Goeckingk an Bürger
Verdamte Versemacherei!
Was hast du angerichtet?
Uns unsers Lebens einzgen Mai
Zum Kukuk hingedichtet?
Sind wir nicht brave Thoren,
Daß wir mit selbst gemachter Qual
Den schönen Mai verloren?
Was hat man von dem Dichten? hum!
Gekant zu seyn vom Publikum? –
Ich dachte was mir wäre!
Exempli gratia, es spricht,
Wann grosse Herren schmausen,
Amtman zu Wölmershausen?
Ein Fräulein thut dir wol sogar
Die Gnad’ und fragt nicht minder:
Trägt denn der Bürger eigen Haar?
Dort räuspert sich ein zarter Herr,
Der Zirkel spizt die Ohren!
Und ach! mit scheuslichem Geplärr
Notzüchtigt er Lenoren.
Hör’ Einer nur das Fluchen!
Den Man – ist Wölmershausen weit? –
Den Man mus ich besuchen!“
Und eh’ Herr Bürger sich’s versehn,
Bagaft ihn, freuet sich gar schön,
Läst sich zum Essen bitten,
Kritiket Männer, gros und klein,
Thut greulich hochgelahret,
Den du für mich gesparet;
Lobt mächtig dir sein gutes Herz,
Wil Freundschaft mit dir treiben,
Und droht sogar – o Höllenschmerz! –
Das macht, manch ehrliches Journal
Lies bas dein Lob erschallen;
Allein, wann las denn wol einmal
Herr Bürger Eins von allen?
Dich liess’ in Kupfer stechen:
Was hilft’s? was hörst du? wenn von dir
Die Leut’ ein Weilchen sprechen?
Was hast du von dem allen? Sklav!
Ist’s kürzlich dies: Despotenschlaf,
Und Inquisitenblässe.
Hör’ auf! Ich gab mein Herz dir hin
Eh du ein Blat geschrieben;
Wird dich noch lieber lieben.
Hör’ auf! Als Dichter kent man dich,
Als Mensch lebst du verborgen;
Kein Christenkind bekümmert sich
Ja! Herr! und solt’ er den Homer
In Versen übersezen:
Drob werden ihn kein Haarbreit mehr
Die Herrn Minister schäzen.
Amtman zu Wölmershausen.
Drum, trauter Bürger, sey kein Thor,
Kom her und las uns schmausen!