Textdaten
<<< >>>
Autor: Dr. G. K.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Heuernte auf Mönchgut
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 433, 451
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[433]

Heuernte zu Mönchgut auf der Insel Rügen.
Nach dem Gemälde von W. Zimmer.

[451] Heuernte auf Mönchgut. (Zu dem Bilde S. 433.) Es ist ein merkwürdiges Stückchen Erde, jener südlichste Teil Rügens, der durch den Mönchsgraben von der übrigen Insel geschieden wird. Als das alte Reddewitz 1295 aus dem Besitz des Hauses Putbus für 1100 Mark an die Cisterzienser von Eldena bei Greifswald überging, erhielt es den Namen Mönke- oder Mönncke-Gaudt, der sich bis heute in dem hochdeutschen Mönchgut erhalten hat, obwohl Kloster und Mönche längst dahin sind. Schon durch ihre gedehnte, singende Sprache unterscheiden sich die Mönchguter von den übrigen Bewohnern Rügens. Aber auch in Tracht und Brauch haben sie manches Alteigene bewahrt. Obwohl die neue Zeit, mit ihrem Streben nach Ausgleichung, der Erhaltung dieser Besonderheiten nicht günstig ist, kann man noch heute in Middelhagen, dem Hauptort des Landes, vornehmlich an Sonntagen oder bei Hochzeiten und anderen Festlichkeiten manches Bemerkenswerte sehen. Die Männer tragen von alters her die weiten weißleinenen Fischerhosen, die man auf unserem Bilde an dem heumachenden Bauern sehen kann. Die Strümpfe sind aus schwarzer oder brauner Wolle, die Jacke ist schwarz und mit großen Hornknöpfen verziert. Der runde Hut gehört ebenfalls zur Tracht, nur hat er oft einen niederhängenden Rand. Die Frauen und Mädchen tragen einen leinenen Rumpf ohne Aermel, darüber ein etwas feineres Gewand mit Aermeln. Der schwarze, oft mit farbigen Bändern besetzte Rock fällt in dicken schweren Falten herab. Die Strümpfe sind blau oder rot. Das bunt benähte Mieder ist vorn im Zickzack verschnürt. An Festtagen ist der Latz jedoch von roter Seide, mit Gold- und Silberfäden geschmückt. Ueber dem Busenlatz wird im allgemeinen noch ein dichtes weißes Tuch und darüber wieder ein schwarzes Kamisol getragen, das über der Brust zugeknöpft wird. Dieses und das Tuch haben die schmucken Mädel auf unserem Bilde während der harten Arbeit abgenommen. Dagegen tragen zwei von ihnen die Schürze, welche gemeinhin weiß ist. Besonders charakteristisch ist die hohe Mütze, sie wird auf eine weißleinene Unterhaube, von der nur ein schmaler Streifen sichtbar bleibt, gesetzt und ist dick mit Watte ausgepolstert. „Twei Aehl Rasch un ein Pund Wulle gifft eine gaude Padenhulle“ (Zwei Ellen Stoff und ein Pfund Wolle giebt eine gute Patenmütze), sagt der Mönchguter. Man kann sich vorstellen, wie schwer und heiß diese Kopfbedeckung sein muß. Das hindert aber nicht, daß sie sogar oft noch durch einen Strohhut gekrönt wird. Von der Mütze fällt ein langes schwarzes Band in den Nacken herab, das bei den Verheirateten die ganze Mütze einfaßt. Zum Zeichen tiefer Trauer wird ein weißes Tuch über die Mütze gezogen, das im Nacken zusammengesteckt wird. – Eine eigenartige Sitte ist es, daß die Mädchen sich selbst einen Mann wählen dürfen. Sie hängen dann am Sonntag vor dem Kirchgang ihre Schürze an die Thür; die jungen Männer, welche sich um die Besitzerin der Schürze bemühen, geben vorüber und das Mädchen sucht sich den Rechten, mit dem sie wohl vorder schon heimlich einig geworden ist, heraus. Man nennt das: „Na einen utstellen.“ Die Tracht des Burschen auf unserem Bilde, der mit dem vollen Fischnetz vom Strande heimkommt, zeigt schon den Einfluß der neuen Zeit. Deshalb scheint ihn aber die lustige Dirne oben auf dem Heuschober doch nicht ungern zu sehen. Sie wirft ihm einen mehr als wohlgefälligen Blick zu – wer weiß, ob sie nicht bereits am nächsten Sonntag nach ihm „utstellt“?! Dr. G. K.