötzliches Tauwetter vereitelt wurde. Nach Banérs Tod (20. Mai 1641) trat Torstensson an die Spitze der schwedischen Truppen, der durch die Kühnheit und Schnelligkeit seiner Operationen alle seine Vorgänger übertraf. Er eroberte 1642 Schlesien und [136] drang bis Olmütz vor, schlug dann die Kaiserlichen 2. Nov. 1642 bei Breitenfeld und rückte von neuem in Schlesien und Mähren ein, Wien bedrohend. Da rief ihn ein Befehl der Regierung nach dem Norden, um Dänemark zu bekriegen. Er nötigte den König Christian IV. zur Flucht auf die Inseln, drängte dann im Sommer 1644 den kaiserlichen General Gallas, der den Dänen zu Hilfe kommen wollte, bis nach Böhmen vor sich her, brach in Böhmen ein, schlug bei Jankau (6. März 1645) ein kaiserliches Heer unter Götz und Hatzfeld und bedrohte in Verbindung mit dem siebenbürgischen Fürsten Rákóczy abermals Wien. Doch wurde er durch Mangel an Truppen und Lebensmitteln und den Rücktritt Rákóczys von der Verbindung zum Rückzug genötigt. Ende 1645 legte er wegen seiner körperlichen Gebrechlichkeit den aufs rühmlichste geführten Oberbefehl nieder, den nun Gustav Wrangel übernahm.

Die unter französischem Befehl stehenden weimarischen Truppen erlitten nach Guébriants Tod 24. Nov. 1643 durch Johann v. Werth eine furchtbare Niederlage bei Tuttlingen. Indes drangen die Franzosen 1644 unter Enghien und Turenne wieder über den Rhein vor, besiegten 3. Aug. 1645 die Bayern, deren Feldherr Mercy fiel, bei Allersheim und zwangen im Verein mit Wrangel, der unterdessen Sachsen zum Waffenstillstand genötigt hatte, den Kurfürsten von Bayern zum Abschluß des Waffenstillstandes von Ulm (März 1647), von welchem derselbe jedoch im September wieder zurücktrat. Um den Kurfürsten für seinen Abfall zu strafen, brachen Wrangel und Turenne abermals in Bayern ein; Wrangel schlug den kaiserlichen General Holzapfel bei Zusmarshausen (17. Mai 1648) und drang bis zum Inn vor. Zu derselben Zeit war der schwedische General Königsmark in Böhmen eingedrungen, hatte die Kleinseite von Prag erobert und begann nun die Belagerung dieser Stadt mit Nachdruck. Da erscholl die Kunde von dem am 24. Okt. 1648 erfolgten Abschluß des Westfälischen Friedens (s. d.) und machte dem langen Kampf in derselben Stadt, in welcher er begonnen, das von allen Teilen ersehnte Ende.

Kaum ist je ein Krieg für eine Nation so unheilvoll gewesen wie der Dreißigjährige Krieg für Deutschland. Nur der Peloponnesische Krieg etwa kann in seinen verderblichen Wirkungen mit dem Dreißigjährigen Krieg verglichen werden. Überall war das Land verwüstet, ganze Gegenden waren zur Brandstätte und Einöde geworden, die Einwohnerzahl war im ganzen auf den vierten Teil herabgesunken; der Wohlstand war vernichtet, Handel und Gewerbe für lange Zeit gelähmt, die sittliche Verderbnis auf einen entsetzlichen Grad gestiegen. Das deutsche Volk hat die Kulturarbeit fast von Anfang wieder beginnen müssen, und beinahe zwei Jahrhunderte hat es gebraucht, um nur in materieller Beziehung den Stand des 16. Jahrh. wieder zu erreichen. Dazu war die politische Selbständigkeit und Bedeutung Deutschlands durch das Übergewicht, welches fremde Mächte, besonders Frankreich, durch die Schwächung des Deutschen Reichs erlangten, für lange Zeit so gut wie vernichtet, und die innern Einrichtungen des Reichs, wie sie durch den Westfälischen Frieden festgesetzt wurden, trugen vollends dazu bei, jede feste Einigung und dauernde Kraftäußerung, jede Zusammenfassung der Kräfte des Reichs unter einheitlicher Führung unmöglich zu machen. Da der Krieg nicht aufhörte, weil eine wirkliche Lösung der Streitfragen, wegen deren er begonnen, erzielt, sondern nur weil die Kräfte der Kämpfenden gänzlich erschöpft waren, so war auch nicht einmal eine Versöhnung der Religionsparteien, eine Beseitigung des kirchlichen Zwistes erreicht. Die politischen und religiösen Gegensätze in Deutschland überdauerten den Krieg; derselbe hatte daher auch nicht ein einziges fruchtbares und wohlthätiges Ergebnis.

