Luxemburg (Die Gartenlaube 1891/33)
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Luxemburg.
Der Bischof Monulphus von Tongern, so erzählt ein alter Schriftsteller, hatte sich einmal in den Wäldern von Stavelot auf den Ulflinger Berg verirrt. Als er in der schmalen Schuttriese die felsige Halde erklommen hatte, hielt er den frommen Grauschimmel an, ungefähr dort, wo jetzt der Ulflinger Einödbauer seinen sauren Krätzer verschenkt, und schaute erstaunt nach Süden aus. Hinter ihm nur steinige Schrunden und unfruchtbare Bergtriften, vor ihm über den Wipfeln der dunklen Baumriesen, die ein flüchtiger Windstoß kräuselte, Höhenzug an Höhenzug, smaragdgrüne Wiesen und dichte Waldungen, bis dahin, wo in der dämmernden Ferne die weichen Linien der Bergrücken verschwammen.
Mitten in das grüne Sammetlager hatte sich ein Felsriese gebettet; sein Haupt trug als Krone den grauen Mauerreif des Römerkastells zu Clerf, um die braunen Schultern schlang sich ein dunker Waldsaum wie ein breites Ordensband. Die Landschaft hielt ihre Abendruhe: unter dem schweren Purpurvorhang der Wolken lugte nur noch scheu die Sonne aus, unter der Gluth ihrer Abschiedsküsse errötheten verschämt die Bergspitzen und hüllten sich in ein rosiges Dämmerlicht. Der Bischof setzte sich im Sattel zurecht. „Eia!“ rief er aus, „das ist ein Land, das der Herr zur Gesundung vieler Gläubigen ausersehen, und das aufs herrlichste ausgebaut, den berühmtesten Staaten gleichkommen soll.“
Was der streitbare Kirchenfürst von seinem Felsenerker aus überschaute, war der nördlichste Theil des heutigen Großherzogthums Luxemburg. Die Römer hatten abgewirthschaftet und waren aus dem Lande verschwunden, die Treverer, die Ureinwohner, hatten sich in die Wälder geflüchtet, um dort den alten Heidengott Taranis neben dem neuen Christengotte zu verehren, und von den Ardennen aus waren nur spärlich die Franken in die Luxemburger Thäler hinabgestiegen. Auf dem „Bock“–Plateau zwischen Petrusbach und Alzette standen noch die Trümmer eines römischen Vorwerks; ein fränkischer Häuptling hatte sich später in der sicheren Befestigung niedergelassen, seine Lehmzelle wie ein schmutziges Schwalbennest an die Römermauer geklebt und eine offene Holzlaube für seine Sippe errichtet.
Die neue Burg schenkte Karl Martell mit der Herrschaft Weimerskirch 738 an die Abtei St. Maximin zu Trier. Nach stark 200 Jahren erwarb dann der Ardennergraf Siegfried das alte Kastell, die Quadermauer ward wieder hergestellt. Während auf dem Berg der Graf mit seinen Ministerialen hauste, siedelten sich an den Wassern des Petrusbaches die niederen Leute an, die Muttergottes erhielt eine Kapelle vor den Thoren und ein halbes Dutzend Klosterbrüder Unterschlupf und Atzung in den Mauern der Siedelung. Das war der Anfang der Stadt Luxemburg.
Von Grundmauern römischer Bauten ist heute an Ort und Stelle nichts mehr zu erspähen; dafür birgt die Sammlung im Stadthaus am Krautmarkt römische Fibeln, Ohrlöffel und Toilettenspiegel, wie sie noch alljährlich beim Brunnenbaggern gefunden werden. Aber die enge Ringmauer des Grafen Siegfried läßt sich noch jetzt nachweisen, sie umschloß etwa den heutigen Fischmarkt; doch schon der Urenkel Siegfrieds, Graf Giselbert, brach sie ab und ersetzte sie durch eine neue, die durch die jetzige Grabenstraße am Wilhelmsplatz lief.
