Textdaten
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Autor: Emil Barthel
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Titel: Grüssen lassen
Untertitel:
aus: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. S. 357
Herausgeber: Maximilian Bern
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Otto Eisner
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Commons = Google-USA*
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[357]

Grüssen lassen.

Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute;
Mittagsglocken-Ton erklingt
Hell von jeder Seite.

5
Geht ein schmucker Leutenant

Linden lang spazieren,
Röschen muss der Zufall ihm
Grad entgegen führen.

Leutnant, dem wie Wasser sonst

10
Redensblumen spriessen,

Sagt, um doch nicht stumm zu sein:
»Fräulein, soll Sie grüssen!«

»Grüssen mich?« schön Röschen fragt,
Hemmend ihre Schritte,

15
»Wer hat meiner wohl gedacht?

Sprechen Sie, ich bitte!«

»Fräulein«, sagt der Leutenant,
Schlenkernd seine Beine,
»Wer galant Sie grüssen lässt?

20
Nun denn: Heinrich Heine.«


»Heinrich Heine? Wenn ich nur
Recht verstanden habe!
Heinrich Heine, werter Herr,
Ruht ja längst im Grabe!«

25
Seines Schnurrbarts Spitzen dreht

Leutenant gewichtig,
Und sagt dann voll Majestät:
»Fräulein, das ist richtig.

Doch er sagt in einem Lied,

30
Einem zarten, süssen:

Wenn Du eine Rose siehst,
Sag’, ich lass sie grüssen!« –


Emil Barthel.