Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Johann Christoph Knöffel

Joseph Anton Gabaleon von Wackerbarth-Salmour Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen (1918) von Adolf Hantzsch
Johann Christoph Knöffel
Johann George Pisendel
Wikipedia: Johann Christoph Knöffel
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[54] Nr. 63. Knöffel, Johann Christoph, Oberlandbaumeister, 1686–1752. Im Jahre 1708 wurde er staatlicher Bauaufseher, 1722 Landbaumeister und sechs Jahre später Oberlandbaumeister. Als solcher erfreute er sich der ganz besonderen Gunst Brühls. Von dieser getragen, ging K. gegen damalige Dresdner Größen des Baufaches rücksichtslos vor. Die Tätigkeit Longuelunes und de Bodis wußte er fast gänzlich einzuschränken, und daß Chiaveri, der Erbauer der katholischen Hofkirche, bereits 1749, also sechs Jahre vor deren völliger Vollendung, Dresden verärgert verließ, hatte K. ebenfalls auf dem Gewissen. Er leitete nun von 1750 bis zu seinem Tode den Bau des genannten Gotteshauses.

In unserer Stadt wurden von K. folgende Bauten errichtet, die zum Teil noch heute vorhanden sind. Für den Grafen Wackerbarth schuf er in den Jahren 1728 und 1729 das ziemlich umfangreiche Gebäude, das später den Namen Kurländer Palais erhielt, jetzt Zeughausplatz 3 (s. Nr. 62), und für seinen Gönner Brühl das herrliche Palais Augustusstraße 3 (s. Nr. 84), das 1900 dem neuen Ständehaus weichen mußte. Das von 1741–1745 aufgeführte alte Rathaus am Altmarkt ist ebenfalls ein Werk K's. Wahrscheinlich hat er auch den Plan zu dem Um- und Erweiterungsbau des Sulkowski'schen Palais an der jetzigen Landhausstraße (s. Nr. 77) geliefert, in dem nach seiner Fertigstellung von 1747 bis 1760 drei jüngere sächsische Prinzen wohnten. Nach Hasche wäre das gräflich Hoym'sche Palais, das ursprünglich die Gebäude jetzt Landhausstraße 11 und Rampische Straße 16 und 18 umfaßte, ebenfalls eine Schöpfung K's. Allerdings ist der an der letzterwähnten Straße gelegene Gebäudeteil, weil er bei der Beschießung Dresdens arg gelitten hatte, durch Krubsazius neu aufgeführt worden.

Nach dem Adreßbuche von 1738 hat K. von einem nicht bekannten Zeitpunkte an bis zu dem erwähnten Jahre in einem an der Schloßgasse gelegenen Gebäude gewohnt, doch ist er nicht dessen Besitzer gewesen, sonst würde nicht nur bei dem Bucheintrage der Vermerk „im eigenen Hause“ stehen, sondern K's. Name müßte sich auch in den Verzeichnissen der Hauswirte in den Geschoßbücherauszügen finden. Das ist aber nicht der Fall, und so konnte die Nummer dieses K'schen Wohnhauses nicht nachgewiesen werden. – Dagegen kennen wir die beiden Gebäude, in denen der Oberlandbaumeister von 1738 bis zu seinem Tode nacheinander gewohnt hat. Das erste derselben war das zwischen dem Brühl'schen Palais und dem Fürstenberg'schen Hause stehende Gebäude, zuletzt Augustusstraße 2 (O.-Nr. 2), das K. im August 1738 von seinem Landesherrn geschenkt erhalten und bis 1744 bewohnt hatte. Hundert Jahre später wurde das Haus vom Staate angekauft, mit dem Nachbargebäude Schloßplatz 1 vereinigt, und der gesamte Raum dem Finanzministerium überwiesen. 1899 erfolgte der Abbruch des Finanzhauses (s. Nr. 26). – In seinen letzten Lebensjahren wohnte K. in einem der beiden von ihm selbst aufgeführten Gebäude [55] hinter der Frauenkirche, jetzt altes Polizeihaus An der Frauenkirche 12 (s. Nr. 96). Hier ist er laut Kirchenzettel aus dem Jahre 1752 auch gestorben.