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Titel: Jung Werner beim Freiherrn
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aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 468
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[456]

Jung Werner beim Freiherrn.
Nach dem Oelgemälde von R. Eisermann.
Photographie im Verlag von Franz Hanfstängl in München.

[468] Jung Werner beim Freiherrn. (Mit Illustration s. 456 und 457.) Da sehen wir ihn vor uns, den Helden einer Dichtung, welche jetzt hundertfünfundfünfzig Auflagen erlebt hat, den Helden einer Oper, welche über alle deutschen Bühnen gegangen, den Trompeter von Säkkingen, den wackern Jung Werner, den Viktor v. Scheffels Muse in Deutschland so populär gemacht! Der Maler stellt ihn uns dar, wie er auf dem Schloß des Freiherrn erscheint, dem er abends unten ein Trompeterstückchen vorgeblasen und der nicht eher ruht, bis sein Diener im Städtchen den Trompeter ausfindig gemacht, da gerade ein solcher seinem Orchester fehlt.

„Dort im hohen Rittersaale,
Wo der Wände Holzvertäflung
Mit verstäubten Ahnenbildern
Mannigfach geschmücket war,
Saß behaglich in dem Lehnstuhl
Bei dem lustig lohen Feuer
Des Kamins; der alte Freiherr.
Grau schon war sein langer Schnurrbart
Zu der Narb’, die auf die Stirn einst
Ihm ’ne schwed’sche Reiterklinge
eingezeichnet, war vom Alter
Manche Furche schon gezogen,
und es hatt’ ein schlimmer Gast sich
In des Freiherrn linkem Fuße
Unberufen eingenistet;
Zipperlein nennt man’s gewöhnlich.“

Werner ist bescheiden eingetreten:

„Prüfend ruht des Freiherrn Auge
Auf jung Werner, Must’rung haltend.
Bei dem Vater, an den Lehnstuhl
Sich anschmiegend, schaute schüchtern
Margaretha nach dem Fremden,
und bei beiden war des ersten
Flücht’gen Blicks Ergebniß günstig.“

Jung Werner wird des Freiherrn Trompeter. Wie verhängnißvoll ihm der Eintritt in das Schloß werden sollte, das weiß das deutsche Volk, welches Scheffels Dichtung in seinen Hausschatz aufgenommen.