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und stieg im Brühl'schen Palais Augustusstraße 3 ab. Infolge des Kriegsausbruches zwischen Frankreich und Österreich hatte sich König Friedrich August mit seiner Familie bereits am 16. April nach Frankfurt a. M. begeben, und daher konnte J. bei seiner Ankunft in unserer Stadt von keinem Gliede des Hofes begrüßt werden, dafür umbrauste ihn der Jubel der hiesigen Einwohner. Am 2. Juli wohnte er in der katholischen Hofkirche der Messe bei, und am nächsten Tage hielt er auf dem heutigen Kaiser-Wilhelm-Platze über die mit ihm in Dresden eingezogenen acht Regimenter eine Musterung ab. In den zeitigen Morgenstunden des 4. Juli verließen die Truppen Dresden und wendeten sich, geführt von J., gegen den im Erzgebirge stehenden Herzog von Braunschweig. – Zum letztenmal weilte der König von Westfalen 1813 vom 22. Juni bis 1. Juli in unserer Stadt und nahm, um seinem hier weilenden Bruder möglichst nahe zu sein, seine Wohnung in dem Gartenpalais des Prinzen Max, zuletzt bis zu seinem 1890 erfolgten Abbruche Ostra-Allee 22 (O.-Nr. 678). Obgleich J. in aller Stille nachts 11 Uhr hier eingetroffen war, wollte er dem Kaiser gleich nach seiner Ankunft seine Aufwartung machen, und begab sich deshalb nach der Friedrichstadt in das Marcolini'sche Palais; er konnte jedoch seinen kaiserlichen Bruder nicht sprechen, weil dieser schlief und nicht geweckt werden durfte. Dafür verweilte J. den größten Teil des folgenden Tages bei ihm, wie denn auch weiterhin die beiden fürstlichen Brüder viel miteinander verkehrten. Es gab ja in jener kriegerischen Zeit zwischen ihnen genug Wichtiges zu erörtern. Von bedeutungsvollen Vorkommnissen ist nichts zu berichten, sondern nur zu erwähnen, daß J. mehrmals beim Kaiser, aber auch beim König von Sachsen an der Tafel teilnahm, wiederholt sowohl den auf den Ostrawiesen stattfindenden Truppenmusterungen, als auch den abendlichen französischen Lustspielaufführungen im Marcolini'schen Palais beiwohnte, bis er am 1. Juli mittags ganz still, wie er gekommen, Dresden verließ und in sein Land zurückkehrte.

Schließlich möge noch erwähnt sein, daß J's. zweite Gemahlin, die vormalige Prinzessin Katharina von Württemberg, am 18. Mai 1812 zu längerem Aufenthalte in Dresden eintraf, um an den gelegentlich der Anwesenheit ihres kaiserlichen Schwagers hier stattfindenden großen Festlichkeiten teilzunehmen. Ihr Gemahl mußte ihnen fernbleiben, weil er sich bereits in Polen bei der großen Armee befand, die nach Rußland aufbrechen sollte. Ihre Wohnung hatte die Königin, die erst am 4. Juni Dresden wieder verließ und nach Kassel zurückkehrte, im Prinzenpalais, jetzt Taschenberg 3.


Nr. 165. v. Schubert, Gotthilf Heinrich, 1780–1860. Dieser bekannte und hochbedeutende Naturforscher und Naturphilosoph hatte sich während seiner Universitätsstudien in Leipzig zunächst der Theologie, bald aber der Medizin zugewendet, war auch zwei Jahre als Arzt tätig, beschäftigte sich jedoch, nachdem er in Freiberg längere Zeit die Vorlesungen des berühmten Mineralogen Werner besucht, aus besonderer, von Schelling