König Wenzel (1378 bis 1400) ummauerte die ganze Oberstadt; dann sorgte Karl V. am Anfang des 16. Jahrhunderts für die Ausdehnung und Verstärkung der Festungswerke, die von Konrad I. gestiftete Münsterabtei und das alte Stammschloß der Ardennergrafen wurden abgebrochen und in die Umwallung hineingezogen. Endlich umgab Vauban, der Vater der neueren Befestigungskunst, die Stadt mit Parallelen, nachdem der Prinz von Chimay im Jahre 1684 hatte kapitulieren müssen. Diese Werke von 8 Jahrhunderten, aufgeführt durch die heiße Arbeit von fast 30 Generationen, an wunderbarer Stärke nur dem meerumspülten Gibraltar vergleichbar, wurden durch einen einzigen Federstrich der Vernichtung geweiht: am 11. Mai 1867 wurde auf der Londoner Konferenz der Vertrag unterzeichnet, der das Großherzogthum Luxemburg zu einem unabhängigen neutralen Staat unter der Herrschaft des Hauses Oranien-Nassau erklärte. Artikel V des Vertrags enthielt die Bestimmung, der Großherzog sei gehalten, die nöthigen Maßregeln zu ergreifen, den festen Platz Luxemburg in eine offene Stadt zu verwandeln. So sind denn heute die in den Stein gehauenen Kasematten zerstört, die Riesenmauern gesprengt; unverhüllt und ungeschirmt zeigt der Felskoloß seine narbige Stirne.
Die breiten Glacis sind in Parkanlagen verwandelt, die Gräben aufgeschüttet und mit den Straßen der Oberstadt zu umfangreichen Vorplätzen verbunden. Von dem „Verfassungsplatze“ aus, der über dem scharf eingeschnittenen Thal des Petrusbaches als mächtiger Mauerpfeiler vorspringt, überschaut das Auge den Aufbau des ganzen Felsgefüges. Ein einziger abgeplatteter Höhenrücken, wie die Moselberge aus Silur, Devon und Granit bestehend, an den Rändern ausgehöhlt und von den Wassern der Quartärzeit glatt gescheuert, fällt nach drei Seiten über 70 Meter tief steil ab, hinunter zu den engen Thälern der Alzette und ihrer Nebenflüsse.
Aber wenn auch die Befestigungswerke gebrochen sind, die Aufmauerungen des wunderbaren Bergschlosses mußten bleiben – wäre doch sonst die halbe Stadt in die Tiefe gestürzt, So bietet Luxemburg dem Fremdling von drei Seiten zuerst das Bild einer [556] riesigen Mauer, in den Fels gehauen, aus großen Steinklötzen aufgerichtet – und dann erst entdeckt er darüber eine bunte und wirre Masse von zierlichen, weißen Gebäuden.
Ungeheure Brücken führen über das Thal, schmale Bogen auf dickleibigen Pfeilern, die auf den ausgewaschenen Sandsteinfelsen erbaut sind; aus der Tiefe werfen die glänzenden Schieferdächer der fleißigen Unterstädte die Sonnenstrahlen zurück – denn unter dem Schutze der Festungsgeschütze haben sich dort die Fabriken schnell entfaltet, die Arbeiterkolonien sind angewachsen und haben begonnen, auf beiden Seiten den felsigen Abhang zu erklimmen: Pfaffenthal im Norden, Clausen im Osten und im Süden die Vorstadt Grund. Ein Glück, daß die menschlichen Geruchsnerven nicht stärker entwickelt sind: ein sündhafter Dunst steigt aus den Pfaffenthaler Gerbereien auf, wenn die Lohe frisch geschüttet wird und an den zierlichen Holzbalkonen nach den Wassern der Alzette hin die nassen Felle aufgehängt werden.
