Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Alexandre Berthier
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[129] Nr. 138. Berthier, Alexandre, seit 1806 Fürst von Neufchâtel und Valenzia und seit 1809 Herzog von Wagram, 1753–1815. Dieser hervorragende französische Marschall, der Freund und treue Waffengefährte Napoleons, hatte sich seine ersten militärischen Lorbeeren in dem Nordamerikanischen Freiheitskriege errungen und später auch an anderen Kämpfen erfolgreich teilgenommen. Als Leiter des französischen Generalstabes mußte er seinen Kaiser auf dessen verschiedenen Feldzügen begleiten und fast immer bei Ritten oder Ausfahrten, bei der Tafel, aber auch in den Schlachten an seiner Seite weilen. Nach dem Frieden zu Tilsit von Napoleon zum kaiserlichen Prinzen ernannt, vermählte sich B. 1808 mit der Tochter des Herzogs Wilhelm von Bayern-Birkenfeld. Als der Kaiser im April 1814 zur Abdankung gezwungen und nach der Insel Elba verbannt worden war, trat B. auf die Seite Ludwigs XVIII., geriet aber bei der Rückkehr Napoleons [130] nach Frankreich im März 1815, weil völlig ratlos geworden, in eine starke geistige Verwirrung. In diesem Zustande begab er sich zu seinem Schwiegervater, der sich im Bamberger Schlosse aufhielt. Als B. am 1. Juni des letzterwähnten Jahres auf einem Austritte des Baues stehend, eine Abteilung russischer Soldaten vorüberziehen sah, machte er durch einen Sturz auf die Straße seinem Leben ein Ende.
So oft Napoleon sich in Dresden aufhielt, weilte auch B. mit hier. Bei der ersten Anwesenheit des Kaisers im Juli 1807 wohnte sein Reichsmarschall mit ihm im Königsschlosse. Dies dürfte wohl auch bei Napoleons Besuchen im Mai 1812 und 1813 der Fall gewesen sein, obgleich sichere Angaben darüber nicht zu erlangen waren. Anders wurde es, als der Kaiser am 10. Juni 1813 wieder in Dresden eintraf, das Marcolini'sche Palais bezog und, abgesehen von einer neuntägigen Abwesenheit, bis zum 15. August dort auch wohnen blieb. B. war für dieselbe Zeit das Brühl'sche Palais, Augustusstraße, zuletzt 3, zur Wohnung überwiesen worden. Doch hatte ihm Napoleon auch in seinem Friedrichstädter Palast mehrere Zimmer einräumen lassen, um den Marschall möglichst immer in seiner Nähe und zur Verfügung zu haben. Während seines letzten, freilich oft unterbrochenen Aufenthaltes in Dresden vom 26. August bis 7. Oktober war dem Kaiser und seinem Waffengefährten vom König Friedrich August erneut im Schlosse Aufnahme gewährt worden.