Io mi son pargoletta bella e nuova
[105]
„Ich bin ein kleines Mägdlein, zart und minnig,Und komme her und stelle mich euch dar
Von einem anmutreichen Ort, der mich gebar.
Ich bin vom Himmel und will wiederkehren
5
Zu ihm, im Glanze Andrer Luft zu wecken;Und wer mich sieht und fühlt nicht süß Begehren,
Wird nimmer Minnes Lieblichkeit entdecken,
Die rein mich wollt’ und frei von allen Flecken,
[106]
Als die Natur, ihr Frau’n, mich der gebar,10
Die mich gesellt will sehen eurer Schar.
Es läßt ins Auge jedes Sternes Licht
Mir seine Kraft und seinen Schimmer tauen.
Die Welt noch kannte meine Schönheit nicht,
Mit der mich Himmelsgnaden hold betrauen;
15
Drum ist es niemand möglich, sie zu schauen.Wenn Minne nicht im Herzen heimisch war
Zu Andrer Lust, erschaut sie nimmer klar.“
Die Worte standen einem Engelein
Im Antlitz, das sich uns hat sehen lassen.
20
Ich starrte drauf, – es sollt’ mir Rettung seinIn der Gefahr, des Todes zu erblassen,
Weil die mir solche Wunde hinterlassen,
Der ich in ihren Augen ward gewahr.
Nun wein’ ich ruhelos für immerdar.