Gegenüber dem „Bock“, jenem schmalen Felsriff, welches die Vorstädte Clausen und Grund trennt, kriecht den Abhang hinauf der Obergrunwald. Mitten zwischen den mächtigen Kastaniengruppen, die das Hochplateau erfüllen, schimmern die Trümmer zweier kurzer plumper Thürme, die allen Sprengversuchen getrotzt haben; nach der Vaubanstraße herunter zieht sich, einen vorgeschobenen Felsblock in die Umgürtung aufnehmend, die lange Mauer, die das Thal sperrte – den zinnengekrönten Thorbogen schwärzt jetzt alltäglich der Rauch der Lokomotive. An der zerborstenen Aufmauerung klebt noch ein zierliches Erkerthürmchen mit spitzem Dach, darüber erhebt sich eine prächtige Gruppe von drei tief herab umbuschten Buchenriesen.
Gerade gegenüber aber, auf dem Plateau Du Rham und an der offenen Westseite der Stadt, dehnt sich ein weiter Villenkranz, der an die Stelle der Außenforts getreten ist. Denn Luxemburg ist keine jener „Fürstenlaunenstädte“, wie sie Riehl getauft hat, bei denen jede Straßenlinie Langeweile athmet. Es ist indessen auch keine jener Festungsstädte, die langsam hinsiechen, nachdem die Simsonskraft von ihnen genommen ist. Unter der Regierung des König-Großherzogs Wilhelm III. und seines Bruders, des Statthalters Prinz Heinrich, hat die Stadt sich durch neue Eisenbahnlinien internationale Handelsverbindungen eröffnet und so einen ungeahnten Aufschwung genommen. Und daß sie allmählich zur Stadt der Pensionäre heranwächst wie Wiesbaden und Graz, hat sie wahrlich nicht der vielbesungenen Schönheit des Ortes allein zu danken.
Unter dem großen Viadukt, der die Oberstadt mit den südlichen Außenwerken verbindet, ziehen sich grün gesäumte Gartenterrassen hin voller Weinranken und Fruchtschnüre. Allenthalben klettert die Rebe empor, an den Felswänden rankt sie sich hinauf, schlingt sich um die silberbärtigen Baumriesen und um die moosbewachsenen Steintrümmer, umzieht Zaun und Wohnhaus mit einem dichten, lichtgrünen Geflecht. Bis nach Clausen hin laufen die Gärten, bis zu den Trümmern des prachtvollen Schlosses, das Graf Mansfeld um 1560 im Thale errichtete. Heute melden nur noch spärliche Mauerreste und Thorwege einiges wenige von dem gepriesenen Meisterwerke der niederländischen Renaissance, dessen Aufrisse uns zum Glück durch die Kupferstiche der Rubensschüler bewahrt worden sind.
Als die Alzette noch in urwüchsiger Kraft aus dem Felsenthore hervorstürzte und die Thalsohle erfüllte, fuhren auch die Nachen häufiger an Diekich und Echternach vorbei der Mosel zu. Es war nicht leicht, an den verwaschenen Granitschroffen den Kahn zu hemmen und dann pfeilschnell über die Wirbel hinweg thalwärts zu rudern. In den Sagen und Märchen des Luxemburger Landes, die Cederstolpe und Steffen aufgezeichnet haben, spielt der fischreiche Fluß keine geringe Rolle, und die Pfaffenthaler Burschen, die verbotene Nachtangeln legen, wissen genug zu erzählen von dem Gesange der Nebelfrauen, die in den Sommernächten durch das [557] Thal reiten und die Fische emporlocken. In einer Pergamenthandschrift zu Stuttgart ist das Rezept aufgezeichnet, die widerspenstigen Wasserbewohner ans Licht zu rufen, ein einfacher Wortzauber:
„Blicken, Schwalen sind schlecht visch,
Den armen kommendts über tisch,
Doch mag man sy wol außerwellen,
Am besten sinds imm Aprellen.“
Die Hauptbauten der Stadt gruppieren sich um den Wilhelmsplatz, in dessen Mitte seit 1884 das Reiterstandbild des Königs Wilhelm II., von Mercier modelliert, steht. Nach dem großen Viadukt zu, jetzt fast erdrückt durch die finsteren und rauchigen Umbauten, erhebt sich die Kathedrale oder der Dom, ein seltenes Mischwerk von spätgothischen und Renaissance-Formen, mit großem prächtigem, reich mit Skulpturen geschmücktem Portal; eine säulengetragene Attika ziert es, über der aus einer Nische das Bild der Madonna herabblickt. Der Bau st von den Jesuiten errichtet worden, aber erst Maria Theresia schenkte das Gotteshaus der Stadt, das von da an als Pfarrkirche diente. Die berühmte Marienkapelle, welche das gläubige Thalvolk in hellen Scharen anlockt in den Tagen der Schobermesse am fünften Sonntag nach Ostern, liegt draußen vor dem Stadtthor; auch zu ihr hat ein Jesuitenpater, Jakob Brocquart, den Grund gelegt.
