Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Gotthilf Heinrich von Schubert
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[169] Nr. 165. v. Schubert, Gotthilf Heinrich, 1780–1860. Dieser bekannte und hochbedeutende Naturforscher und Naturphilosoph hatte sich während seiner Universitätsstudien in Leipzig zunächst der Theologie, bald aber der Medizin zugewendet, war auch zwei Jahre als Arzt tätig, beschäftigte sich jedoch, nachdem er in Freiberg längere Zeit die Vorlesungen des berühmten Mineralogen Werner besucht, aus besonderer, von Schelling [170] in ihm verstärkter Neigung ausschließlich mit Naturwissenschaften. Da Sch. seine geplanten schriftstellerischen Arbeiten nicht in erwünschter Weise ausführen konnte, wenn ihm nicht eine reichhaltige Bibliothek zur Verfügung stand, kam er mit seiner Familie 1807 nach Dresden. Während er in unserer Stadt lebte, hielt er, durch seinen hiesigen Freund, den bekannten Kunstgelehrten und Altertumsforscher Karl August Böttiger dazu veranlaßt, vielbesuchte Vorträge über Gegenstände, die damals in gebildeten Kreisen lebhaft erörtert wurden, wie über tierischen Magnetismus, über Hellsehen, Träume usw. Von seinen sehr zahlreichen Werken, die Sch. veröffentlicht hat, schrieb er in Dresden die 1808 hier herausgekommene Schrift: „Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaften“, die im Laufe der Jahre mehrmals aufgelegt wurde. Ein zweites naturphilosophisches Werk: „Ahnungen einer allgemeinen Geschichte des Lebens“ konnte von Sch. in unserer Stadt nur begonnen werden. Nach seinem Weggange von hier hat der gefeierte Gelehrte mehrere ehrenvolle Stellungen bekleidet; seit 1827 wirkte er dauernd an der Universität in München als Professor der Naturwissenschaften.
Während seines fast zweijährigen Aufenthaltes in Dresden wohnte Sch. im zweiten Obergeschoß desselben Hauses, in dem sich Gerhard v. Kügelgen 1805 eingemietet hatte, nämlich in dem der Witwe Döpmann gehörigen Gebäude Halbegasse Nr. 412, vor seinem Abbruche Halbegasse 13. Seinen Raum nimmt seit den 1870er Jahren das Haus jetzt Bankstraße 4 ein. Infolge des Zusammenwohnens in einem Gebäude verband die beiden Familien v. Kügelgen und v. Schubert bald die innigste Freundschaft, die erst der Tod löste.