Karl V. flieht vor Moritz von Sachsen

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Titel: Karl V. flieht vor Moritz von Sachsen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 47, S. 804
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[792]

Kaiser Karl V. auf der Flucht vor Moritz von Sachsen.
Zeichnung von A. Cloß.

[804] Karl V. flieht vor Moritz von Sachsen. (Zu dem Bilde S. 792 und 793.) Dies stimmungsvolle Bild von G. A. Cloß ist der Zeit tiefster Demüthigung entnommen, welche der mächtige Kaiser, in dessen Reich die Sonne nicht unterging, zu überstehen hatte. Sein Schützling, Moritz van Sachsen, wandte auf einmal die Waffen gegen ihn, nachdem er mit dem König Heinrich II. von Frankreich, mit Johann von Brandenburg-Küstrin, Albrecht von Brandenburg-Culmbach und Wilhelm von Hessen ein Bündniß geschlossen hatte. Es galt den Schutz des Augsburgischen Bekenntnisses und den Kampf gegen die Spanier; der Landgraf von Hessen und der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen sollten aus ihrer Gefangenschaft befreit werden. Moritz hatte die Ehrenberger Klause, die Pforte zum Innthal und dem tiroler Land, erobert; dem ohne Heer in Innsbruck verweilenden Kaiser drohte die Gefahr, in die Hände des rebellischen Fürsten zu gerathen. Nur einer Meuterei der Moritzschen Truppen hatte er es zu danken, daß ihm noch Zeit blieb, sich in eiliger Flucht über die Pässe des Gebirgs nach Villach in Kärnten zu retten.

Der Kaiser mußte sich in einer Sänfte tragen lassen; zu Roß und zu Fuß geleitete ihn ein kleines bewaffnetes Gefolge. Es war Ende Mai des Jahres 1552 – aber mühselig war der Weg durch die verschneiten Pässe; der Kaiser selbst war krank und von Schmerzen gequält. So sehen wir ihn in seiner Sänfte sitzen; das Unbehagen der erzwungenen Flucht, körperliche Pein und Pein der Seele spiegeln sich in seinen Zügen. Diesen Kurfürsten Moritz hatte er hoch erhoben, ihm sein volles Vertrauen geschenkt – und nun wandte sich der Undankbare gegen ihn, noch dazu so plötzlich, so heimtückisch! Was mag in der Seele des alternden Fürsten vorgehen? Denkt er seiner Glanztage, als der Landgraf Philipp vor ihm knieete, als der Kurfürst Johann Friedrich, ein verwundeter Gefangener, vor ihn geführt wurde? Oder sieht er im Geiste schon die enge Klosterzelle, in der er sein müdes Haupt betten will? Immer vorwärts, ihr Träger, durch die mit Schnee verschütteten Pässe, durch den Frost der Alpenregionen! Bald vielleicht wird ein milderer Hauch aus Süden den starren Schmerz des über seinem Schicksal brütenden Kaisers lösen, dessen Haupt, wie Platen singt, mit mancher Krone „bediademt“ war.