Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Karl Wilhelm Daßdorf
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[128] Nr. 137. Daßdorf, Karl Wilhelm, 1750–1812. Nach sechsjährigem Besuche der Fürstenschule in Meißen von 1762 an studierte er in Leipzig vier Jahre Philologie und Theologie und war dort ein Lieblingsschüler von Gellert, in dessen Hause er fast täglich verkehrte. Nach Ablegung seiner Prüfung als Magister kam er 1772 nach Dresden und trat hier bei dem Geheimrat Freiherrn v. Ferber als Hofmeister ein. [129] Auf dessen Vorschlag hin wurde dem vorzüglichen Philologen 1775 die Stelle des dritten Bibliothekars an der hiesigen Kurfürstlichen Bibliothek übertragen. 1786 rückte er zum zweiten Bibliothekar auf, was er auch bis zu seinem Tode geblieben ist, da man nach Adelung's Ableben die erste Bibliothekarstelle nicht wieder besetzte. Als Entschädigung erhielt D. den Hofratstitel und eine Gehaltserhöhung. – Trotz seiner reichen Kenntnisse ist er als Schriftsteller nur wenig hervorgetreten. Erwähnt seien die mit zahlreichen Anmerkungen ausgestatteten Ausgaben der Briefe Winckelmanns an seine Freunde, die Memoiren Colignys, die Geschichte der Wissenschaften in Polen unter den Jagellonen, wofür er eine goldene Preismünze erhielt, und schließlich das bekannteste seiner Werke: „Beschreibung der vorzüglichsten Merkwürdigkeiten der Churfürstlichen Residenzstadt Dresden“. Dieses Buch, das 1782 in zwei Teilen erschien, war seinem Verfasser besonders wert, weil es in der Hauptsache von Lessing veranlaßt worden war. Als dieser zu Anfang des Jahres 1776 aus Italien nach der Heimat zurückkehrte und dabei Dresden berührte, besuchte er hier auch den ihm befreundeten Direktor der Kunstakademie v. Hagedorn, der viel mit D. verkehrte. Auf einem der Spaziergänge, die diese drei Männer unternahmen, sprach Lessing darüber seine Verwunderung aus, daß von einer so schönen Stadt wie Dresden noch keine eingehende Beschreibung vorhanden sei, und ermunterte D., eine solche abzufassen. Da auch Hagedorn diesen Wunsch unterstützte, machte sich D. bald an die Arbeit, die er dann einige Jahre später herausgab. Freilich wurde sie vom Bauprediger Hasche, der selbst über unsere Stadt wertvolle Bücher veröffentlicht hat, im Dresdner Anzeiger heftig angegriffen, doch söhnten sich die beiden Gelehrten, die schon vor dem Streite in der Königlichen Bibliothek einander sehr nahe getreten waren, später wieder völlig aus.
D. wohnte nahe seiner Arbeitsstätte, nämlich in der Neustadt Am Markt damals Nr. 131, jetzt 5 (O.-Nr. 123). Das stattliche Haus, das die rechte Ecke der Rähnitzgasse bildet, hieß zu D's. Zeit bei den Bewohnern der Neustadt allgemein „die Sonne“, weil eine solche aus gelbem Metall über der Haustür angebracht war und noch heute dort zu sehen ist.