Nach dem Altmünsterplateau zwischen Pfaffenthal und Grund zu öffnet sich der Platz, an welchem der königliche Palast steht, das alte Regierungsgebäude, das wie der Clausener Palast unter dem Grafen Mansfeld, dem spanischen Statthalter, entstand. Keine weitgedehnten Säulenhallen, nur ein schmalschultriges, engbrüstiges Gebäude mit hohen Fenstern, einem rundherum laufenden, vorspringenden Balkon und zwei zierlichen Erkerthürmchen mit spitzem Dach: das Ganze ein gutes Beispiel der vornehm einfachen niederländischen Frührenaissance mit einzelnen rheinischen Anklängen. Ueber die Quadern im Schloßhofe floß einst das Blut des Gaspard de Heu, des Herrn von Buy und Beaufort, der hier die Strafe für begangenen Hochverrath erlitt.
Neben dem Athenäum, einer großen schon lange bestehenden Erziehungsanstalt, liegt die öffentliche Bibliothek, ein langweiliger, vielfenstriger Bau. Von dem alten Handschriftenbestand der Luxemburger Klöster sind noch etwa 300 Bände bewahrt, darunter auch einige aus Echternach, dem Willibrordkloster, bekannt durch seine Säulenbasilika und seine Springprozession. Die berühmtesten Echternacher Handschriften freilich, der kostbare Evangelienband, den Kaiser Otto II. dem Kloster geschenkt hatte, die Lebensbeschreibungen des Stifters, die Urkundenbücher sind zerstreut in den Bibliotheken zu Gotha, Trier und Gent. Was das kleine Luxemburg in den letzten Jahrzehnten für die geschichtliche Wissenschaft geleistet hat, nicht nur für die Specialforschung innerhalb seiner engen Grenzen, sondern für die Gesammtgeschichte der Rheinlande, ist bekannt; die jährlichen Veröffentlichungen zeugen nicht minder für den selbstlosen Sinn der Bewohner als die hochherzigen Stiftungen hervorragender Bürger, so des Jean Pescatore. Auch für die Bethätigung wissenschaftlichen Lebens hat Prinz Heinrich, der von 1850 bis 1879 Statthalter im Großherzogthum war, das Beste gethan, mit ihm seine hochgesinnte, reich begabte Gemahlin, die Prinzessin Amalia, eine echte Tochter des Herrscherhauses von Sachsen-Weimar. Als sie auf Schloß Walferdingen im Jahre 1872 starb, trauerte das ganze Volk um sie; ein Denkmal im Park hält ihr Gedächtniß aufrecht.
Von Alt-Luxemburg steht nur wenig mehr; die Beschießungen durch Marschall Créqui 1684, dessen Mörser über 6000 Granaten in die Stadt warfen, und durch die Revolutionstruppen im Jahre 1795 haben mit den alten Patricierhäusern gut aufgeräumt. In der Rue de la Trinité prangt noch ein Bau mit gothischer Vorhalle und zierlicher Steinhauerarbeit, den Statuen der heiligen Maria und Anna an der Fassade. In der Nähe ist die eine Seite eines römischen Sarkophags in eine Straßenfront vermauert. Da steht auch der alte Mauerbogen noch, der dermaleinst zum Judenviertel führte. Schmale Straßen ohne Brandwände mit breiten Rinnsteinen und überhängenden Holzlauben, ein holpriges Pflaster, wegsperrende Freitreppen und Schmutzhaufen, auf dem Fahrdamm tote Hunde und sich tummelnde Schweine – das ist das Bild des mittelalterlichen Luxemburg gerade so gut wie das von Köln oder Mainz. Eines der ältesten Gebäude, der Bossen-Quaderthurm [558] mit der ergrauten Holzverschalung, der als Hochwächter über dem Eingang zum Jesuitenkloster erschien, hat erst den letzten Umbauten weichen müssen.
