MKL1888:Almănach
[387] Almănach (v. arab. al manha, „Geschenk, Neujahrsgeschenk“), ursprünglich Bezeichnung astronomischer Ephemeriden oder kalenderartiger Tafeln mit beigefügten astrologischen und sonstigen Notizen. Der Name kam vom Orient aus gegen das Ende des Mittelalters auch im Abendland in Gebrauch. Der erste gedruckte A. war der „Pro annis pluribus“ betitelte von Georg Purbach, der um 1460 in Wien lebte. Dann berechnete Johann Regiomontanus im Auftrag des Königs Matthias Corvinus 1474 einen A., der in deutscher und lateinischer Sprache im Druck erschien. Seit 1491 gab der Buchdrucker Engel zu Wien regelmäßig Almanache heraus, dann seit 1554 Stöfler in Tübingen. Exemplare von diesen Almanachen finden sich jetzt äußerst selten. Jährlich erscheinende Almanache scheinen erst im Lauf des 16. Jahrh. aufgekommen zu sein. Im 17. Jahrh. fing man an, den gewöhnlichen Kalendernotizen, astrologischen Beigaben und Prophezeiungen auch anderweitige Nachrichten hinzuzufügen. So gab der A. royal, welcher von 1679 an zu Paris erschien, Notizen über den Postenlauf, die Hoffeste, die Messen und Märkte, Münzplätze etc., denen seit 1699 noch die Genealogie des königlichen Hauses, ein Verzeichnis der höhern Geistlichkeit u. dgl. hinzugefügt wurden. In Deutschland fand dies bald Nachahmung. Daneben traten aber auch Almanache auf, welche mehr für das Volk berechnet waren und anstatt jener offiziellen Mitteilungen kleine Erzählungen, Anekdoten, Gedichte etc. den eigentlichen kalendarischen Nachrichten beigaben. Bald wurden die letztern überhaupt Nebensache, da man sie in die eigentlichen Kalender verwies, und die Almanache wurden infolge davon periodisch erscheinende Bücher, deren Inhalt lediglich der Unterhaltung und Belehrung in allerlei Künsten, Fachwissenschaften etc. dienen sollte. Nach der Verschiedenheit derselben erscheinen nun genealogische, historische, diplomatische, nautische, landwirtschaftliche etc. und rein litterarische Almanache, von welch letztern besonders die Musenalmanache (s. d.) und die ihnen verwandten Taschenbücher (s. d.) hervorzuheben sind. Vgl. auch Kalender.