Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Friedrich Wilhelm I.

Christian Schöttgen Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen (1918) von Adolf Hantzsch
Friedrich Wilhelm I.
Lorenzo Matielli
Wikipedia: Friedrich Wilhelm I. (Preußen)
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[56] Nr. 66. Friedrich Wilhelm I., Prinz, 1688–1713, zweiter König von Preußen 1713–1740. Als der sächsische Graf Flemming in politischen Angelegenheiten 1727 längere Zeit in Berlin weilte, gab ihm der preußische König den Wunsch zu erkennen, er möchte einmal die sächsische Residenz und ihre Herrlichkeiten sehen. Der bald an ihn ergangenen Einladung August des Starken, zu den im Jahre 1728 stattfindenden Karnevalsfestlichkeiten nach Dresden zu kommen, entsprach Fr. W. sehr gern, lehnte es aber ab, im Schlosse zu wohnen, weil er die höfischen Förmlichkeiten nicht liebte.

Als er am Nachmittag des 14. Januars in unserer Stadt eintraf, stieg er im Palais des Reichsgrafen v. Wackerbarth ab, das, wie auf S. 26 schon berichtet ist, den Platz des heutigen Kurländer Palais einnahm, jetzt Zeughausplatz 3. Bekanntlich wurde in der Nacht zum 18. Januar das Wackerbarth'sche Wohngebäude vom Feuer gänzlich zerstört; der König flüchtete, nur notdürftig bekleidet, in einem Wagen nach dem an der Kreuzgasse stehenden Flemming'schen Palais, dessen Raum jetzt das Gebäude Kreuzstraße 1 einnimmt (s. Nr. 42). Hier ist er auch während seiner weiteren Anwesenheit in Dresden geblieben, hat aber nicht, wie das in neueren Büchern angegeben wird, seine Wohnung in dem früheren prächtigen Flemming'schen Gebäude gehabt, das an der Stelle des heutigen alten Landhauses, jetzt Landhausstraße 16, stand.

Während der vier Wochen, die der preußische König in Dresden verlebte, gab es ihm zu Ehren von unserem Hofe veranstaltete zahlreiche, besonders glänzende Festlichkeiten, die mit Besichtigungen von hervorragenden Bauwerken und Museen der Stadt und Besuchen der Festungen Königstein und Sonnenstein und einiger Schlösser in der näheren und weiteren Umgebung Dresdens abwechselten und die F. W. augenscheinlich hoch befriedigten. Seinen Dank für die ihm erwiesenen Ehren stattete er August dem Starken dadurch ab, daß er diesem im Juni 1728 sehr wertvolle Geschenke übersandte, u. a. eine kostbare Bernsteinsammlung und einen dazu gehörigen etwa zwei Meter hohen und einen Meter breiten, im Grünen Gewölbe aufbewahrten Bernsteinschrank, ferner 22 prachtvolle Porzellanvasen, die in unserer Kgl. Porzellansammlung Aufstellung gefunden haben. [57] Vom 18. bis 25. Februar 1730 weilte König F. W. I. abermals in Dresden, um an den Schlußfestlichkeiten des Karnevals teilzunehmen. Auch diesmal besichtigte er mehrere hiesige große Bauten, u. a. das neue, dem Zeughause gegenüberstehende Gouvernementsgebäude, wobei er sich lebhaft des zwei Jahre vorher stattgefundenen Brandes des alten erinnerte, und wohnte auch mit großem Wohlgefallen der Musterung von zwei Leibgrenadier-Bataillonen bei. Sein Absteigequartier hatte er bei diesem Besuche Dresdens wiederum nicht im Schlosse, sondern bei seinem Gesandten, dem Grafen v. Truchseß, genommen, dessen Wohngebäude freilich nicht bekannt ist. (Vergl. Fr. Aster, Journal über die Anwesenheit des Königs Friedrich Wilhelm I. von Preußen in Dresden 1728. Dresdner Geschichtsblätter 1899, Nr. 1, Seite 137–146. – Lindau, II. Bd., Seite 240.)