Jüdische Hochzeit in Galizien

Textdaten
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Titel: Jüdische Hochzeit in Galizien
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aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 32–33, 39
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Jüdische Hochzeit in Galizien. [Nach] dem Oelgemälde von W. Stryowski.

[39] Jüdische Hochzeit in Galizien. (Mit Abbildung auf S. 32 u. 33.) Das lebensvolle und figurenreiche Bild des Danziger Malers Stryowski, welches wir heute in Holzschnittreproduction unsern Lesern vorführen, bedarf wohl einiger erklärender Worte. Liegen uns doch zu fern die Sitten und die Gebräuche, in welche der Maler kühn und glücklich hineingegriffen, um ein fesselndes Gemälde zu schaffen. Es ist der religiöse Trauungsort eines galizisch-jüdischen Brautpaares, den wir vor uns haben. Als Hauptfigur des Bildes tritt uns der Bräutigam entgegen, der, entsprechend den socialen Verhältnissen seiner Landsleute, noch in sehr jugendlichem Alter sich befindet. Er wird von seinem Vater und seinem zukünftigen Schwiegervater begleitet, die nach frommer Sitte „ihr Kind“ zum Trauhimmel (Cuppah) führen. Rechts von dieser Gruppe sehen wir die Braut, welche mit dem den Jungfrauen gebührenden Schleier ihr Antlitz verhüllt. Auch sie wird, der oben erwähnten Sitte gemäß, von ihrer Mutter und von ihrer zukünftigen Schwiegermutter geführt. Für Bräutigam und Braut ist auch der Trauhimmel, ein Baldachin, bestimmt, unter dem jedes jüdische Brautpaar nach den gebräuchlichen Gesetzen getraut werden soll. Links von dem Bräutigam steht der Rabbiner mit den Ehepacten (Ketubah) in der Hand. Er führt dem jungen Paare die heiligen Pflichten, die es nun zu übernehmen hat, vor die Seele, ertheilt die von alter Zeit her gebräuchliche Einsegnung und spricht die Worte vor, welche der Bräutigam bei Ueberreichung des Trauringes an seine Braut nachsagen muß. In der Nähe der Braut streut eine behäbig aussehende Verwandte derselben Mandeln und Rosinen unter die müßig zuschauende Kinderschaar. Das ist ein symbolisches Vorzeichen des Segens, der für das junge Paar vom Himmel herab gefleht wird.

Einen Schalk sehen wir noch neben dem Rabbiner: seine Rolle wird erst bei dem Gastmahle beginnen, bei welchem der Marschelek – so wird dieser Possenreißer genannt – für die heitere Stimmung der Gäste Sorge zu tragen hat. Hierin wird er nach Kräften von den Musikanten unterstützt werden, welche im Hintergrunde des Bildes auftauchen. Doch, ist es eine offene Straße, wo diese Trauung abgehalten wird? Mit Nichten! Es ist der Vorhof der Synagoge einer kleinen galizischen Stadt, und bemerken wir noch zum Schluß, daß die Trauung darum unter offenem Himmel vollzogen wird, damit sich der biblische Spruch erfülle: „Ich will dich zahlreich machen, wie die Sterne am Himmel.“