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besuchte er zuweilen unsere Stadt. Auch im März 1817 weilte er hier und hielt in der Gesellschaft für Mineralogie einen später durch den Druck veröffentlichten Vortrag. In diesem bot er eine „Allgemeine Betrachtung über den festen Erdkörper“ und legte auf Grund sorgfältigster Betrachtungen dar, daß alle Gesteinsbildungen der Erde lediglich dem Wasser ihre Entstehung verdanken. Mit zahlreichen hervorragenden Gelehrten stand W. in Verbindung, u. a. mit dem als Maler und fruchtbaren Fachschriftsteller bekannten königlichen Leibarzt Carus in Dresden. Letzterer berichtet im ersten Teile seiner „Lebenserinnerungen“ von dem berühmten Freiberger Mineralogen, daß dieser „in seinen Unterhaltungen scheinbar für alles andere und namentlich für Medizin ein weit größeres Interesse zu zeigen pflege, als für sein eigenes Fach, die Gebirgskunde“.

Ein Vierteljahr nach dem erwähnten Vortragsbesuche in Dresden im März 1817 kam der unverheiratet gebliebene W. wieder hierher, um sich wegen eines erneut auftretenden Unwohlseins von einem hiesigen Arzte untersuchen zu lassen. Er war im Hotel zum Goldenen Engel, jetzt Wilsdruffer Straße 7 abgestiegen, erkrankte aber bald nach seiner Ankunft heftig und erlag laut Kirchenbuch vom Jahre 1817 (im Ratsarchiv) am 30. Juni einem Leberleiden. Seine Leiche wurde in der Nacht vom 2. zum 3. Juli von zahlreichen Freunden und über hundert Fackelträgern ein Stück über das Dorf Löbtau hinaus bis an jene Stelle der Kesselsdorfer Straße begleitet, an der ein Freiberger Trauerzug ihrer wartete und den Verblichenen in seine Obhut nahm. Hier ließ im Jahre 1818 die hiesige Mineralogische Gesellschaft einen noch heute dort befindlichen, an seiner Rückwand von Basaltsäulen eingefaßten mächtigen Granitblock aufstellen, an dessen Vorderseite man die Worte liest: „Zu Werners Andenken“. Neuerdings hat man darunter am Stein ein eisernes Querband angebracht, das die Inschrift trägt:

„An dieser Stelle wurde in der Nacht vom 2. zum 3. Juli 1817
die Leiche des Königl. Sächs. Bergrathes Abraham Gottlob
Werner, geb. am 25. Sept. 1749 zu Wehrau, gest. am 30. Juni 1817
zu Dresden, des Lehrers an der Freiberger Bergakademie, des
Begründers der Geologie, unter großer Feierlichkeit an die
Vertreter des Freiberger Berg- und Hüttenwesens übergeben.“

Diese teils dem Kirchenbuche, teils der Inschrift des Denksteins entnommenen Angaben beweisen, daß die in Taggesells Tagebuch, S. 338 und 339 enthaltenen Mitteilungen, die den Tod W's. auf den 30. August und die Wegführung seiner Leiche von Dresden auf den 4. September verlegen, unrichtig sind.


Nr. 137. Daßdorf, Karl Wilhelm, 1750–1812. Nach sechsjährigem Besuche der Fürstenschule in Meißen von 1762 an studierte er in Leipzig vier Jahre Philologie und Theologie und war dort ein Lieblingsschüler von Gellert, in dessen Hause er fast täglich verkehrte. Nach Ablegung seiner Prüfung als Magister kam er 1772 nach Dresden und trat hier bei dem Geheimrat Freiherrn v. Ferber als Hofmeister ein.