Der französische Einfluß in Luxemburg geht zurück auf den Erzbischof des Mosellandes, Albero von Montreuil. Eine ganze Fülle welscher Namen folgt auf ihn im Trierer Bischofskatalog. Dann überschwemmen im 14. Jahrhundert die gesellschaftlichen Formen des Westens die besseren Schichten, und mit Schnabelschuhen und Zaddeltracht zieht französische Sentimentalität im Lande ein, aber auch der leicht aufflammende und leicht verflackernde Enthusiasmus, der dem französischen Gemüth eigen ist. Indeß mit der leichten Erregbarkeit des westlichen Nachbars mischt sich der emsige Fleiß und der trockene Humor des Rheinländers. Ein aufmerksamer Beobachter findet fast nur die breitgesichtigen germanischen Langschädel vertreten. Daß trotzdem Luxemburg in den letzten Jahrzehnten eine merkliche Hinneigung zu Frankreich gezeigt hat, ist bekannt. Nicht zum wenigsten freilich ist dies den französischen Gästen zu verdanken, die im neutralen Luxemburg mitten in allen europäischen Wirren eine stille Insel zu finden hofften. Zu der Zeit, als die deutsche Bundesfestung Lützelburg noch nicht Luxemburg getauft war, herrschten in der Oberstadt noch die gutrheinischen Namen der alten Patriciergeschlechter; seither haben sich Namen und Formen mit welschem Firniß überzogen, und wer früher Heintze hieß, legt sich einen Accent bei und nennt sich Heintzé. Das ist freilich ein recht durchsichtiger Firniß, unter dem deutsches Wesen fortbesteht. In der Rue Chimay giebt’s seit Jahren eine Wirthschaft „Zum Münchener Kindl“ – der bayerische Hopfentrank muß die Vorhut abgeben für den deutschen Kultureinfluß. Und wenn die Abendglocke von Notre-Dame geläutet hat, die verblutende Sonne das flatternde blaue Nachtkleid noch einmal zu lüften versucht, wenn die Alten auf den grüngestrichenen Bänken der Wälle sitzen und die Luxemburger Schönen Arm in Arm auf dem Glacis auf- und abwandeln und nach dem Riesenjoseph an der Parkhöhe ausschauen – dann klingen in friedvoller Eintracht von rechts die Weise der „kleinen Fischerin“ herüber und von links Victor Méhays „Vivent les dames de France!“ Deutsche Gesetzgebung hat das Land zum Vorbilde, seit es dem deutschen Zollverein beigetreten ist; deutsch sind die Patentgesetzgebung, die Arbeiterschutzmaßregeln, die landwirthschaftlichen Gesetze. Französisch in den gesellschaftlichen Formen und den künstlerischen wie litterarischen Anschauungen, deutsch im Charakter und in den Grundfesten des staatlichen Organismus, so stellen sich die Hauptzüge des Luxemburger Lebens dar. Möglich ist immerhin, daß unter dem neuen Herrscher aus deutschem Hause, der in diesen Tagen seinen feierlichen Einzug in das ihm kraft Erbrechts zugefallene Land gehalten hat, eine Verschiebung zu gunsten des Deutschthums eintritt. Aber ein gewisser Partikularismus wird doch wohl der Grundzug des Volkscharakters bleiben.
Denn, wie es in dem alten Luxemburger Volksliede „De Feuerwon“ heißt:
„Kommt hier aus Frankreich, Belgie, Preise,
Mir welle iech ons Hemecht weise –
Frot dir no alle Seiten hin,
We mir eso zefriede sin.“