[Litteratur.] Seit 1629 hatte Lundorp („Acta publica“) alle ihm zugänglichen öffentlichen Aktenstücke zusammengestellt. Eine sehr zahlreiche Litteratur von Flugschriften hat den ganzen Krieg begleitet, aus ihnen arbeitete Abelin seit 1635 das „Theatrum europaeum“ zusammen (21 Bde., 1617–1718 fortgesetzt). Von kaiserlicher Seite schrieb Graf Khevenhiller seine „Annalen des Kaisers Ferdinand II.“, die in 12 Bänden von 1578 bis 1637 reichen. Den Krieg von 1630 bis 1648 beschrieb im Auftrag der Königin Christine von Schweden Philipp Chemnitz; indes sind nur die zwei ersten Abteilungen des Werkes damals gedruckt, die erste zu Stettin 1648, die zweite zu Stockholm 1653; der dritte und vierte Teil erschienen erst 1855 und 1859 daselbst. 1634 veröffentlichte der Genfer Friedrich Spanhemius unter dem Titel: „Soldat suédois“ seine vom protestantischen Standpunkt geschriebene Geschichte der kriegerischen Thaten Gustav Adolfs (1630–32). Das Kriegsleben im Dreißigjährigen Krieg schildert vortrefflich Grimmelshausen (s. d.) in seinem „Simplicissimus“. Gualto Priorato veröffentlichte 1642 eine „Geschichte der Kriege Ferdinands II. und III. gegen Gustav Adolf und die Schweden“, etwas später eine kurze Biographie Wallensteins. Der Genuese Peter Baptista Borgo (Burgus) schrieb 1633 in lateinischer Sprache: „Denkwürdigkeiten über den schwedischen Krieg“, „Commentarii de bello suecico“ und den „Mars sueco-germanicus“ (1641). Aus dem schwedischen Archiv hat mit Benutzung des Werkes von Chemnitz der berühmte Samuel Pufendorf 1686 den Krieg Gustav Adolfs noch einmal erzählt. In späterer Zeit hat Schillers „Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs“ (Leipz. 1793, 2 Bde.; fortgesetzt von Woltmann, das. 1808–1809, 2 Bde.) großen Beifall gefunden; aber als eine auf gründlicher Quellenforschung beruhende wissenschaftliche Arbeit darf sie nicht gelten. Neuere Gesamtdarstellungen sind: Söltl, Der Religionskrieg in Deutschland (Hamb. 1840–1842, 3 Bde.); Barthold, Geschichte des großen deutschen Kriegs (Stuttg. 1842–43, 2 Bde.); Gindely, Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs (Prag 1869–1880, Bd. 1–4); Derselbe, Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs (Leipz. 1883, 3 Bde.; populär); Keym, Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs (2. Aufl., Freiburg 1873, 2 Bde.). Vgl. ferner: Flathe, Gustav Adolf und der Dreißigjährige Krieg (Dresd. 1840–1841, 4 Bde.); Gfrörer, Geschichte Gustav Adolfs (4. Aufl., Stuttg. 1863); G. Droysen, Gustav Adolf (das. 1869–70 2 Bde.); Cronholm, Sveriges historia under Gustaf II. Adolphs regering (Stockh. 1857–72, 6 Bde.); Droysen, Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar (Leipz. 1885, 2 Bde.); Villermont, Tilly oder der Dreißigjährige Krieg (a. d. Franz., Schaffh. 1860); Klopp, Tilly (Stuttg. 1861, 2 Bde.); v. Ranke, Geschichte Wallensteins (4. Aufl., das. 1880); Hallwich, Wallensteins Ende (Leipz. 1879, 2 Bde.); Hurter, Geschichte Ferdinands II. (Schaffh. 1850–64, 11 Bde.); M. Koch, Geschichte des Deutschen Reichs unter der Regierung Ferdinands III. (Wien 1865, 2 Bde.); Opel, Der niedersächsisch-dänische Krieg (Halle 1872–78, Bd. 1 u. 2); Stieve, Der Ursprung des Dreißigjährigen Kriegs (Münch. 1876 ff.); La Roche, Der Dreißigjährige Krieg vom militärischen Standpunkt beleuchtet (Schaffh. [137] 1848–52, 3 Bde.); Heilmann, Über das Kriegswesen im Dreißigjährigen Krieg (Meiß. 1850); Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit, Bd. 3.