Textdaten
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Autor: Gottfried August Bürger
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Titel: Die Umarmung
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aus: Gedichte, S. 243–246
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum: 1776
Erscheinungsdatum: 1778
Verlag: Johann Christian Dieterich
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Erscheinungsort: Göttingen
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
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Quelle: Commons
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Die Umarmung.
Im Herbst 1776.


     Wie um ihren Stab die Rebe
Brünstig ihre Ranke strikt,
Wie der Epheu sein Gewebe
An der Ulme Busen drükt;

5
     Wie ein Taubenpaar sich schnäbelt,

Und auf ausgeforschtem Nest,
Von der Liebe Rausch umnebelt,
Haschen sich und würgen läst:

     Dürft’ ich so dich rund umfangen!

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Dürftest du, Geliebte, mich! –

Dürften so zusammenhangen
Unsre Lippen ewiglich! –

     Dann, von keines Fürsten Male,
Nicht von seines Gartens Frucht,

15
Noch des Rebengottes Schaale,

Würde dann mein Gaum versucht.

     Sterben wolt’ ich im Genusse,
Wie ihn deine Lippe beut,
Sterben in dem langen Kusse

20
Wollustvoller Trunkenheit. –


     Kom, o kom und las uns sterben!
Mir entlodert schon der Geist.
Fluch vermachet sey dem Erben,
Der uns von einander reist!

25
     Unter Myrten, wo wir fallen,

Bleib’ uns Eine Gruft bevor!
Unsre Seelen aber wallen
In vereintem Hauch’ empor;

     In die seligen Gefilde,

30
Voller Wolgeruch und Pracht,

Denen stete Frühlingsmilde
Vom entwölkten Himmel lacht;

     Wo die Bäume schöner blühen,
Wo die Quellen, wo der Wind,

35
Und der Vögel Melodieen

Lieblicher und reiner sind;

     Wo das Auge des Betrübten
Seine Thränen ausgeweint,
Und Geliebte mit Geliebten

40
Ewig das Geschik vereint;


     Wo nun Phaon[1], vol Bedauren,
Seiner Sapho sich erbarmt;
Wo Petrarka[2] ruhig Lauren
An der reinsten Quell’ umarmt;

45
     Und auf rundumschirmten Wiesen,

Nicht von Argwohn mehr gestört,
Glüklicher bei Heloisen
Abälard[3] die Liebe lehrt. –

     O des Himmels voller Freuden,

50
Den ich da schon offen sah! –

Kom! Von hinnen las uns scheiden!
Eia! wären wir schon da!

Anmerkungen (Wikisource)

  1. siehe Phaon bei Wikipedia
  2. siehe Francesco Petrarca bei Wikipedia
  3. siehe Petrus Abaelardus bei Wikipedia