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Vom 18. bis 25. Februar 1730 weilte König F. W. I. abermals in Dresden, um an den Schlußfestlichkeiten des Karnevals teilzunehmen. Auch diesmal besichtigte er mehrere hiesige große Bauten, u. a. das neue, dem Zeughause gegenüberstehende Gouvernementsgebäude, wobei er sich lebhaft des zwei Jahre vorher stattgefundenen Brandes des alten erinnerte, und wohnte auch mit großem Wohlgefallen der Musterung von zwei Leibgrenadier-Bataillonen bei. Sein Absteigequartier hatte er bei diesem Besuche Dresdens wiederum nicht im Schlosse, sondern bei seinem Gesandten, dem Grafen v. Truchseß, genommen, dessen Wohngebäude freilich nicht bekannt ist. (Vergl. Fr. Aster, Journal über die Anwesenheit des Königs Friedrich Wilhelm I. von Preußen in Dresden 1728. Dresdner Geschichtsblätter 1899, Nr. 1, Seite 137–146. – Lindau, II. Bd., Seite 240.)


Nr. 67. Matielli, Lorenzo, 1688–1748. Wahrscheinlich ist dieser berühmte Bildhauer, der bereits in Italien, mehr noch in Wien, herrliche Kunstwerke geschaffen hat, ehe er in unsere Stadt kam, auf Chiaveris Empfehlung 1738 nach Dresden berufen worden. Hier sollte er für den geplanten Bau der katholischen Hofkirche sämtliche Bildsäulen und den übrigen bildnerischen Schmuck anfertigen. M., Hofbildhauer, bekleidete seit 1742 auch das Amt als Inspektor über die Antiken und die anderen Standbilder. Von seinen in Dresden geschaffenen Werken seien zunächst erwähnt die zwei weit überlebensgroßen Figuren der Weisheit und der Wachsamkeit vor dem Eingange des 1900 abgebrochenen Brühl'schen Palais an der Augustusstraße, jetzt in der Kunstgewerbeschule aufgestellt, dann ein Apoll und eine Diana, die den Garten der Gräfin Moczynska schmückten, und schließlich der großartige Neptunbrunnen. M. hat ihn in den Jahren 1741–1744 für den Minister Brühl geschaffen, der ihn mit anderen herrlichen Steinbildwerken in dem hinter seinem Friedrichstädter Palais gelegenen umfangreichen Garten aufstellen ließ. Leider verfiel das Kunstwerk zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, erfuhr jedoch 1874 bis 1875 auf Kosten der Stadt eine gründliche Wiederherstellung und ist mit seinen Wasserkünsten seitdem während des Sommerhalbjahrs an einigen Tagen der Woche zu besichtigen. M's. Hauptschöpfung sind die 78 Sandsteinfiguren in doppelter Lebensgröße für die katholische Hofkirche. Die in Büchern wiederholt ausgesprochene Behauptung, der Maler Torelli habe für diese Bildwerke die Entwürfe geliefert, ist auf Grund neuer Forschungen nicht mehr aufrechtzuerhalten.

Seine Wohnung und seine Arbeitsstätte hatte M. anfangs in der Neustadt. Hasche berichtet I, Seite 542, wörtlich darüber: „Die Pfarrgasse (jetzt Heinrichstraße) geht von der Allee oder Hauptstraße bis auf den freien Platz an der Königstraße, wo rechts das letzte Haus linker Hand . . . das beste Haus der Gasse ist. Gehört Oberrechnungsrat Thielemann. Ursprünglich baute dieses Haus der italienische Bildhauer Matielli, daher auch, um mehr freies Licht zu haben, das kleinere Vordergebäude, seine Werkstatt, vor dem Hause liegt. Hier hat er die meisten Statuen für die katholische Hofkapelle gearbeitet. Als er starb, verkaufte der König dieses Haus an Brühl, durch den es wenige Jahre darauf an