Liebesnacht
[69]
Liebesnacht.
Still ist der Abend,
Linde und labend
Sinkt sie zur Erde, die träumende Nacht.
Scheu und voll Sehnen,
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Zage, in ThränenStehst du vor mir in entschleierter Pracht.
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Fort mit dem Zagen,
Kecker dein Wagen,
Löse den Gürtel der Scham geschwind!
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Liebestrunken,Wonneversunken
Lass die Nacht uns verträumen, mein Kind! –
Matt in der Ferne
Schwinden die Sterne,
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Matt wird der Lampe verglimmender Schein.Nahe der Morgen,
Nahe die Sorgen,
Nahe des Tages nichtiges Sein!
Friedr. v. Hindersin.