Drei Jugendbriefe Ludwig Richters Ludwig Richters Geburtshaus (1898) von Otto Richter
Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900)
Journal über die Anwesenheit des Königs von Preußen zu Dresden im Jahre 1728
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Ludwig Richters Geburtshaus.

Das Haus in der Friedrichstraße, in dem am 28. September 1803 Adrian Ludwig Richter das Licht der Welt erblickte, war bisher nicht bekannt. Als vor 12 Jahren der Verein für Geschichte Dresdens die Absicht hatte, dem großen Meister eine Gedenktafel zu widmen, wurden in amtlichen Quellen wie bei kundigen Friedrichstädter Bürgern die eingehendsten Nachforschungen angestellt; selbst die greise Schwester Richters begab sich noch einmal persönlich hinaus, konnte aber das Haus auch nicht mehr feststellen. Der Verein entschloß sich daher, die Gedenktafel an Richters Sterbehaus, Johannesstraße 1, anzubringen. Im Mai 1898 ist das gesuchte Haus durch einen Zufall doch noch ermittelt worden. Herr Geheimer Rath Dr. med. Fiedler schenkte dem Rathsarchiv einen Stoß Akten, die ihm von einem alten Friedrichstädter Bürger überlassen worden waren. Es waren die Akten des ehemaligen Ortsrichters der Gemeinde Friedrichstadt. Bei ihrer Einordnung ins Rathsarchiv fand ich darunter ein „Gemeindebuch zu Friedrichstadt“ mit dem vollständigen Einwohner-Melderegister für die Jahre 1780 bis 1802. Darin ist unter dem Jahre 1802 eingetragen: „Richter, Karl August, ein Kopferstecher von

[135] hier, Nr. 16.“ Dieses Haus Nr. 16, damals dem Accisinspektor Advokaten Joh. Siegmund Schmidt gehörig, wird in einer Einquartierungsliste von 1807 als „ein im Garten stehendes, mit dem Parterre 2 Etagen hohes Wohnhaus“ bezeichnet. Als auf den Nebengrundstücken vorn an der Friedrichstraße noch 4 Häuser gebaut worden waren, erhielt es die Katasternummer 16e, später 185. Es ist das jetzt der verwittweten Frau Lax gehörige Haus Friedrichstraße 44. Wie noch heute, enthielt es im ersten Stock die Wohnung des Besitzers, im Erdgeschoß zwei kleine Miethwohnungen, von denen jedenfalls die eine von Richters Eltern bewohnt wurde. Das noch in der alten Bauart erhaltene wohlgepflegte Haus steht hinten in einem lauschigen Garten dicht an der Mauer nach dem Ostragehege und ist in seiner idyllischen Lage so recht geeignet zu einer Stätte der Erinnerung an den sinnigen Schilderer der Natur und des Volkslebens. Glücklicherweise würde es von einer etwaigen künftigen Verwerthung des Vorderareals an der Friedrichstraße nicht berührt werden, und so läßt sich hoffen, daß diese Geburtsstätte eines der berühmtesten Söhne Dresdens noch lange Zeit erhalten bleibt.
Dr. O. Richter.