Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Musenalmanache“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 914
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Musenalmanache. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 914. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Musenalmanache (Version vom 30.05.2021)

[914] Musenalmanache, jährlich erscheinende Sammlungen dichterischer Erzeugnisse, kamen zur Zeit der wieder auflebenden Poesie der Deutschen um die Mitte des 18. Jahrh. in Aufnahme und dienten geraume Zeit als Vereinigungspunkte für die bedeutendsten poetischen Kräfte der Nation. Schon vor dem Aufkommen der eigentlichen M. gab es Sammelplätze für poetische Versuche, unter denen zu nennen sind: die „Poesien der Niedersachsen“ von Weichmann (Hamb. 1721–36, 6 Bde.), welche Hagedorns Jünglingsgaben aufnahmen; die „Belustigungen des Verstandes und Witzes“ von Schwabe (Leipz. 1741–45, 8 Bde.), in denen Gellert, Kleist u. a. zuerst vor die Öffentlichkeit traten, und deren Fortsetzung: „Neue Beiträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes“ (Brem. 1745–48, 6 Bde.; gewöhnlich die „Bremischen Beiträge“ genannt), woran sich die „Sammlung vermischter Schriften“ von den Verfassern der „Bremischen Beiträge“ (Leipz. 1748–54, 8 Bde.) anschloß. Einige Jahrzehnte später (1769) verbanden sich Gotter und Boje zur Herausgabe einer poetischen Blumenlese, welcher sie nach dem Vorbild des seit 1765 herausgekommenen französischen „Almanac des Muses“ den Titel „Musenalmanach“ gaben. Er ward später von Boje allein bis 1775, dann von Göckingk, seit 1778 von Bürger und 1794–1805 von K. Reinhard redigiert. In ihm legten die Mitglieder des Göttinger Dichterbundes (s. d.) ihre dichterischen Produktionen nieder. Diesem „Göttinger Musenalmanach“ folgte 1776 der sogen. „Hamburgische Musenalmanach“ von Voß, dann der in Leipzig 1770–1781 von Th. H. Schmid herausgegebene sowie seit 1777 der sogen. „Wienerische Musenalmanach“. Die bedeutendste Erscheinung auf diesem Feld war jedoch der 1796–1801 von Schiller herausgegebene „Musenalmanach“, an welchem außer Schiller und Goethe die talentvollsten Dichter jener Zeit teilnahmen. Nach diesem entstanden die M. von A. W. Schlegel und Tieck (Tübing. 1802), von Vermehren (Jena 1802–1803), von Varnhagen v. Ense und Chamisso (1804) und von Leo v. Seckendorf (1807–1808) und das „Poetische Taschenbuch“ von Fr. Schlegel (Berl. 1805–1806). In der nächsten Zeit wurden die M. von den neu aufkommenden „Taschenbüchern“ (s. d.) verdrängt, und erst 1830 traten wieder zwei M. gleichzeitig hervor: der Berliner „Musenalmanach“ von M. Veit, der aber nur zwei Jahrgänge erlebte, und der Leipziger von Am. Wendt, der als „Deutscher Musenalmanach“ 1834–39 von Chamisso und G. Schwab fortgesetzt und von den bedeutendsten Dichtern mit Beiträgen ausgestattet ward. Neuere Erscheinungen von Bedeutung sind der „Deutsche Musenalmanach“ von Echtermeyer und Ruge (Berl. 1840–41), der von K. Schad (Würzb. 1850–59) und der von O. Gruppe (Berl. 1851–55).